Chinas Premier besucht Berlin

Ai Weiwei hofft auf Hilfe der Kanzlerin

Peking (dpa) - Der chinesische Künstler Ai Weiwei hofft auf Unterstützung von Kanzlerin Angela Merkel. Es wäre hilfreich, wenn Merkel beim Besuch des neuen chinesischen Ministerpräsident Li Keqiang am Wochenende in Berlin seine Situation ansprechen würde, sagte der Regimekritiker am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Die internationale Gemeinschaft müsse Druck auf die Führung in Peking ausüben, um die Lage kritischer Intellektueller in China zu verbessern. Viele Andersdenkende seien in Haft.

Die Polizei halte weiter seinen Pass zurück, so dass er das Land nicht verlassen könne. «Die neue Regierung würde Selbstvertrauen demonstrieren, wenn sie Künstlern wie mir erlauben würde, die Freiheit zu haben, überall hinzureisen.» Schon seine Freilassung aus der Haft 2011 führt der berühmte Kritiker auf deutsche Intervention zurück. «Ich glaube, es hatte mit Merkels Gesprächen mit (dem damaligen Ministerpräsidenten) Wen Jiabao zu tun.»

Jüngst habe ihn der deutsche Menschenrechtsbeauftragte Markus Löning (FDP) in Peking besucht. «Er zeigte seine Besorgnis über mich und meine Situation.» Löning war vergangene Woche aus Anlass des bilateralen Menschenrechtsdialogs in China. «Ich hoffe, Merkel kann sich der Sache annehmen», sagte Ai Weiwei, dem ein Angebot für eine Gastprofessur der Universität der Künste (UdK) in Berlin vorliegt.

Ai Weiwei zeigte sich besorgt über die Lage kritischer Intellektueller in China. «Viele sind im Gefängnis, weil sie abweichende Meinungen geäußert haben», sagte der Künstler. Er sei auch «nicht optimistisch», ob sich mit der neuen kommunistischen Führung etwas ändern werde. «Ich glaube, nur wenn die internationale Gemeinschaft stärker ihre Besorgnis äußert, wird die Regierung der Situation Aufmerksamkeit schenken.»

Ai wird weiter die Ausreise verweigert

Mit seinem diese Woche erschienenen Musikvideo «Dumbass» (Dumpfbacke) wolle er das Unterdrückungssystem anprangern. «Es zeigt einen Teil der Wahrheit über das System, das Stabilität wahren soll - eben durch starken Druck auf Meinungsäußerung.» In dem Video verarbeitet der 55-Jährige seine Gefangenschaft 2011. Er hatte 81 Tage in Haft verbracht. Ihm wurden Steuervergehen vorgeworfen. Den wahren Hintergrund vermutet seine Familie in seiner Kritik am kommunistischen Regime. Bis heute wird ihm die Ausreise verweigert.

Chinas neuer Ministerpräsident Li Keqiang beginnt am Sonntag einen zweitägigen «Antrittsbesuch» in Berlin. In seiner Begleitung ist ein wichtiger Teil seiner neuen Regierungsmannschaft: Außenminister Wang Yi, der seinen deutschen Amtskollegen Guido Westerwelle (FDP) trifft, sowie Handelsminister Gao Hucheng und der Chef der mächtigen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), Xu Shaoshi, die von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) empfangen werden.