Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Baden Baden, Berlin, Bremen, Hamburg, Hannover, Herford, Karlsruhe, London, Lübeck, Mexiko-City, München und Prag

Gerhard Richter in Baden Baden
Abstrakt oder gegenständlich – in der zeitgenössischen Malerei sind das fragwürdige Begriffe geworden. Das Museum Frieder Burda zeigt eine Ausstellung mit sogenannten abstrakten Gemälden von Gerhard Richter. Neben "10 Farbtafeln" oder "Sternbild" sind auch seine vier "Abstrakten Bilder (WZ 937 1–4)" zu sehen, die auf Fotografien aus dem Konzentrationslager Birkenau aus dem Jahr 1944 basieren. Die
Schau wird um weitere abstrakte Werken von Blinky Palermo, Sigmar Polke oder Willem de Kooning ergänzt. Leitfrage: Wie halten Künstler das Unbeschreibliche fest?
"Gerhard Richter: Birkenau", Museum Frieder Burda, Baden-Baden, 6. Februar bis 29. Mai

Stephen Shore in Berlin
Der New Yorker Stephen Shore ist noch ein Teenager, als der legendäre Edward Steichen drei seiner Fotos für die MoMA-Sammlung erwirbt. Mit 18 lebt und fotografiert Shore in Andy Warhols Factory, 1971 stellt er als erster lebender Fotograf im Metropolitan Museum aus. Das Fotoforum C/O Berlin zeigt nun eine Retrospektive mit mehr als 300 teils zuvor unveröffentlichten Bildern. In seinen Serien reflektiert Shore Spuren menschlichen Lebens, die sonst übersehen und nicht als bildwürdig erachtet werden – ein Chronist des Unspektakulären in der westlichen Kultur.
"Stephen Shore: Retrospektive", C/O Berlin, 6. Februar bis 22. Mai, Eröffnung am Freitag, 5. Februar um 19 Uhr

Was ist Kritik? Symposium in Berlin
Jean-Luc Nancys Vortrag "Unser Zeitalter ist nicht mehr das eigentliche Zeitalter der Kritik" im Berliner HAU Hebbel am Ufer markierte Ende Januar den Auftakt des mehrteiligen internationalen Symposiums "Was ist Kritik?",  das an diesem Wochenende im Neuen Berliner Kunstverein stattfindet. Die Fragestellung wird diskutiert von Maxim Biller, Sabeth Buchmann, Ann Cotten, Elena Esposito, Thomas Hirschhorn, Eva Illouz, Claudius Seidl, Marcus Steinweg und Alenka Zupančič.
Neuer Berliner Kunstverein, 5. und 6. Februar

Transmediale in Berlin
Ängste und Unsicherheiten im digitalen Spätkapitalismus ist das Thema der diesjährigen Transmediale in Berlin. Das internationale Festival für Medienkunst will mit verschiedenen Installationen, Performances und Workshops das Gespräch, die Konversation selbst, zum Thema machen. Viele wichtige globale Angelegenheiten wie der Krieg gegen den Terror, Big Data und die Flüchtlingskrise seien heute vor allem auf Worthülsen reduziert und kursierten so im Netz, heißt es zum Programm. Unter anderem wird am Freitag und am Samstag auch eine Performance mit der digitalen Figur Hatsune Miku des japanischen Illustrators KEI gezeigt. Die virtuelle Kunstfigur mit den türkisfarbenen Haaren ist vor allem in Japan zur singenden Pop-Ikone aufgestiegen, die mit ihrer künstlichen Gesangsstimme Tausende Fans hat. Unter dem Namen des Malerei-Genres "Conversation Piece", das im 18. Jahrhundert gesellige, idealtypische Szenen aus dem Bürgertum zum Thema machte, soll der kulturelle Event einen Raum für Gespräche schaffen. So soll etwa auch in einer Diskussion mit dem Publikum thematisiert werden, wie das sogenannte Whistleblowing "einen legitimen und geschätzten Platz in Demokratien einnehmen" könne. Auch in diesem Jahr kooperiert das Medienkunst-Event unter der Leitung von Kristoffer Gansing mit einem lokalen Netzwerk von Galerien und unabhängigen Kulturproduzentinnen in Berlin. (dpa)
Transmediale, Berlin, bis 7. Februar

