Künstler, Orte, Programm

Was wir über die Documenta 14 schon wissen

Die Documenta des Jahres 2017 beschränkt sich nicht auf bildende Kunst: Tanz, Musik, Filme, Debatten - alles dabei, dazu Performances und Aktionen aller Art. Sogar Pflanzen, Tiere und das Meer spielen in Athen eine Rolle. Die mit Spannung erwartete Kunst-Großschau öffnet am kommenden Samstag (8. April). Am Donnerstag darf die Presse rein. Erste Konturen sind aber schon jetzt erkennbar

WO:

- Die Documenta breitet sich in Athen 100 Tage lang über die ganze Stadt aus. Fast 50 Orte listen die Organisatoren auf.

- Als Hauptschauplätze werden vier öffentliche Gebäude genannt: das Museum für zeitgenössische Kunst, das historische Benaki-Museum, das Konservatorium und die Kunsthochschule.

- Dazu kommen zahlreiche weitere Museen, aber auch Konzerthäuser, Theater, Kinos, Bibliotheken, Archive und Galerien. Die Documenta ist auch zu Gast auf Straßen und Plätzen, in Parks, Clubs, einer Einkaufspassage, Wohnhäusern und sogar auf dem zentralen Friedhof.

- Was die Besucher in Athen erwartet, zeugt von einem weit gefassten Kunstbegriff. Bilder an Wänden scheinen eher die Ausnahme. Viele Aktionen sind zeitlich nicht begrenzt, entstehen spontan oder beziehen die Besucher mit ein.

WAS:

- Musik spielt eine große Rolle: Für die Documenta wurde ein historischer Synthesizer aus den 70ern restauriert. Die Documenta hat Auftragswerke bestellt, die in Athen uraufgeführt werden. Angekündigt ist aber auch ein Rap-Konzert und eines mit griechischem Rebetiko. 

- Soundkunst kommt groß raus: zum Beispiel die "Whispering Campaign" auf einem alten Friedhof, in einem Sportstadion und in einem Park. Im Garten eines Museums, das früher Sumpfland war, war ein "Akustisches Graffito" aus Froschstimmen geplant.

- Performance bleibt ein Kernformat: In Athen ist zum Beispiel eine "Bewegungspartitur" angekündigt, die zwischen Tänzern und den antiken Statuen entstehen soll. In einem antiken Tempel sollen Köperbewegungen einen "Kommentar zur Architektur" abgeben.

- Unter dem Titel Interventionen kann man Arbeiten zusammenfassen, die den öffentlichen Raum bespielen: Auf einem Platz sollen etwa Zeltpavillons aufgebaut werden, in denen Athener und Besucher zum gemeinsamen Mahl geladen werden. Auf dem Syntagma-Platz ist eine Aktion mit Jutesäcken angekündigt. 

- Auf der Documenta wird auch getanzt: zum Beispiel im Stadtteil Piräus und im Isadora-Duncan-Zentrum. Eine Choreografie mit dem Titel "Kollektive Ausstellung" bezieht Künstler der Documenta mit ein, die den Tänzern Bewegungen vorschlagen - inmitten der Besucher.

- Debatten müssen sein: Schon vor Beginn der Documenta hatten die Kuratoren im Städtischen Kunstzentrum zu Diskussionen und Aktionen aller Art geladen. Sie gehen während der Ausstellung weiter - zum Beispiel auch in einer ehemaligen Seidenfabrik über Arbeiterrechte.

- Filme sind auch dabei: zum Beispiel von einem syrischen Filmemacher-Kollektiv, aber auch ein Film über ein Massaker deutscher Nazis in Griechenland 1944. Arbeiten von griechischen Filmemachern thematisieren die aktuellen Probleme des Landes.

- Theater: Angekündigt sind unter anderem eine "Meditation über menschliches Leiden" im Attis-Theater und ein improvisiertes Theater in der Villa des deutschen Archäologen Heinrich Schliemann.

- Reisen: Ein Künstler will in Athen eine Wandzeichnung hinterlassen und dann zu einer Fahrt durch Osteuropa nach Kassel aufbrechen. Vier Reiter absolvieren die 3000 Kilometer lange Strecke auf Pferden.

- Auch andere Tiere spielen bei mit: Ein Künstler will eine Schafherde indigoblau einfärben und in einem Obstgarten aussetzen - ein Lamm für jedes afrikanische Land. Die Wolle anderer Schafe soll als «Opfergabe an die Götter» ins Meer geworfen werden.

