Der König der Leerverkäufer

Wenn dieser Mann seine Hände im Spiel hat, riecht es nach Friedhof. James Chanos (Porträt: Shirin Neshat) ist der führende Bestattungsunternehmer der Finanz­welt, und so kann es kaum verwundern, dass er sich jüngst auch den Kunstmarkt vorknüpfte. Chanos’ Firma Kynikos Associates trägt ihr zynisches Geschäftsmodell bereits im Titel.

Als Kynikos-Geschäftsführer betreibt der Hedgefonds-Manager Baissespekulation im großen Stil – jenes kurzfris­tige Manöver, in dem Aktienpakete geliehen, verkauft und zurück­gekauft werden, um die Verlustmarge für sich in Gewinn umzumünzen. Chanos wittert angeschlagene Firmen schon im Anfangsstadium und ist so zum König der Leerverkäufer aufgestiegen.

Als die meisten Kollegen noch an die Krisenfestigkeit des Kunstmarkts glaubten, setzte Chanos im vorigen November auf den Niedergang der Sotheby’s-Aktie. Und siegte, als der Kurs des Auktionshauses ins Bodenlose plumpste – von 60 auf dürre acht Dollar. Chanos’ zynischer Kommentar: „Das war wirklich kein Kunststück.“ Es gibt – da macht die Kunstwelt keine Ausnahme – immer einen Gewinner unter vielen Verlierern.