Maximilian Zwirner über seine Onlinegalerie ArtSolventen

"Viele Absolventen fallen durch das Raster des elitären Kunstmarktes"

Kunst und Internet – viel zu sagen haben sie sich nicht. Was aber geht und längst noch nicht zu Ende gedacht ist: das Web für den Vertrieb zu nutzten. Einen eigenen Weg schlägt die Kölner Online-Galerie ArtSolventen ein, die von Maximilian Zwirner und Dominik Baiat gegründet wurde. Dort wird Malerei und Fotografie von jungen Künstlern gehandelt: Keines der Kunstwerke ist teurer als 2500 Euro, kein Künstler älter als 35. Einziges Aufnahmebedingung für die Anbieter: Sie müssen ein Kunststudium absolviert haben oder kurz vor dem Abschluss stehen.

 

Herr Zwirner, fehlt Ihren Kunden nicht der Kontakt zum realen Bild?

Jeder Künstler hat seine eigene Formensprache und Handschrift, von denen man durchaus auch über das im Portal abgebildete Bild einen Eindruck bekommen kann. Der Kunde erhält zugleich jede Menge Informationen - über den Künstler, zum Objekt oder Bild. Der Galeriebesucher in der Stadt kennt immer noch das Phänomen der Schwellenangst.


Welche Vorteile bietet Ihre Plattform ansonsten?

Man kann sich in allerRuhe kundig machen, hinterfragen, vergleichen, parallel zusätzliche Informationen einholen und ist an ganz junger Kunst dran. Künstler können ArtSolventen als erste öffentliche Plattform nutzen, um auszustellen und zu verkaufen. Viele hochbegabte Kunststudenten und -absolventen fallen durch das Raster des herkömmlichen elitären Kunstmarktes. Daran sind oft fehlende Kontakte, unglückliche Umstände und modische Trends, aber nicht mangelnde Begabung und Qualität schuld. Kunst muss erst einmal gesehen und gezeigt werden, um überhaupt als solche wahrgenommen werden zu können. Darum wollen wir das ungeheuere Potential des Internets nutzen, um den unbekannten Künstler mit seinem zukünftigen Sammler zusammenzubringen. 

 

Einziges Qualitätskriterium auf Ihrer Seite: die Künstler studieren Kunst oder haben gerade ihr Studium absolviert. Was können Hochschulabsolventen besser als Autodidakten?

Ausnahmen hat es immer gegeben, aber in der Regel malt der Autodidakt ein Bild,  der Absolvent setzt sich zudem mit dem Begriff Kunst als kulturelles Phänomen auseinander. Er begreift Kunst auch als Zeitgeschehen einer kulturgeschichtlichen Entwicklung. Der Student, der sich einemKunststudium verschreibt, bringt in der Regel schon eine andere Nachhaltigkeit mit. Es gibt aber auch wunderbare Naive Malerei, die Art Brut etwa. Ich denke, wir wollten einem breiten Publikum einfach eine Orientierung bieten.

 
Wie hoch ist der Anteil an den Verkäufen, den Sie als Betreiber erhalten?

Wir beziehen mit jedem verkauften Bild 20 Prozent des Bruttoverkaufspreises zur Deckung unserer Unkosten, von denen aber noch einmal 10 Prozent für eine klassische Ausstellung beiseite gelegt werden, die einmal im Jahr für diejenigen Künstler ausgerichtet wird, die über unsere Plattform die meisten Verkäufe getätigt haben.

 

Wurden Sie beraten von ihrem Vater Rudolf oder ihrem Bruder David Zwirner - beides verdiente Galeristen?

Sind wir hier bei "Peter und der Wolf"? Wir sind doch etwas ganz Neues!


Möchten Sie selbst einmal Galerist werden?
Ist nicht jeder irgendwie einer? Erweitern wir den Kunstbegriff mal andersherum.
 

www.artsolventen.de