Der in Paris geborene Installationskünstler und Fotograf Kader Attia hatte Ende November Klage eingereicht, da einige Szenen aus dem Video "Putain d'époque" der französischen Rapper Dosseh und Nekfeu an seine Installation "Ghost" erinnern. Das Video wurde daraufhin von Youtube entfernt.
Attias Werk zeigt Silhouetten aus Alufolie, die aufgereiht am Boden hockend an betende Figuren mit Kopftüchern oder Kapuzen denken lassen.
In dem Clip zu "Putain d'époque" tragen die Musiker und ihre Performer silberne Rettungsdecken, auch sie sind teilweise in mehreren Reihen am Boden hockend zu sehen.
Szene aus "Putain d'époque"
Auf einem Blog der französischen Zeitung "Le Monde" ist jetzt ein offener Brief des südafrikanischen Konzeptkünstlers Kendell Geers erschienen, der Attia dazu auffordert, die Klage gegen die Musiker fallen zu lassen. Geers, der sich nach eigenen Angaben in seiner Kunst seit 1988 intensiv mit dem Thema Plagiat auseinandersetzt, spricht sich in dem Brief dafür aus, dass jedem Künstler das Recht eingeräumt werden sollte, "zu zitieren, zu sampeln, zu huldigen" und "sich selbst als Künstler auszudrücken".
Er bezieht sich dabei unter anderem auf den französischen Dichter Lautréamont, nach dessen Ansicht Plagiat für die Entwicklung künstlerischer Ideen "notwendig" und "im Fortschritt inbegriffen" ist. Desweiteren schlägt Geers Attia vor, das Plagiat als Kompliment zu nehmen, weil Nachahmung die "ehrlichste Form von Schmeichelei" sei.
Dem amerikanischen Kunstblog Hyperallergic liegt ein Statement vor, in dem Attia erklärt, seine Plagiatsvorwürfe richteten sich nicht an die Künstler, sondern an deren Label Universal Music: "Universal ist verantwortlich; wenn es um illegalen Download geht, wissen sie ganz genau, wie das Copyright zu beschützen ist. Jeder Künstler, sei es ein Musiker oder bildender Künstler, muss für die Integrität seiner Arbeit und den Respekt ihr gegenüber kämpfen."
Eine Version des Videos (ohne Ton) gibt es hier: