DVD: „Olafur Eliasson – Space is Process”

Die Kunst bist du

Gerade hat er seinen Quadriga-Preis zurückgegeben, um (erfolgreich) gegen die geplante Auszeichnung des russischen Premiers Putin zu protestieren. Dem demokratischen Anliegen der Kunst von Olafur Eliasson geht eine neue DVD nach

Ihn scheint nichts und niemand aus der Fassung zu bringen. Seelenruhig hängt Olafur Eliasson über einem Gletscherloch in seiner isländischen Heimat, um das Naturschauspiel zu fotografieren. Oder er quittiert ohne nennenswertes Mienenspiel niederschmetternde Nachrichten, die sein New Yorker Wasserfallprojekt betreffen.

Bereits 2010 ist mit „Olafur Eliasson – Licht-Raum-Zeit“ ein Film von Hendrik Lundø und Jacob Jørgensen über den Künstler auf Arte gezeigt worden. Bei der neuen DVD „Space is Process“ handelt es sich um eine um 20 Minuten erweiterte Fassung. Fünf Jahre lang haben die dänischen Filmautoren Eliasson begleitet. Sie zeigen den steinigen Weg zu den schließlich doch in den Hudson River sprudelnden Wasserfällen. Weiter gewährt der Film Einblicke in Eliassons Berliner Factory und zeigt ihn beim Aufbau seiner großen Einzelschau im New Yorker MoMA.

Privates wird nicht unbedingt ausgeklammert – so ist Eliasson mit seinen beiden Adoptivkindern zu sehen. Doch das sind Randnotizen. Eliasson selber stellt im Film klar, dass persönliche, existenzielle Fragen nicht Bestandteil seiner Kunst sind. Die aufs Publikum zugeschnittene Wirkungsdramaturgie wird in den Szenen aus der Tate Modern am deutlichsten. Schön anzusehen, wie die Leute durch Eliassons „Weather Project“ (2003/04) in London im wahren Wortsinn bewegt werden. Aus Besuchern werden Partizipanten. Ein paar kritische Einwände, was Eliassons zeitweilige Nähe zur Eventkultur betrifft, wären indes wünschenswert. Nur, um die Diskussion zu bereichern.

Die Kunst bist du: ein anti-elitäres Credo, dazu ein uneitler Fädenzieher (und wir hoffen, dieses vom Film transportierte Bild stimmt). Doch die Werkschau wirkt einschläfernd. Lundø und Jørgensen lassen wenig von der Faszinationskraft einzelner Werke spüren, weil sie viele zu viele Projekte kurz anreißen, statt bei wenigen in die Tiefe zu gehen. Die Ausnahme bilden die breit behandelten Wasserfälle, die nicht zu Eliassons besten Arbeiten gehören („Drip Drip Sploosh“ lästerten singend die Southern Mothers). „Olafur Eliasson – Space is Process“ plätschert vor sich hin wie ein Zimmerspringbrunnen.

„Olafur Eliasson – Space is Process”, 76 min, erscheint via Indigo/Good!Movies am 29. Juli 2011 und wird 16,99 Euro kosten