Venedig-Biennale 2015

Goldener Löwe für Konzeptkünstlerin Piper

Zur Eröffnung der Venedig-Biennale gab es die begehrten Goldenen Löwen. US-Preisträgerin Adrian Piper lebt in Berlin 

Venedig (dpa) - Mit einem klaren politischen Signal ist in Venedig am Wochenende die 56. Biennale für zeitgenössische Kunst eröffnet worden. Bis zum 22. November werden mehr als ein halbe Million Besucher zu der Schau erwartet. Zum 120. Geburtstag hat Kurator Okwui Enwezor vom Münchner Haus der Kunst sie unter das Motto «All the World's Futures» gestellt - Alle Zukünfte dieser Welt.

Zum Auftakt der weltweit wichtigsten Kunstschau erhielt am Samstag die in Berlin lebende US-Amerikanerin Adrian Piper (66) den Goldenen Löwen als beste Künstlerin. Der Preis für den besten Länderauftritt ging an Armenien. Der 71-jährige ghanaische Bildhauer El Anatsui wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Adrian Piper gilt als Aushängeschild der politisch engagierten Konzeptkunst. «Ihre Präsentationen laden uns zu einer lebenslangen Performance persönlicher Verantwortung ein», sagte Enwezor. Die gebürtige New Yorkerin lebt seit 2005 in Berlin. Sie hat dort eine nach ihr benannte Stiftung zur Förderung interdisziplinärer Forschung gegründet.

Hundert Jahre nach den Massakern an den Armeniern im Osmanischen Reich setzte die Jury mit der Vergabe des Goldenen Löwen an das «Volk in der Diaspora» bewusst ein Zeichen. «Jeder Künstler hat seine eigene Verortung wie auch das kulturelle Erbe eingebracht», so Biennale-Präsident Paolo Baratta.

Der Silberne Löwe für einen vielversprechenden jungen Künstler ging an den Südkoreaner Im Heung Soon, der in seiner Videoarbeit die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen für Frauen in Asien aufgreift. Die USA wurden für die Vorstellung der Künstlerin Joan Jonas gelobt.

Besondere Erwähnungen gab es für den im vergangenen Jahr gestorbenen deutschen Filmkünstler Harun Farocki, für den algerischen Zeichner Massinissa Selmani und für das syrische Künstlerkollektiv Abounaddara. «Mit unglaublichem Mut dokumentieren sie die politische Zerrissenheit und den menschlichen Kampf ums Überleben in Syrien, ohne Partei zu ergreifen», befand die Jury.

Mit 198 Tagen dauert die Biennale diesmal so lang wie nie. In der Hauptausstellung sind 163 Künstler aus 53 Ländern vertreten. 89 Nationen präsentieren sich mit eigenen Landesausstellungen. Deutschland ist mit einer «imaginären Fabrik» dabei, in der fünf Künstler zeitkritische Fragen wie Arbeitslosigkeit und den Umgang mit Flüchtlingen aufgreifen.

Als bisher einziges Land hat Deutschland bereits drei Mal den Goldenen Löwen für seinen Pavillon erhalten, zuletzt 2011 mit dem Werk des ein Jahr zuvor verstorbenen Künstlers Christoph Schlingensief. Vor zwei Jahren hatte der Deutsch-Brite Tino Sehgal den Preis als bester Künstler erhalten. Angola stellte den besten Länderbeitrag.