Nominierten-Ausstellung

Vier Frauen hoffen auf Preis der Nationalgalerie 2017

© Foto: David von Becker
© Foto: David von Becker

Die für den Preis der Nationalgalerie 2017 nominierten Künstlerinnen Jumana Manna, Sol Calero, Iman Issa und Agnieszka Polska (v. l. n. r.)

In Berlin sucht der Preis der Nationalgalerie die beste Künstlerin unter 40

Die internationale Jury für den Preis der Nationalgalerie 2017 hatte im Februar vier Frauen nominiert: Sol Calero, Iman Issa, Jumana Manna und Agnieszka Polska. In der Ausstellung, die am 28. September im Hamburger Bahnhof eröffnet, wird dann die endgültige Preisträgerin ermittelt. Die Schau hat traditionell eher den Charakter von vier Einzelpräsentationen, als eine Gruppenausstellung zu sein.

Jumana Manna zeigt einen Film mit dokumentarischem Charakter, in dem es um die Musiktradition der um Jerusalem lebenden Ethnien geht. Die hat andere Grenzen als die Region. Erzählerischer Nukleus ist dabei das Elternhaus der 1987 geborenen Künstlerin.

Jumana Manna in der Nominierten-Ausstellung

 

Iman Issas minimalistische Skulpturen denken alte Plastiken aus unterschiedlichen Kulturen für das Heute weiter. In ihren "Heritage Studies" stellen Wandtexte den Bezug zur historischen Vorlage her, ob Skarabäus oder Tempel-Relief. So tritt Issa, Jahrgang 1979, in Dialog mit der Kulturgeschichte, und ihre Sprache ist Kunst.

Iman Issa

 

Agnieszka Polska, 1985 geboren, entwickelt für die Ausstellung zwei miteinander korrespondierende Filme. Der Fundus für ihre erzählerischen Figuren ist das Internet. Dabei verzichtet sie für ihre bewegten Collagen auf technische Raffinesse. Trotzdem entwickeln ihre sprechenden Sonnen oder Berge einen seltsamen suggestiven Sog.

Agnieszka Polska


Die begehbaren Installationen von Sol Calero, Jahrgang 1982, knipsen sofort den inneren Salsa-Schalter an: Mit tropisch wirkenden Farben und Formen zielt sie mitten in die Lateinamerikaklischees. Ihre Kommentare auf bestehende kulturelle Bilder sind aber nicht in erster Linie anklagend oder ironisch, sondern vor allem als Kunstwerke stimmig und wirkungsvoll, mit allen inhaltlichen Brüchen und ästhetischen Fallstricken.

Sol Calero in ihrer Installation "Amazonas Shopping Center" im Hamburger Bahnhof


"Die Positionen der diesjährigen Nominierten spiegeln nicht nur das breite internationale Spektrum der Kunstszene in Deutschland wider", teilte der Verein Freunde der Nationalgalerie bei der Kandidatenvorstellung am Mittwoch mit. "Alle vier Künstlerinnen führen mit ihrem medienübergreifenden Schaffen keinen rein künstlerischen Diskurs, sondern nehmen Bezug auf gesellschaftliche Prozesse."

Wenn die vier sehr verschiedenen Frauen etwas über die Gegenwart aussagen, dann dass es keine Eindeutigkeit gibt, keine einfachen Antworten. In einem Fall aber doch: auf die Frage, wie es kam, dass nun vier Frauen nominiert wurden und kein Mann. "Die Jury hat jede Position separat diskutiert", sagt die Kuratorin der Ausstellung, Dorothee Brill. Es war also Zufall. "Sie wurden nicht ausgesucht, um zueinander zu passen!"

Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Er ist verbunden mit einer Einzelausstellung in einem der Häuser der Berliner Nationalgalerie und mit einer begleitenden Publikation. Bei der jetzt laufenden neunten Auslobung hatte die Jury die vier Favoritinnen aus rund 90 Vorschlägen ausgewählt.

Zu den bisherigen Preisträgern gehören Monica Bonvicini, Omer Fast und Cyprien Gaillard. Die Gewinnerin 2015, Anne Imhof, hatte in diesem Jahr bei der Kunst-Biennale in Venedig für die Gestaltung des deutschen Pavillons den Goldenen Löwen bekommen.