Ein Jahr "Eigen + Art Lab"- Party in Berlin
Vor einem Jahr haben Anne Schwanz und Johanna Neuschäffer die Wiedereröffnung des Eigen + Art Labs als Neustart inszeniert. Der Raum sollte jünger, spontaner und projekthafter werden, Talks und Führungen anbieten, Plattform und Experimentierfeld sein, auf dem Leute sich austauschen. Jetzt feiert das Lab sein einjähriges Bestehen in dieser Form mit einen großen Party inklusive Special Act um 20 Uhr.
"ONE YEAR EIGEN + ART Lab PARTY until the policeman comes, Vol.II", EIGEN + ART Lab, Torstraße 220, 10115 Berlin, Samstag, 6. Februar, ab 19 uhr

"Celebrities and Bottles" in Berlin
ART CRU ist eine Galerie für Outsider Art mit Fokus auf autodidaktischer Kunst von Menschen mit Psychiatrie Erfahrung oder geistiger Behinderung. In einer Doppelausstellung stellt die Galerie jetzt Künstler vor, die sich auf unterschiedliche Weise mit der Darstellung unserer Gesellschaft befassen. Der amerikanische Künstler Steve Mosley füllt Flaschenkunstwerke mit detailreichen Figurenensembles. Durch die Verbindung von religiösen Motiven mit Verweisen auf aktuelle politische, sexuelle und soziale Themen sind seine "Patience Bottles" kritisch komische Abbilder unserer Gesellschaft. Das Gemeinschaftswerk von Chronist Emiehl Päffel und Porträtist Uwe Paulsen porträtiert und kommentiert auf ironische Weise Mitglieder aus Königsfamilien und anderen bekannte Persönlichkeiten aus der ganzen Welt.
"Celebrities and Bottles", ART CRU, Berlin, bis 28. März

Per Kirkeby in Bremen
Das Licht des Nordens, Pflanzenstrukturen, Geröll: Schlüsselwerke des dänischen Gegenwartskünstlers Per Kirkeby (geb. 1938) zeigt das Paula Modersohn-Becker Museum von Sonntag an in Bremen. Die Ausstellung "Per Kirkeby: Werke aus dem Louisiana Museum of Modern Art" reicht von frühen Pop-Art-Arbeiten mit industriellen Lackfarben bis heute. Höhepunkt der auf zwei Etagen inszenierten 56 Arbeiten ist das Großformat "Brett-Felsen" (2000), eine wilde Komposition mit Gesteinsschichten und Gebirgszügen. "Das Spannende ist, dass Kirkebys Bilder abstrakt funktionieren und gleichzeitig Geschichten erzählen", sagte Kuratorin Verena Borgmann am Freitag. (dpa)
"Per Kirkeby: Werke aus dem Louisiana Museum of Modern Art", Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen, 7. Februar bis 5. Juni

Picasso in Hamburg
Unter dem Titel "Picasso. Fenster zur Welt" zeigt das Bucerius Kunst Forum in Hamburg 40 Gemälde, Zeichnungen und druckgrafische Werke des Künstlers. Erstmals werde dabei das zentrale Motiv des Fensters für das Werk von Pablo Picasso (1881-1973) in allen Schaffensphasen beleuchtet, sagte die Direktorin des Ausstellungshauses, Ortrud Westheider, am Mittwoch. Die Schau vereint Leihgaben internationaler Sammlungen, darunter des Museu Picasso de Barcelona, des Musée Picasso in Paris und des Museum of Modern Art in New York. Rund 50 Aufnahmen Picassos von Fotografen wie Robert Doisneau und Edward Quinn ergänzen die Präsentation. (dpa)
"Picasso. Fenster zur Welt", Bucerius Kunst Forum, Hamburg, 6. Februar bis 16. Mai

