Interview mit Sammler Burda zum 80.

"Ein Leben mit Kunst ist immer ein reiches Leben"

Seine Sammlung ist sein Lebenswerk. Zum 80. kündigt er neue Ankäufe an. Immer eingebunden ist seine Familie

Der Baden-Badener Kunstmäzen Frieder Burda kann das Sammeln nicht lassen: Im Interview zu seinem 80. Geburtstag (29. April) kündigt er neue Ankäufe an. Beim Sammeln, sagt er, darf es nicht einfach darum gehen, Neuem nachzujagen - und schon gar nicht nur dem Spekulativen. "Das wird heute im Kunstmarkt und beim Kunstsammeln oft genug übersehen", sagt er der Deutschen Presse-Agentur.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Leben?
Ein Leben mit der Kunst und den vielen Begegnungen mit Künstlern ist immer ein reiches Leben. Je älter man wird, desto bewusster wird einem dies. Was mich anfangs als persönliche Obsession trieb, erscheint mir heute als weiser Beschluss.

Werden Sie auch jenseits der 80 weiter Kunst sammeln?
Bei einem Sammlungsbestand von über 1000 Werken ist man der Pflege und dem Erhalt der Sammlung natürlich verpflichtet. Allein das erfordert viel Engagement und Aufmerksamkeit. Irgendwann geht es nicht mehr allein darum, dem ewig Neuen nachzujagen. Und schon gar nicht dem, was spekulativ interessant ist. Das wird heute im Kunstmarkt und beim Kunstsammeln oft genug übersehen. Gleichwohl bin ich nach wie vor offen dafür, die Sammlung zu erweitern, und verfolge alle aktuellen Entwicklungen der Kunst mit großem Interesse.

Entscheiden Sie allein über Neuankäufe?
Ich bin sehr froh, dass mich Patricia Kamp, meine Stieftochter, die eine jüngere Generation vertritt und schon seit einigen Jahren die Museumstätigkeiten programmatisch und kuratorisch begleitet, über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden hält. Und ich darf Ihnen verraten, dass wir in Kürze den Erwerb verschiedener Neuankäufe bekannt geben werden.

Sie haben vor knapp einem Jahr für 40,5 Millionen Dollar einen Mark Rothko verkauft - war das nötig, um den Betrieb des Museums zu sichern?
Es war eine schwere, aber richtige Entscheidung. Die Trennung von einem so bedeutungsvollen Werk aus meiner Sammlung wurde durchaus kritisch beobachtet, auch von den Medien. Aber dieser eine Schritt ermöglicht uns viele neue Schritte in der Zukunft. Und in der Tat, die Sicherung der Stiftungsaktivität und des Ausstellungsbetriebs meines Museums will ich gerne noch zu Lebzeiten und für viele Jahrzehnte im Voraus auf absolut sichere Beine stellen. Dass dies nun gelungen ist, beruhigt mich sehr.

War das der einzige Grund?
Eine Sammlung bleibt nur lebendig und wird nicht statisch, wenn sie sich weiterentwickelt. Manchmal muss sie das aus sich heraus tun. Unter den neuen bedeutenden Werken, die wir angekauft haben, ist unter anderem das "Kanzler-Bild" von Andreas Gursky, ein Hauptwerk aus seiner Ausstellung bei uns im vergangenen Herbst.

Welche Rolle spielt die Familie im Museum?
Das Haus hat aktuell mit Helmut Friedel als Intendanten einen hoch erfahrenen, professionellen Leiter. In der Tat ist das Museum aber zugleich auch ein Familienunternehmen im besten Sinne. Das kann man nicht deutlich genug sagen. Neben Patricia, die in absehbarer Zeit die künstlerische Leitung des Hauses übernehmen wird, sind auch meine Stiefsöhne im kreativen Bereich tätig, auch wenn sie nicht direkt für das Museum arbeiten.

Wer inspiriert Sie am meisten?
Meine größte Stütze ist natürlich meine Frau Elke, die meine Begeisterung für die Kunst und mein Engagement für das Haus immer getragen und geteilt hat. Vom Neubau und dem intensiven Dialog mit dem Architekten Richard Meier bis hin zu vielen Details der täglichen Museumsarbeit war und ist sie immer mit einbezogen.

ZUR PERSON: Frieder Burda wurde als mittlerer von drei Söhnen des Verlegerehepaars Franz und Aenne Burda im badischen Gengenbach geboren. An sich sollte er nach der Ausbildung zum Drucker und Verlagskaufmann im elterlichen Unternehmen Karriere machen. Statt dessen ist er zu einem der bedeutendsten Kunstsammler geworden. Und er schenkte seiner Heimatstadt Baden-Baden ein Museum. Das 2004 eröffnete Haus ist zum kulturellen Magnet weit über die Region hinaus geworden.