Weltkunstschau

Noch ein Jahr bis zum Beginn der Documenta in Athen

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Die Documenta bereitet sich auf ihre Eröffnung 2017 vor: In genau einem Jahr geht es los - aber nicht in Kassel, sondern in Athen. Die griechische Hauptstadt kämpft allerdings derzeit mit großen Problemen.

Eine erste kleine Schau und Künstlerbesuche - ein Jahr vor dem Beginn nehmen die Planungen der Documenta 14 in Athen Gestalt an. Mit dem Startschuss am 8. April 2017 wird die weltweit wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst zum ersten Mal in ihrer 60-jährigen Geschichte nicht in Kassel eröffnet. Dort geht es erst rund zwei Monate später los.

Bei einer Arbeitslosigkeit von 25 Prozent (bei der Jugend sind es 50 Prozent) nehmen in Athen derzeit nur wenige Menschen Notiz von der baldigen Weltkunstschau. Dies ist aber auch so nicht ungewöhnlich: Den Griechen wird oftmals nachgesagt, sich erst kurzfristig mit einem Thema zu beschäftigen. Die zuständige Beraterin des Athener Bürgermeisters, Erifíli Maroníti, sieht in den derzeitigen Problemen jedoch eine Chance für die Kunst. Gerade während der schweren Finanz- und Flüchtlingskrise in Griechenland sei die Documenta ein Grund für die Bürger von Athen und vor allem für ihre Besucher, die Stadt anders zu sehen, sagt sie. "In Zeiten der Krise wird der Mensch kreativer, er hat eben die Anreize dazu."

Die Vorbereitungen für das "Museum der 100 Tage" laufen auf Hochtouren. Im Athener Polytechnikum im Stadtzentrum ist bereits eine Ausstellung mit ersten Informationen zu sehen. In den vergangenen Wochen hätten Künstler Athen besucht und Orte inspiziert, an denen sie ihre Werke im Freien ausstellen könnten, sagt Maroníti. Was aber genau in Griechenland gezeigt wird, darüber hüllt sich die Documenta in Schweigen. Dies werde erst öffentlich gemacht, wenn es inhaltlich sinnvoll sei, teilte die Veranstalter mit. Der Arbeitstitel der Schau lautet "Von Athen lernen". Die Kasseler und Athener Ausstellung werden laut Documenta zwar autonome Projekte sein, sollen sich aber inhaltlich beeinflussen.

Die von Documenta-Leiter Adam Szymczyk bestimmte Teilung zwischen Athen und Kassel hatte in Nordhessen für massive Kritik gesorgt. Seit der Gründung 1955 findet die Schau zunächst alle vier, mittlerweile alle fünf Jahre in Kassel statt. Dies sei für die kommende Ausstellung nicht länger haltbar und "verlangt förmlich nach einer, wenn auch nur temporären, Infragestellung", hieß es damals zu der Entscheidung. Jede Documenta hat einen neuen Chef, der traditionell über große künstlerische Freiheiten verfügt.

Zwar verteidigte Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD), der auch Documenta-Aufsichtsratsvorsitzender ist, das Konzept. Einzelhandel und Hotel- und Gaststättenverband aber fürchteten um Umsätze und Übernachtungen. Auch für Documenta-Experte Christian Saehrendt ist die Aufteilung bedenklich. "Die Sorge ist berechtigt, dass die Documenta mit dem Athen-Gastspiel ihren einzigartigen Charakter verliert und im globalen Biennalenzirkus aufgeht", sagte er kürzlich. Es drohe zudem eine Spaltung des Publikums.

Für den defizitären Flughafen in Kassel dagegen wächst aus der Teilung ein Geschäft. Die griechische Fluggesellschaft Aegean Airlines bietet während der Weltkunstschau wöchentlich zwei Linienflüge zwischen Kassel und Athen an. Besuchern soll so eine direkte Reise zwischen den Ausstellungsorten ermöglicht werden.

An beiden Orten dauert die Schau genau 100 Tage. In Athen werden die Pforten also am 16. Juli geschlossen, in Kassel am 17. September. Einen Monat lang findet die Ausstellung damit parallel in beiden Städten statt. Zur Documenta 13 kamen im Sommer 2012 mehr als 860 000 Besucher nach Kassel.