Tobias Madison in Hannover
Die Kestnergesellschaft in Hannover präsentiert das neue Projekt des 1985 geborenen Schweizer Künstlers Tobias Madison. Zentrales Werk der Ausstellung "Das Blut, im Fruchtfleisch gerinnend beim Birnenbiss" ist eine Video-Arbeit, die mit Kindern aus Hannover entstanden ist. Darin geht es um Identitätsbildung, Ideologien, Selbstdarstellungen und Möglichkeiten des Missbrauchs, teilte die Kestnergesellschaft am Donnerstag mit. Der traditionsreiche Kunstverein feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. (dpa)
"Tobias Madison: Das Blut, im Fruchtfleisch gerinnend beim Birnenbiss", Kestnergesellschaft, Hannover, bis 24. April

"Brutal schön. Gewalt und Gegenwartsdesign" in Herford
Design und Gewalt? Haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Eine Themenschau im Marta Herford soll zeigen, dass sich vor allem eine neuere Generation von Gestaltern mit Gewalt beschäftigt und den teils verheerenden Entwicklungen in Gesellschaft und Politik etwas entgegenzusetzen versucht: Design als Formung sozialer Prozesse statt Produktion schöner Dinge. Zugleich widmet sich die Schau auch der dunklen Seite des Designs. Viele Anti-Beispiele stammen aus militärischen Zusammenhängen oder schneiden das weitgehend ungelöste Problem der Entsorgung an. Neben Designern wie Ezri Tarazi (hier im Interview) sind auch Künstler James Bridle, Chris Jordan, Michael Sailstorfer und An-Sofie Kesteleyn beteiligt.
"Brutal schön. Gewalt und Gegenwartsdesign", Marta Herford, 7. Februar bis 1. Mai

"Concerning Concrete Poetry" in Karlsruhe
In den 70ern trugen Bob Cobbing und Peter Mayer Werke konkreter Poesie zusammen. Ihr Buch zur Geschichte der Gattung wird im Badischen Kunstverein zur Ausstellung. Die Mehrzahl der Exponate, darunter Werke von Henri Chopin, Brion Gysin, Emmett Williams, stammen aus Cobbings Privatsammlung. Sie wird in diesem Umfang erstmals seit 40 Jahren ausgestellt.
"Concerning Concrete Poetry", Badischer Kunstverein, Karlsruhe, 5. Februar bis 3. April

Betty Woodman in London
Die US-amerikanische Keramikerin Betty Woodman – Mutter der frühverstorbenen Francesca Woodman – wurde 1930 geboren, auf breites Interesse stoßen ihre Werke aber erst seit etwa 10 Jahren. Seit 1950 arbeitet Woodman mit Ton, wobei sie in den Jahrzehnten danach immer wieder neue Techniken und weitere Materialien für sich entdeckt hat. Vielfach taucht in ihrem Werk die Vase auf, die häufig für den menschlichen Körper steht. Malerei spielt eine große Rolle, ihre farbenfroh-verspielten Entwürfe malt sie auf keramischen Trägern, aber auch auf Papier und Leinwand. Die Ausstellung konzentriert sich weitgehend auf Woodmans Schaffensjahre nach 2006, dem Jahr ihres internationalen Durchbruchs mit einer großen Retrospektive am Metropolitan Museum in New York.
"Betty Woodman: Theatre of the Domestic", Institute of Contemporary Arts, London, bis 10. April

Ken Aptekar in Lübeck
Die Lübecker Kunsthalle St. Annen zeigt von Sonntag an die Ausstellung "Nachbarn" des amerikanischen Konzeptkünstlers Ken Aptekar. Zentrales Thema der 32 Bilder ist die Nachbarschaft von Juden und Christen in Lübeck in Vergangenheit und Gegenwart. Dazu nutzt er Motive von mittelalterlichen Altären aus dem St. Annen-Museum, die er mit Schriftbändern versieht und verfremdet. Er sei durch die unmittelbare Nachbarschaft von Christentum und Judentum im Lübecker St. Annen-Viertel zu den Bildern inspiriert worden, sagte Aptekar am Freitag bei der Präsentation der Ausstellung. (dpa)
"Ken Aptekar: Nachbarn", Kunsthalle St. Annen, Lübeck, 7. Februar bis 29. Mai

