Malerei-Ausstellung in Frankfurt

Das Archipel 80er harrt seiner Wiederentdeckung

Das Städel Frankfurt entdeckt die 80er und ihre figurative Malerei

Eine Revision der figurativen Malerei der 80er hat das Städel Museum vor und schickt schon mal eine Künstlerliste, die überaus heterogen wirkt. Manche Namen sind vergessen, andere halten sich in der Erinnerung, etwa Walter Dahn, Jiří Georg Dokoupil oder Christa Näher, während Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Andreas Schulze oder Georg Herold nach wie vor im Kunstbetrieb sehr präsent sind. Die Ausstellung zeigt auch Künstler, die als angebliche Fließbandmaler regelrecht verrufen sind. Zu Unrecht, wie die Schau mit rund 100 Werken von 27 Malern der BRD-Nachkriegsgeneration belegen soll.

Das Etikett "Neue Wilde", das einigen von ihnen aufgeklebt wurde, klingt nach zweitem Aufguss – Ernst Ludwig Kirchner reloaded. Zu anderen Schlagwörtern wie "Galerie am Moritzplatz", "Hetzler-Boys" oder "Mülheimer Freiheit" ergeben sich zwar Assoziationen, darunter durchaus positive, aber es fehlt ein Begriff, der zumindest im Ansatz festhält, was die Kunst dieser Generation auszeichnet, die dem Kunstmarktcrash von 1990 weitgehend zum Opfer fiel. Das bestätigt Kritiker, die damals Eintagsfliegen am Werk sahen und die Neue Figuration als "rückwärtsgewandt" in ihrer "scheinbaren Kreation von Einheit und Ganzheit" (Benjamin Buchloh) schmähten.

Städel-Kurator Martin Engler betont das Gegenteil, wenn er in den Brüchen dieser Malerei, ihrem Collage-Charakter, eine Anbindung an die Neoavantgarde erkennt. "Sie ist nicht weniger als die Fortführung der Konzeptkunst mit malerischen Mitteln", sagt der Kunsthistoriker und plädiert für eine Neubewertung der Periode und ihrer Protagonisten. So sei zum Beispiel dem Maler Salomé im Lauf der Ausstellungsgenese ungeahnte Bedeutung zugewachsen, "seine homoerotischen Werke waren ein bewusster Tabubruch und sind explizit politisch". Das Archipel 80er harrt seiner Wiederentdeckung.