Ex-Museumschefs

"Gesetz zum Kulturgutschutz stoppen"

Ein neues Gesetz soll den Kunstexport aus Deutschland erschweren. An dem Vorhaben scheiden sich die Geister. Vor dem endgültigen Votum der Bundesländer protestieren frühere Museumsdirektoren

Wenige Tage vor Verabschiedung eines Gesetzes zum Kulturschutz in Deutschland werden die Stimmen gegen das Vorhaben lauter. Ehemalige Direktoren deutscher Museen appellierten an die Länderchefs, das geplante Gesetz zu stoppen. Das Vorhaben, mit dem "national wertvolles Kulturgut" vom Export ausgeschlossen werden soll, werde einen großen Schaden anrichten, heißt es in einem Offenen Brief. Der Bundesrat will an diesem Freitag (8. Juli) abschließend über das Gesetz abstimmen.

Das Aktionsbündnis Kulturgutschutz forderte unterdessen den möglichst raschen Aufbau eines Internetportals zum Kunsthandel. Die Datenbank müsse über die Vorschriften ausländischer Staaten zur Ausfuhr von Kulturgütern informieren, verlangte das Bündnis am Dienstag. Vorher dürfe das vom Bundestag bereits beschlossene Gesetz nicht in Kraft treten. "Denn ohne Datenbank ist ein rechtssicherer Kulturimport nicht möglich", so das Bündnis zahlreicher Kunst- und Kulturverbände.

Die früheren Museumsdirektoren erklärten, seit Bekanntgabe der Projekts würden immer mehr Kunstwerke und historische Zeugnisse ins Ausland gebracht. "Deutschland hat bereits jetzt das Nachsehen und wird weiter Sammler, Händler und viele Kunstwerke verlieren". Seit einem Jahr würden deutsche Gemälde, die über Jahre als Leihgabe in Museen zugänglich waren, auf internationalen Auktionen angeboten. Am Dienstag hatte die Zeitung "Die Welt" über den Brief berichtet.

Es sei ein Irrglaube, die Grenze für den Export von Kunstwerken nach dem Euro-Wert zu bemessen. Der Wert ändere sich je nach Konjunktur von Jahr zu Jahr und von Ort zu Ort. International bewährt habe sich dagegen ein staatliches Vorkaufsrecht für die betroffenen Werke.

Unterzeichner sind die früheren Museumschefs Hans Ottomeyer (Deutsches Historisches Museum Berlin), Götz Adriani (Kunsthalle Tübingen), Klaus Gallwitz (Städel Museum Frankfurt), Herwig Guratzsch (Museum der bildenden Künste Leipzig), Christian von Holst (Staatsgalerie Stuttgart), Wilhelm Hornbostel (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg), Wenzel Jacob (Bundeskunsthalle Bonn), Jan Kelch (Gemäldegalerie Berlin), Ulrich Schumacher (Josef-Albers-Museum Bottrop), Heinz Spielmann (Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum) und Matthias Winner (Kupferstichkabinett Berlin).