Design-Art: Viel Marketing, wenig Sitzkomfort

„At Your Own Risk“ heißt ein Stuhl des israelischen Designers Ron Arad, zu sehen in einer Ausstellung mit dem Namen „Please Do Not Sit“, die von der Pariser Galerie Tools konzipiert wurde. Die Titel sprechen für sich: Lampen sind nicht mehr dazu da, Licht zu spenden, Stühle laden nicht zum Sitzen ein, Tische sehen aus wie Skulpturen. Eine neue Strömung im Möbeldesign schert sich wenig um serielle Produktion, Vertrieb und Nutzwert und schielt stattdessen auf den Kunstmarkt. Sie hat auch schon einen werbewirksamen Namen: Design-Art. Dank dieses Labels orientieren sich die Preise an denen zeitgenössischer Kunst. Ohne die Suggestion einer Verwandtschaft zur Skulptur hätte der „Cinderella“-Tisch des Nachwuchsdesigners Jeroen Verhoeven im Juni wohl kaum 253 000 Dollar bei Phillips de Pury in Paris eingebracht. Vor zwei Jahren hatte ein ähnliches Exemplar bei Sotheby’s gerade mal 42 000 Dollar erzielt. Die Designer drängen also auf den Kunstmarkt, während Möbel aus Künstlerateliers weiterhin ignoriert werden. Das Marktecho auf die Arbeiten von César oder François Arnal von der Pariser Werkgemeinschaft Atelier A ist jedenfalls äußerst gering, und Donald Judds Stühlen ergeht es nicht besser. Unfair, oder?