2014 wird es die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten, 2016 die Olympischen Sommerspiele. Und seit einiger Zeit erlebt Brasilien einen Wirtschaftsboom, der nicht nur krisengebeutelte Portugiesen zum Auswandern lockt. Zukunftsoptimismus durchzieht auch die Seiten des Architekturführers, den Dom Publishers pünktlich zur Frankfurter Buchmesse herausbringt. Dort darf das prosperierende Land als diesjähriger Ehrengast seine Literatur vorstellen.
Auf 336 großzügig bebilderten Seiten präsentiert das Autorentrio herausragende Architektur, die zu 20 Prozent von Oscar Niemeyer stammt und in den Metropolregionen São Paulo und Rio steht. Brasília, der 1956 am Reißbrett geplanten Hauptstadt, ist dabei ein eigenes Kapitel gewidmet. Niemeyers wunderbare Tempel der Demokratie gehören längst zum Weltkulturerbe. Doch heute, nach dem Tod des Großmeisters im vergangenen Jahr, kann eine jüngere Generation aus seinem Schatten treten und Neues wagen.
Eine brasilianische Tradition setzt sie jedenfalls fort: Zwängen und Mängeln mit erstaunlichem Erfindungsreichtum zu begegnen. Es ist das Improvisationstalent, das in Brasilien zu einer einmaligen Umsetzung der in Europa entwickelten Idee des Neuen Bauens geführt hat. So entstand 1973 die ganz aus Beton geformte „Jaú Bus Station“ von Vilanova Artigas, deren w-förmig geschwungene Säulen aussehen wie aufblühende Lilienkelche – atemberaubende Formen, die der Schwerkraft ein Schnippchen schlagen.
Außer den kanonischen Arbeiten der brasilianischen Moderne finden sich in dem Band Gebäude, die selbst Spezialisten kaum bekannt sind. Es gibt darin Essays über Favelas und die Verbindung von Kunst und Architektur in den 60er-Jahren. Und Geschichten zu den Stadien des Landes dürfen in einem Buch über den WM-Gastgeber natürlich auch nicht fehlen.
Bruno Santa Cecília, Laurence Kimmel, Anke Tiggemann: „Architectural Guide Brazil“. Auf Englisch. Dom Publishers, 336 Seiten, 28 Euro.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe 10/2013. Sie können das Heft hier bestellen.
Auf 336 großzügig bebilderten Seiten präsentiert das Autorentrio herausragende Architektur, die zu 20 Prozent von Oscar Niemeyer stammt und in den Metropolregionen São Paulo und Rio steht. Brasília, der 1956 am Reißbrett geplanten Hauptstadt, ist dabei ein eigenes Kapitel gewidmet. Niemeyers wunderbare Tempel der Demokratie gehören längst zum Weltkulturerbe. Doch heute, nach dem Tod des Großmeisters im vergangenen Jahr, kann eine jüngere Generation aus seinem Schatten treten und Neues wagen.
Eine brasilianische Tradition setzt sie jedenfalls fort: Zwängen und Mängeln mit erstaunlichem Erfindungsreichtum zu begegnen. Es ist das Improvisationstalent, das in Brasilien zu einer einmaligen Umsetzung der in Europa entwickelten Idee des Neuen Bauens geführt hat. So entstand 1973 die ganz aus Beton geformte „Jaú Bus Station“ von Vilanova Artigas, deren w-förmig geschwungene Säulen aussehen wie aufblühende Lilienkelche – atemberaubende Formen, die der Schwerkraft ein Schnippchen schlagen.
Außer den kanonischen Arbeiten der brasilianischen Moderne finden sich in dem Band Gebäude, die selbst Spezialisten kaum bekannt sind. Es gibt darin Essays über Favelas und die Verbindung von Kunst und Architektur in den 60er-Jahren. Und Geschichten zu den Stadien des Landes dürfen in einem Buch über den WM-Gastgeber natürlich auch nicht fehlen.
Bruno Santa Cecília, Laurence Kimmel, Anke Tiggemann: „Architectural Guide Brazil“. Auf Englisch. Dom Publishers, 336 Seiten, 28 Euro.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe 10/2013. Sie können das Heft hier bestellen.