Bildstrecke

Visuelles Tagebuch

Intim, spontan und gleichzeitig inszeniert, beinahe cool: Die Fotografien von Lina Scheynius besitzen all das, was die narzisstische Medienwelt begehrt. Seit 2007 veröffentlicht die Schwedin ihre Fotos in Form von "Diaries", die sie auf ihre Website stellt.

Das erste dieser Tagebücher entstand auf einer Reise mit der transmongolischen Eisenbahn. "Ich kam mit all diesen Bildern zurück und wollte ihnen eine Form geben", erklärte sie 2011 in einem Interview anlässlich ihres Monopol-Portfolios.

Wobei ihre Ferienfotos  wohl schon immer ein bisschen anders aussahen als die des Durchschnittstouristen: Es ist, als verschleierten diese Bilder alles und enthüllten doch das Entscheidende. Sie zeigen einen Zustand, einen Gedanken, einen Moment, abstrahieren aber von Ort und Zeit und letztlich, bei aller Subjektivität, auch von der einzelnen Person. Vielleicht kann Scheynius in ihren vielen Selbstporträts deshalb so offen sein – wobei häufig gar nicht klar wird, was intimer wirkt: ihr nackter Körper, ein verletzlicher Blick oder nur eine Haltung, die Gefühle ausdrückt. "Viele dieser Fotos waren in dem Moment, in dem ich sie aufnahm, nicht für die Veröffentlichung gedacht. Aber mir ist es wichtig, an meine eigenen Grenzen zu gehen."

Eine Ausstellung in Zürich zeigt ab Ende Januar jüngere Arbeiten, bei denen die in London lebende Künstlerin erstmals auch mit Mehrfachbelichtungen arbeitet. Eine Auswahl der Fotos oben in der Bildstrecke.