Turner Prize für ein Gespenst

Richard Wright hat den Turner Prize, die noch immer weltweit renommierteste Auszeichnung für Künstler, gewonnen. Der 49-Jährige überzeugte die Jury mit einer Wandmalerei, die er im Stil eines Renaissancefreskos fertigte: Wright übertrug seine Muster auf die Ausstellungswand, indem er unzählige Löcher in die Pappunterlagen seiner Zeichnungen stanzte und Kreide darüber rieb. Über dieses „Gespenst eines Kunstwerks“, wie er selbst es ausdrückt, legte er am Ende Blattgold.

Die Entscheidung für Wright, der sich gegen die Mitnominierten Enrico David, Roger Hiorns und Lucy Skaer durchsetzte, hat durchaus etwas Symbolisches: Die Arbeiten des in Glasgow lebenden Künstlers stehen weder im Erbe der Young British Artists noch sind sie so insidermäßig wie die prämierten Werke der vergangenen Jahre. Wright schafft filigrane Landschaften von klassischer Schönheit, an deren goldenen Oberflächen das Licht spielt und die den Ausstellungsraum immer wieder neu erfahren lassen. So verführerisch sie glänzen: Man kann Wrights Installationen nicht kaufen, denn sie existieren nur für die Dauer einer Ausstellung, anschließend werden sie übermalt. Auch das macht diesen Preisträger durchaus zeitgemäß.