Kein Mensch ist illegal


Eigentlich sind es zu viele, um sie zu ignorieren, und doch findet ihr Schicksal nicht ausreichend Beachtung: 30 000 Flüchtlinge aus Nigeria, dem Sudan, Eritrea und Somalia versuchten 2008 unter katastrophalen Bedingungen auf die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa zu gelangen. Sie erhoffen sich ein besseres Leben in Europa. Tausende aber starben bei der Überfahrt, die häufig so viel kostet wie ein Businessclass-Flug. Tausende werden auch dieses Jahr im Meer ertrinken oder auf überfüllten Booten verdursten.

Der Berliner Künstler Thomas Kilpper möchte nun gemeinsam mit Bewohnern von Lampedusa, mit Architekten und Ingenieuren einen Leuchtturm bauen, der Flüchtlingen auf dem Meer bei der Orientierung hilft. In dem Gebäude soll auch ein Kulturzentrum untergebracht werden, das transnationale Begegnungen ermöglicht.

„Ich hatte das Angebot für eine Ausstellung in Norditalien und wollte dort das Flüchtlingsproblem künstlerisch bearbeiten“, sagt Kilpper im Gespräch mit Monopol. Er reiste nach Lampedusa und zerlegte abgewrackte Flüchtlingsboote. Aus Bootsplanken wollte er ein Modell für seinen Leuchtturm bauen – eigentlich. „Ich hatte dann leider zu wenig Zeit und musste andere Materialen verwenden.“ Die ersten Modelle aus Stahlgitter, Karton und Neonleuchten wurden dann in den vergangenen Wochen im Projektraum Dispari & Dispari in Reggio Emilia vorgestellt.

Unterstützung findet Thomas Kilpper auch im Florentiner Künstlerhaus Villa Romana: Die Leiterin der Institution, Angelika Stepken, setzt sich dafür ein, dass im April ein Modell des Turms prominent im Stadt­raum von Florenz ausgestellt wird. Findet die Idee des Leuchtturms dann finanzielle und kreative Förderung, soll in einem nächsten Schritt die Umsetzung in Angriff genommen werden. Der Künstler wünscht sich, dass sein Bauvorhaben von der Kommune, von der EU und von Mäzenen getragen wird.

Was aber sagen die Bewohner Lampedusas zu diesem Projekt? „Ich hatte mit mehr Ablehnung gerechnet“, sagt Thomas Kilpper, „doch die Idee wurde sehr positiv aufgenommen. Die meisten wissen, dass die Flüchtlinge ohnehin kommen.“ Selbst der Bürgermeister ist ein Leuchtturmfreund: Er bot dem Künstler ein Stück Land an, um darauf den Leuchtturm zu bauen.
dv


Informationen unter: www.villaromana.org