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Die Erfindung der Pressefotografie

Eine Berliner Ausstellung zeigt anhand von Pressebildern die Entstehung einer fotografischen Öffentlichkeit

Ferne Länder und aufregende Filmstars, Rennautos, Flugzeuge und der Zeppelin - mit ihren Fotos erreichte die "Berliner Illustrierte Zeitung" ("BIZ") in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Millionenpublikum - und revolutionierte den Journalismus. Ende der 30er Jahre verkaufte das Blatt fast zwei Millionen Exemplare. Die "BIZ"-Reporter waren weltweit unterwegs. In Berlin baute der Ullstein-Verlag damit eines der bedeutendsten Bildarchive auf.

Das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin zeigt rund 340 Bilder aus dem Ullstein-Archiv. Mit historischen Originalabzügen zeichnet die "Die Erfindung der Pressefotografie" die Entstehung des Berufs des Fotoreporters und Ullsteins publizistische Macht nach, wie das DHM mitteilte. Unter dem Namen Ullstein Bild bewahrt heute das Archiv, das zum Medienhaus Axel Springer gehört, rund 3,5 Millionen Fotos auf.

Mit dem von Leopold Ullstein (1826–1899) 1877 gegründeten Verlag entstand zur Jahrhundertwende eines der größten Zeitungs- und Zeitschriftenhäuser Europas. Vom Firmensitz in der Kochstraße wurden neben der "BIZ" auch erfolgreiche Titel wie "Die Dame", "Tempo", "Der Querschnitt" und "Uhu" herausgegeben.

Die Nachfrage nach Fotografien schuf den Beruf des Pressefotografen, neue Technik erlaubte den leichteren und schnelleren Einsatz am Ort des Geschehens. "Immer etwas Neues zu zeigen", hieß das Konzept des langjährigen Chefredakteurs Kurt Korff, mit dem er auch die Grundlagen für den wirtschaftlichen Erfolg der "BIZ" legte.

Reporter wie Erich Salomon, der mit seiner lichtempfindlichen Leica die Hinterzimmer der Politik fotografierte, oder Martin Munkacsi mit seinen aus der Vogelperspektive aufgenommenen Motiven prägten das Blatt. Atelierfotografen wie Yva (Else Neuländer-Simon) und Mario von Bucovich lieferten aus ihren Studios rund um den Kurfürstendamm mit Aufnahmen von Models und Schauspielern reichlich Glamour.

Die Ausstellung zeigt auch Bilderstrecken aus Reise- und Abenteuerberichten, die in der "BIZ" in Fortsetzungen veröffentlicht wurden. Bildredakteure trafen die Auswahl und prägten damit das Erscheinungsbild der Massenblätter.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Ullstein 1934 "arisiert" und fortan als Propaganda-Organ der Nazis eingesetzt. Titel wurden eingestellt, jüdische Mitarbeiter und die Familie Ullstein mussten emigrieren. In der "BIZ" nahm der Anteil der politischen Berichte deutlich zu, auch die antisemitische Propaganda. Wohl unfreiwillig dokumentierte ein Fotobericht in der "BIZ" von 1940 über das Ghetto von Lublin das Schicksal der Juden im Nationalsozialismus.