„Die Schönheit ist mit dem modernen Leben nicht vereinbar.“ Dass Gustave Flaubert mit dieser Aussage schon im 19. Jahrhundert die Folgen der Globalisierung vorwegnahm, begreift man nicht erst durch David Goldblatts Fotografien aus Südafrika. Längst wissen wir, wie charmant Coca-Cola-Plakate auf brüchigen Betonbauten mitten in der Wüste aussehen. Doch Goldblatts Bilder wirken wie ein ästhetischer Extrakt aus politischen Entscheidungen, die vor allem eines hervorgebracht haben: Ruinen. Von Gebäuden, Landschaften, Menschen.
Dabei haben es doch alle nur gut gemeint. Die Apartheid wurde ab 1990 abgeschafft, 1994 fanden die ersten freien Wahlen für alle Südafrikaner statt – weg mit den Kontrasten, die Goldblatt in seinen Schwarz-Weiß-Aufnahmen in den 70ern so eindringlich dargestellt hatte. Da zeigt der weiße Künstler einsame Monumente, Hütten, Landstriche, porträtiert Schwarze, die musizieren, oder Weiße, die auf der Veranda spielen. Er bannt sie in präzisen Kompositionen, in stillen Spielen mit Linien und Schatten: All das, wofür Jeff Wall ganze Filmsets baut, holt Goldblatt allein aus dem Augenblick heraus.
Später, nach seiner Arbeitspause während der Umbruchzeit, kehrt er an diese und ähnliche Orte zurück. Er fotografiert nun digital und in Farbe – die passende Ästhetik zur bunten neuen Welt. Doch die Gegenüberstellungen der alten und aktuellen Bilder in dieser Einzelausstellung in Porto verursachen ein bitteres Gefühl: Die Schwarzen hocken heute in Jeans auf Asphaltstraßen, mit müden, unsicheren Blicken. Als würden sie von der Demokratie nichts als den Zynismus eines gigantischen, globalen Markts mitbekommen. Als hätte das Unrechtssystem der Apartheid ihnen zumindest eine Orientierungshilfe, einen Feind, eine Art von Stolz gegeben. Goldblatt stellt dem Betrachter die heikle Frage, wie gut und gerecht Demokratie eigentlich wirklich ist. Aber er tut dies ohne moralischen Zeigefinger und schafft mit seinem Gefühl für den Augenblick am Ende: Bilder voller Schönheit.