Schloss Versailles

Gegen den Prunk der Jahrhunderte

Thronfolger von Jeff Koons: Xavier Veilhan macht Frankreich im Schloss Versailles den Hof

Als Jeff Koons im vergangenen Jahr im Schloss in Versailles ausstellte, mochte das französische Publikum aus guten Gründen Vorbehalte haben: Ein Großteil der Werke kam aus der Sammlung des Luxusgütermagnats François Pinault, und die Ausstellung war vom Ex-Kultusministers und Ex-Pinault-Berater Jean-Jacques-Aillagon in die Wege geleitet worden, der heute der Institution Versailles vorsteht. In der Wirtschaft nennt man dieses Hin und Her zwischen staatlichen und privaten Funktionen „Pantouflage“. Der Vorwurf war also schnell gefunden: Interessenvermischung!

Jetzt wird in der einstigen Mitte Frankreichs das Zepter weitergereicht an Xavier Veilhan: Ende dieser Woche eröffnet er in Versailles eine Skulpturenausstellung. Der 46-Jährige ist eher Staatskünstler, arbeitete viel für die öffentliche Hand und gilt in Frankreich als einer der wichtigen Künstler der jüngeren Generation, der – darin gleicht er Koons – auch etwas von Pop versteht (er hat etwa das Electropopduo Air als gläserne Statur hergestellt).

Im Gegensatz zum Amerikaner, hat Veilhan alle seine Werke speziell für diese Ausstellung konzipiert. Die Ausstellung folgt der zentralen Achse, der klassisch angelegten Symmetrie der Architektur und des Gartens: Eine drei Tonnen schwere Stahlskulptur in Form einer von sechs Pferden gezogenen lila Kutsche ziert den Vorhof, im Marmorhof hat Veilhan den Kosmonauten Juri Gagarins gebettet, die Statuen von berühmten Architekten wie Oscar Niemeyer, Norman Foster oder Jean Nouvel stehen im von Le Nôtre geschaffenen Garten. Und dann hat der Künstler noch die 120 Meter hohe Fontäne des Apollobrunnens versetzt.

Was das alles soll? In den kommenden drei Monaten werden wahrscheinlich weit mehr als 1,5 Millionen Zuschauer Versailles besuchen und sich dabei Veilhans Werke ansehen. So wird es 1,5 Millionen Antworten auf die Frage geben, ob sich die disparate Kunst von Xavier Veilhan in das in Jahrhunderten gewachsene disparate Ensemble von Versailles einfügt oder nicht. Im besten Fall kann Xavier Veilhan sich aus dem Schatten von Jeff Koons lösen und zeigen, dass auch seine Werke dem Prunk der Jahrhunderte standhalten.

13. September bis 13. Dezember 2009