- Bilder im herkömmlichen Sinne gibt es vermutlich nicht so viele. Angekündigt sind zum Beispiel Collagen, Bilder, die im Krater eines Vulkans gemalt wurden - inclusive Schmutz, Erde und Wasser - und umgestaltete Landkarten.

- Natur: Auf dem Gelände der Kunsthochschule wurde schon im März ein Baum gepflanzt - es ist eine Kreuzung aus einer einheimischen und einer deutschen Eichensorte.

- Selbst in Wohnhäusern kann man die Documenta finden: etwa im Haus eines verstorbenen exzentrischen Bühnen- und Kostümbildners und im "Haus ohne Eigentümer" einer Documenta-Künstlerin. 

- Sogar die Archäologie ist dabei: Im Archäologischen Nationalmuseum sollen Fundstücke aus den Straßen des heutigen Athen als "Archäologie von heute" zwischen Buchseiten gepresst werden.

WER:

- Etwa 150 Künstler hat der künstlerische Leiter Adam Szymczyk eingeladen, für Athen und Kassel neue Werke zu schaffen. Die Liste der Teilnehmer wurde wie immer geheim gehalten, mit der Zeit drangen aber immer mehr Namen durch

- Bekannte Namen sind wenige dabei. Die Stars der Kunstwelt sucht man vergebens - die Documenta hat den Anspruch, Neues zu entdecken. Viele Künstler stammen aus Ländern, die nicht so im Fokus der Kunstwelt stehen

- Es sind viele Künstlerkollektive dabei, deren Arbeiten in einer - mal mehr, mal weniger fest umrissene - Gruppe entstehen.

- Diese Namen wurden inzwischen offiziell genannt:

Apostolos Georgiou (griecherischer Maler), Abounaddara (syrisches Kollektiv), Prinz Gholam (deutsch-libanesiches Künstlerduo), Daniel Knorr (rumänischer Konzeptkünstler), Otobong Nkanga (nigerianischer Performance-Künstler), Nikhil Chopra (indischer Maler und Performer), Postcommodity (US-Kollektiv), Sanja Ivekovic (kroatische Fotografin), Benjamin Patterson (2016 verstorbener Fluxus-Künstler), Ross Birell (schottischer Konzeptkünstler), Rick Lowe (US-Aktionskünstler), Olaf Nicolai (deutscher Künstler), Pope L. (US-Konzeptkünstler), Aboubakar Fofana (Textilkünstler aus Mali), Igo Diarra (Gründer eines Kollektivs in Mali), Rasheed Araeen (pakistanischer Konzeptkünstler), Cecilia Vicuña (chilenische Autorin, Filmemacherin und Künstlerin), Mary Zygouri (griechische Performance-Künstlerin), Mounira Al Solh (libanesische Künstlerin), Elisabeth Wild (österreichische Malerin), Vivian Suter (argentinische Malerin), Andreas Angelidakis (griechischer Installations-Künstler), Sokol Bequiri (Performance-Künstler aus dem Kosovo), Douglas Gordon (britischer Filmkünstler), Alexandra Bachzetsis (Schweizer Performerin und Choreografin), Maria Eichhorn (deutsche Konzeptkünstlerin), Irena Haiduk (serbische Konzept-Künstlerin), Ibrahim Mahamas (Künstler aus Ghana), Georgia Sagri (griechische Performance-Künstlerin), Marta Minujin (argentinische Künstlerin), Gordon Hookey (australischer Aborgines-Künstler), Bonita Ely (Australien), Bouchra Khalili (marokkanisch-französische Künstlerin), Hans Ragnar Mathisen (norwegischer Maler), Annie Vigier und Franck Apertet ("les gens d’Uterpan" aus Frankreich), Joar Nango (norwegischer Architekt), Nevin Aladağ (türkische Performance-Künstlerin), Manthia Diawara (Filmenacher aus Mali), Pavel Braila (moldavischer Künstler), Anton Kats (Musiker und Tänzer aus der Ukraine), Marina Gioti (griechische Regisseurin), Mattin (spanischer Soundkünstler), Kettly Noël (Tänzerin aus Haiti), Beau Dick (kanadischer Masken-Künstler) Narimane Mari (algerische Filmemacherin), Beth Stephens & Annie Sprinkle (US-Künstlerinnen-Duo), Alvin Lucier (US-Klangkünstler), Moyra Davey (kanadische Künstlerin), María Magdalena Campos-Pons (US-Künstlerin), Regina José Galindo (Künstlerin aus Guatemala), Ben Russell (US-Künstler), Sergio Zevallos (Künstler aus Lima), Stanley Whitney (US-Maler)