Das Stipendiaten-Programm SoArt in Kärnten

Haus am See

Wie Fremdkörper liegen ein Würfel, ein aus der Achse geratener Kubus und ein Pentagon am Millstätter See im österreichischen Kärnten; nachts, wenn sie von innen heraus leuchten, wirken sie wie Ufos. Jedenfalls wurden diese Bauten mit Misstrauen von den Millstättern aufgenommen, als sie ihnen 2011 in den vertrauten Panoramablick gesetzt wurden.

Tatsächlich handelt es sich bei dem Ensemble um das Artists-in-Residence-Projekt SoArt, das Erwin und Marion Soravia gegen nachbarschaftlichen Widerstand realisiert haben. Um einen architektonischen Akzent in ihrer Heimat zu setzen, hat das Ehepaar den bekannten Architekten Hans Hollein beauftragt, die drei Kubaturen als Wohnateliers für Künstler zu errichten: Der Würfel für einen Maler, der lehnende Kubus für einen Bildhauer und das kleine Pentagon für einen Musiker. Geplant ist außerdem ein Turm, in dem zukünftig ein Literat Platz finden soll.

Seit vergangenem Jahr erhalten nun jeden Sommer in mehrfachem Wechsel drei junge Künstler die Gelegenheit, Ruhe und Schönheit von See und Bergen zu genießen. Was 2011 entstanden ist, wird derzeit in den Atelierräumen der Öffentlichkeit präsentiert. Aus dem weit geöffneten Pentagon werden die Kompositionen von Sophie Hassfurther, Ken Hayakawa, Johanna Mayr-Keber und Philipp Pankraz abgespielt, gehen dabei allerdings ein wenig unter.

Im Maler- und Bildhauerwürfel finden sich Malerei und Zeichnungen unterschiedlicher Qualität von Markus Bacher, Yared Nigussu, Issa Salliander und Pier Stockholm. Nach Skulptur sucht man vergeblich, was davon zeugt, dass die Initiatoren ihre eigenen Vorgaben bisher eher großzügig umsetzen. Die Auswahl der Künstler scheint mehr impulsiv als konzeptuell vorgenommen worden zu sein, so wie das Ehepaar offenbar auch beim Sammeln vorgeht. Der persönliche Kontakt zu den Künstlern sei ihnen besonders wichtig, betonen beide.

Bisher ist vor allem die von den Brüdern Erwin und Hanno geführte Soravia Group mit Kunstprojekten in Erscheinung getreten. So zum Beispiel mit dem Soravia Wing an der Albertina in Wien, der – ebenfalls von Hans Hollein erdacht, ebenfalls umstritten – als rein architektonische Form die Aufmerksamkeit zwischen den umgebenden historistischen Bauten auf sich zieht. 

Damit SoArt nicht vor allem originelle Architektur bleibt, die die Landschaft akzentuiert, muss die Umsetzung des Konzeptes an Professionalität gewinnen. Um es für Künstler attraktiver zu machen, sollte es eine offizielle Ausschreibung geben und die Aufenthaltsdauer von bisher gerade mal drei bis vier Wochen wäre zu verlängern. Es hängt von Marion und Erwin Soravia ab, in welche Richtung sich das Ganze nach dem engagierten Auftakt entwickeln wird. 

Die Ausstellung "First Choice" läuft noch bis 3. August