"Destination Wien 2015"

Da liegt was in der Luft

In der Mammutausstellung "Destination Wien" setzt die dortige Kunstszene ihre Duftmarke

Alle fünf Jahre zeigt die Kunstszene von Österreichs Hauptstadt mit einer großen Ausstellung, was sie kann – diesmal mit einem neuen Konzept. Während früher unter dem Motto "Lebt und arbeitet in Wien" internationale Kuratoren geladen waren, eine Art Best-of der hiesigen Kunst auszuwählen, hat jetzt Kunsthallen-Chef Nicolaus Schafhausen mit seinem Team einen Open Call gestartet. "Wir wollten keine Leistungsschau, sondern die Diversität der künstlerischen Richtungen zeigen", sagt Lucas Gehrmann, einer der Kuratoren. "Wichtig war, dass nicht primär Leute zu Wort kommen, die man ohnehin oft sieht, sondern dass man auch Entdeckungen machen kann."

Das neue Motto lautet "Destination Wien", was die internationale Perspektive von vornherein mit einbezieht: Die Stadt wird als Ziel von Künstlern (und hoffentlich auch Besuchern) aus aller Welt verstanden. 650 Künstler reichten Vorschläge ein, aus denen ein Teil der Arbeiten ausgewählt wurde. Andere wurden direkt von den Kuratoren eingeladen oder von Galerien empfohlen. Zu sehen ist die Mammutschau mit rund 70 Positionen in der gesamten Kunsthalle im MuseumsQuartier, die Dependance am Karlsplatz wird vor allem mit Performances bespielt. Durch Kooperationen mit Galerien und Off-Spaces erstreckt sich die Ausstellung zusätzlich in die Stadt hinein.

"Destination Wien" stellt viele Nachwuchskünstler vor, aber Alter ist kein Ausschlusskriterium: Der älteste Teilnehmer, Konzeptkünstler Josef Bauer, wurde 1934 geboren. Und der inhaltliche rote Faden der heterogenen Präsentation? Er soll aus dem hervorgehen, was allen Positionen gemeinsam ist: der Bezug zu Wien, die Frage, wie hier Kunst und Gesellschaft zusammenwirken, wie die Kunstszene kommuniziert, sich reibt, vielleicht auch streitet. Heribert Friedl wird etwa eine Wand mit Duftstoffen bearbeiten: Kratzt und schabt der Besucher daran, strömen Wiener Gerüche durch die Ausstellungshalle. Birgit Zinner lädt Sammler ihrer eigenen Werke zu einer selbstironischen Talkshow ein. Und Melitta Moschik markiert auf Satellitenbildern die kulturellen Hotspots der Erde. Wien darf dabei nicht fehlen.