Ausverhandelt

Polizei beendet Besetzung der Berliner Volksbühne

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Polizisten am Donnerstag vor der besetzten Volksbühne

Am Ende rückt doch die Polizei an. Falls die Besetzer der Berliner Volksbühne nicht freiwillig gehen, wird geräumt - heißt es am Donnerstag. Die Aktion verläuft dann aber friedlich

"Wir werden Herrn Dercon jetzt in die #Volksbühne begleiten", twittert die Berliner Polizei am Donnerstagvormittag. "Dort wird er die Anwesenden bitten, das Gebäude zu verlassen." Fast eine Woche lang haben Polit- und Kunstaktivisten die Berliner Volksbühne belagert. Der neue Intendant Chris Dercon und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) liefern sich endlose Verhandlungsrunden mit den Eindringlingen, um eine Lösung zu finden. Am Ende rückt dann doch die Polizei an.

"Es fällt schwer, so eine Entscheidung treffen zu müssen", erklärte Dercon nach dem Ende der friedlich verlaufenen Räumung. Seit Beginn der Aktion am Freitag sei immer wieder mit wechselnden Vertretern der Besetzergruppe gesprochen worden. "Wir konnten keinen gemeinsamen Weg finden", sagte Dercon. Das Angebot des Senats, gemeinsam alternative Räume in der Stadt zu suchen, sei nicht angenommen worden - genauso wenig wie das Angebot der Volksbühne, den Grünen Salon und den Pavillon nutzen zu können.

Den Besetzern sei angeboten worden, das Theater freiwillig bei Verzicht auf eine Strafverfolgung zu verlassen, erklärte Lederer im Abgeordnetenhaus. "Andernfalls wird geräumt." Die Polizei ging zunächst davon aus, dass sie nicht eingreifen müsse. Die meisten Besetzer verließen das Haus freiwillig. Ein harter Kern von Besetzern wollte aber nicht weichen. "Hier musste die Intendanz in Abstimmung mit der Senatsverwaltung Strafantrag stellen", teilte die Kulturverwaltung mit. Die verbliebenen rund 20 Besetzer wurden von Polizeibeamten aus dem Theater begleitet, fünf davon wurden laut der Behörde hinausgetragen.

Bei Gesprächen mit den Besetzern am Mittwochabend habe der Senat nochmals deutlich gemacht, «dass wir die Besetzung nicht akzeptieren werden», sagte Lederer. Sie seien aber auf Lösungsangebote nicht eingegangen. Rund 200 Einsätzkräfte der Polizei postierten sich daraufhin am Donnerstag am Theater. Mehr als ein Dutzend Mannschaftswagen fuhren auf, Straßen wurden weiträumig abgesperrt.

Am Abend des vorigen Freitags hatten die Besetzer die Volksbühne geentert - und in den folgenden Tagen ein Programm von Kinderschminken über Tanzperformances bis zu Marxismus- und Gentrifizierungsdebatten organisiert. Vor allem aber wurde Party gemacht. Die Besetzer wollten mit ihrer "transmedialen Theaterinszenierung" nach eigenen Angaben "ein Zeichen setzen gegen die aktuelle Kultur- und Stadtentwicklungspolitik". Die Proben in der Volksbühne mussten wegen der Besetzung abgesagt werden.

Lederer verteidigte sein Vorgehen der vergangenen Tage. "Aus unserer Sicht ist eine Verhandlungslösung immer das Beste." Gleichwohl sei den Besetzern immer deutlich gemacht worden, dass ihre Aktion nicht akzeptabel sei. "Es war zwischen unterschiedlichen Rechtsgütern abzuwägen", so Lederer. "Eine Räumung des Gebäudes wäre, abgesehen davon, dass die Einsatzkräfte hätten verfügbar sein müssen, mit massiven Gefahren verbunden (gewesen). Aus unserer Sicht war eine Eskalation unverantwortbar. Zu dieser Entscheidung stehen wir."

Am Wochenende sei es darum gegangen, Gefahrenquellen zu minimieren und eine Situation zu vermeiden, "die hätte katastrophale Folgen haben können". Die Besetzer hätten zu einer Party aufgerufen und mit bis zu 6000 Gästen gerechnet, was womöglich "massive Gefahren für Leib und Leben" etwa bei einer Panik zur Folge gehabt hätte. Gemeinsam mit allen Beteiligten sei es gelungen, dass über das Wochenende nicht mehr als 500 Leute im Gebäude gewesen seien. Nach der Räumung kündigte Dercon an: "Morgen werden wir den Probenbetrieb wieder aufnehmen."