Yoko Ono in Mexiko-City
Mit ihren Kunstwerken hat John Lennons Witwe Yoko Ono (82) in Mexiko ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt. "Ich bin gekommen, um Frieden zu bringen", sagte die japanische Konzeptkünstlerin bei der Eröffnung ihrer Ausstellung "Land of Hope" am Dienstag im Museum für Erinnerung und Toleranz in Mexiko-Stadt. Die von Yoko Ono ausgestellten Fotografien, Videos und Dokumente drehen sich um die Themen Krieg, Frieden und Gewalt. Die interaktive Schau solle das Publikum anregen, sich für den Frieden einzusetzen, sagte die Japanerin, die mit dunkler Sonnenbrille und weißem Hut zur Eröffnung kam. Jedes der ausgestellten 16 Werke solle Frieden und Hoffnung verbreiten, betonte sie. (dpa)
"Land of Hope", Museum für Erinnerung und Toleranz, Mexiko-Stadt, bis 29. Mai

"Der Blaue Reiter kehrt zurück" in München
Der Blaue Reiter im Münchner Lenbachhaus ist wieder vereint. Viele Werke der berühmten Künstlergruppe waren längere Zeit verliehen, nun ist eine Auswahl in neuer Zusammenstellung zu sehen. Zentrales Element der Schau ist für Museumsdirektor Matthias Mühling der Almanach, den Franz Marc und Wassily Kandinsky 1912 herausgegeben haben. Darin werde deutlich, dass die Künstler mit ihrer Kunst auch Botschaften und politische Ideen vermitteln wollten, sagte Mühling am Dienstag in München. Das kostbare Buch wurde digitalisiert, an einem Bildschirm können die Besucher nun durch die Seiten blättern. Die Neupräsentation "Der Blaue Reiter kehrt zurück" soll in dieser Form bis September 2017 zu sehen sein. (dpa)
"Der Blaue Reiter kehrt zurück", Lenbachhaus, München, bis September 2017

Ai Weiwei und Andy Warhol in Prag
Die tschechische Nationalgalerie feiert ihr 220-jähriges Bestehen unter anderem mit Werken des chinesischen Künstlers Ai Weiwei und der Pop-Art-Ikone Andy Warhol. Die Sonderausstellung "Großzügigkeit - die Kunst zu beschenken" ist über sechs Ausstellungsorte der Galerie in Prag verteilt. Der Titel solle an die Bedeutung von Mäzenen und Spendern für Museen heute und in der Vergangenheit erinnern, teilte die Kulturinstitution am Freitag mit. Erster Vorläufer der Nationalgalerie war die 1796 im damaligen böhmischen Kronland gegründete "Private Gesellschaft patriotischer Kunst-Freunde". Ai Weiwei, der wegen seiner Kritik am chinesischen Regime zeitweise inhaftiert war, präsentiert in Prag seine Skulptur "Circle of Animals/Zodiac Heads". Die Bronzebüsten mit Motiven des chinesischen Tierkreise sollen von teils verschwundenen Originalen aus dem Alten Sommerpalast in Peking inspiriert sein. Neu im Besitz der Nationalgalerie sind aneinandergenähte Fotografien und Polaroids des US-Amerikaners Andy Warhol (1928-1987), ein Geschenk der New Yorker Andy-Warhol-Stiftung. Weitere ausgestellt Werke stammen von Hiroschi Sugimoto, Lee Kit und dem Duo Prinz Gholam. (dpa)
"Großzügigkeit - die Kunst zu beschenken", Nationalgalerie, Prag, bis 3. Juli