Messeaussichten

Ist ein Teil der Kunstindustrie beschädigt, werden auch alle anderen in Mitleidenschaft gezogen. Galerien steht in diesem Jahr mit hoher Sicherheit eine schwierige Zeit bevor, und dementsprechend werden auch die Kunstmessen zu leiden haben. Wegen ihrer Tradition und ihrer Marktführerschaft genießt die Art Basel dabei eine gewisse Immunität. Aber regionale Messen, die verzweifelt versuchen, eine eigene Identität zu finden, die Arco in Madrid oder die Art Cologne etwa, werden Probleme bekommen.

Galerien, die in der Vergangenheit noch an sieben oder acht Messen im Jahr teilnahmen, werden ihre Auftritte 2009 drastisch reduzieren und noch zurückhaltender sein, wenn es um das Austesten neuer Messestandorte geht. Außerdem sind Standkündigungen zur gängigen Praxis geworden. Die New Yorker Armory Show zum Beispiel hatte große Schwierigkeiten, ihre Mannschaften zusammenzutrommeln. Selbst Galerien wie Lehman Maupin, Blum & Poe oder Friedrich Petzel haben dieses Jahr auf die Teilnahme verzichtet. Die Messe lässt inzwischen sogar den Sekundärmarkt zu, aber die Liste der Ausstellenden in dieser Sektion ist nicht besonders aufregend. Der Übergang zu diesem Marktsegment ist ohnehin schwierig, weil die Messe bisher versucht hatte, sich an der Front junger und innovativer Kunst zu positionieren.


Auch die Karten für die Herbstmessen dürften komplett neu gemischt werden. Der Frieze, die zuletzt den Ruf hatte, abgehoben und arrogant daherzukommen, wird es schwerfallen, sich zu erneuern. Das könnte der Fiac in Paris zugutekommen, die zudem ein besseres Angebot der Kunst der Moderne aufweist. Das Art Forum Berlin könnte mit seinem neuen Direktorenteam um Peter Vetsch und Eva-Maria Häusler den Sprung in die erste Liga schaffen. Aber wird die Turiner Artissima ihre hohen Standards beibehalten, wenn, traut man den Gerüchten, Andrea Bellini, der die Messe seit 2007 überragend leitet, zum Castello di Rivoli wechselt?