Amelie von Wulffen in Berlin

Kaffeeklatsch mit Heidegger

In Berlin lädt Amelie von Wulffen zur Familienaufstellung: Die erste Ausstellung der Malerin in der Galerie Barbara Weiss ist fulminant

Hinten brennt ein Schloss, vorne rennt ein Kleinkind auf ein Weinflaschenstillleben zu. Flammen schlagen aus dem schreienden Wesen, Feuerhitze überall. Im verrußten Himmel (über Dresden 1945?) flattern ungerührte Putten. Amelie von Wulffens erste Ausstellung in der Berliner Galerie Barbara Weiss ist fulminant. Auf 16 kleinen bis mittleren Formaten zeigt sie, was sie technisch draufhat: pastose und nervös-flüssige Malerei, Craquelé, schroffe oder geglättete Oberflächen. Ebenso divers sind die Inhalte – von Meistern aus der zweiten Reihe der Moderne bis zu kitschigen Kinderzimmermotiven zitiert die in München geborene, heute in Berlin lebende Malerin alles Mögliche herbei.

Eine thematische Klammer sind Familien, ihre Rituale, ihr Verdrängtes. Die Ausstellungsüberschrift "Der Tote im Sumpf" müffelt nach Fernsehkrimi und Leichen im Keller. Sie gräbt auch in der eigenen, nicht unbedingt behaglichen Familiengeschichte, wenn sie ihren Großvater mit den Philosophen Heidegger und Buber an einen Kaffeetisch setzt. Die Fotovorlage für das Gemälde gibt es wirklich, mit grünen Pinselgesten zwischen den Figuren zieht von Wulffen gespenstische Schleier um das seltsame Nachkriegstreffen zwischen einem Nazi-Sympathisanten und einem Juden.