Wasserwandeln im See

Christos "Floating Piers" geöffnet

Zwei Jahre Vorlaufzeit, monatelange Vorarbeiten: Christos Projekte sind aufwendig und spektakulär. Nun öffnen seine schwimmenden Stege im Iseo-See für das Publikum. Das Interesse ist gewaltig

ber das Wasser wandeln - das macht seit Samstag die spektakuläre Installation "Floating Piers" des 81-jährigen Künstlers Christo im norditalienischen Iseo-See möglich. Zahlreiche Menschen spazierten bereits kurz nach Öffnung am Morgen über die drei Kilometer langen schwimmenden Stege, die mit gelb-orange schimmerndem Polyamidgewebe überzogen sind. Bis zum 3. Juli werden rund eine halbe Million Menschen erwartet, die das 15 Millionen Euro teure Kunstprojekt erleben wollen.

Christo und sein Team hatten in den vergangenen Monaten 220 000 Schwimmwürfel aus Kunststoff zusammengeschraubt und dann mit dem dahliengelb-schimmernden Polyamidgewebe überzogen, das in Münster hergestellt und in Lübeck vernäht worden war.

Die Besucher sollten das Werk "mit allen Sinnen" genießen und wie einen "Boulevard" im Wasser betrachten, der zu ausgedehnten Spaziergängen einlade - am besten barfuß, sagte Christo der Deutschen Presse-Agentur. 

Die Stege, die nicht schaukeln, sondern die Bewegung des Wassers in sich aufsaugen, sind drei Kilometer lang und 16 Meter breit. Sie wurden von Tauchern mit 190 tonnenschweren Ankern auf dem Grund des Sees befestigt. Sie verbinden den Ort Sulzano auf dem Festland mit der Insel Monte Isola und von dort mit dem kleineren Eiland San Paolo. Die meisten Hotels in der Region sind schon seit Wochen ausgebucht.

Christo ist weltweit berühmt für spektakuläre Großprojekte und Verhüllungsaktionen, die er jahrzehntelang gemeinsam mit seiner 2009 gestorbenen Frau Jeanne-Claude verwirklicht hat. Zu den bekanntesten Werken gehören "Der Verhüllte Reichstag" (Berlin 1995), "Surrounded Island" (Florida 1983) und "The Gates" (New York 2005). In Italien hatten Christo und Jeanne-Claude zuletzt 1974 ein Großprojekt durchgeführt. Damals verpackten sie einen Teil der Aurelianischen Mauer.

Ein Interview mit dem Künstler lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Monopol