Drei Fragen an Christian Boltanski

 

 

Herr Boltanski, nach Anselm Kiefer und Richard Serra sind Sie der dritte Künstler, der in der „Monumenta“-Reihe den Grand Palais in Paris bespielen wird. Sie haben Ihre Arbeit „Per-sonnes“ genannt – was verbirgt sich dahinter?
„Personnes“ ist im Französischen ein merkwürdiges Wort, es bedeutet sowohl „niemand“ als auch „Leute“. Meine Arbeit wird das gesamte Schiff des Grand Palais füllen, es geht um den Zufall und das Schicksal, das Leben und den Tod.

Woraus genau besteht Ihre Installation?

Zunächst einmal war mir wichtig, dass der Betrachter nicht nur vor dem Werk steht, sondern es buchstäblich betreten kann. Die Arbeit besteht aus einem meterhohen Berg aus getragener Kleidung und einem Kran, der in die Stoffe fährt und sie immer wieder neu hinabfallen lässt. Dazu kommen Klangelemente, die Herzschläge wiedergeben.

Das klingt schwer existenzialistisch.

Wissen Sie, wenn man älter wird und auf seinen Weg zurückschaut, fragt man sich, warum einige Menschen tot sind, andere noch leben und einen begleiten. Dieses Gefühl der Vergänglichkeit und der Einzigartigkeit jeder Existenz soll auch meine Arbeit wachrufen. Deshalb war es mir auch wichtig, dass nichts aus dieser Installation verkauft werden kann und das gesamte Werk anschließend vernichtet wird. Für mich ist es wie eine Partitur in der klassischen Musik: Die Arbeit wird wiederaufgeführt werden, unter anderem auf der New Yorker Armory Show im kommenden Frühjahr, aber dann werden es andere Stoffe von anderen Menschen sein. Eine Neuinterpretation des gleichen Themas.

Grand Palais Paris, 13. Januar bis 21. Februar