Geheimdokumente veröffentlicht

Nixons Kriegserklärung an die Avantgarde

Wenn Politiker Bekenntnisse zur Kunst ablegen, ist das grundsätzlich erfreulich, wirkt aber manchmal auch anbiedernd und – naturgemäß – staatstragend. Richard Nixon war da von einem anderen Schlag. Der 37. US-Präsident empfand die gesamte zeitgenössische Kulturproduktion als dekadent und abgehoben. Das belegen bislang unbekannte Dokumente, die nun das US-Nationalarchiv und die Nixon Library veröffentlichten. In diesen Memos von 1970 heißt es etwa: „Die Leute, die sich für moderne Kunst und Musik interessieren, sind sowieso zu 95 Prozent gegen uns.“

 

Richard Nixon war ein misstrauischer Mann, und sein Kontrollwahn hat ihn dann auch mit der Watergate-Affäre sein Amt gekostet. Dabei war das Verhältnis zwischen Staat und Avantgarde nicht immer so verdorben: Zehn Jahre zuvor noch benutzten US-Behörden amerikanische Malerei zu Propagandazwecken. Der abstrakte Expressionismus galt als Ausdruck von Freiheit und Individualismus – und damit als antikommunistisch.

 

Der Republikaner Nixon hingegen wollte verhindern, dass aktuelle Kunst die USA im Ausland repräsentiert: „Ich möchte auch, dass die unglaublich schreckliche moderne Kunst überprüft wird, die in den Botschaften rund um die Welt verstreut ist.“ Bei seinen Reisen habe er feststellen müssen, dass einigen Botschaftern moderne Kunst, etwa die „kleinen Scheußlichkeiten vom Museum of Modern Art“, von Komitees regelrecht aufgezwungen worden seien.

 

Die Säuberung der Botschaften sollte heimlich passieren, damit nicht wieder die „feindliche Presse“ davon Wind bekäme. Darin zumindest war Nixon erfolgreich: 40 Jahre lang wusste niemand etwas davon.