Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Basel, Hannover, Leipzig, Magdeburg, Wolfenbüttel. Außerdem: Christos "Floating Piers" auf dem Iseo-See und deutsche Kunst in Riga

Art Basel
Die weltweit bedeutendste Kunstmesse Art Basel hat am Donnerstag mit 286 internationalen Galerien ihre Türen geöffnet. Gezeigt werden Malereien, Skulpturen, Installationen und Fotografien von 4000 Künstlern aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Die Aussteller stammen aus 33 Ländern. Sammler, Museumsleute und VIPs konnten sich schon am Dienstag und Mittwoch in den Messehallen mitten in Basel umsehen. Auf Spitzenqualität wird auch dieses Jahr wieder gesetzt. Man lebe in unsicheren Zeiten, die eine noch stärkere Messe verlangten, sagte Messechef Marc Spiegler. Die Qualität der Werke sei deshalb noch höher als sonst. Die Art Basel gilt weltweit als die wichtigste Messe der Branche. Sie findet dieses Jahr zum 47. Mal statt und dauert bis Sonntag (19. Juni). Im vergangenen Jahr wurden rund 98.000 Besucher gezählt. (dpa)
Art Basel, bis 19. Juni

Lumix Festival in Hannover
Das Expo-Gelände in Hannover verwandelt sich vom 15. bis zum 19. Juni wieder in eine riesige Fotografie-Ausstellung. Bei der fünften Ausgabe des Lumix Festivals werden 60 Reportagen von jungen preisgekrönten Fotojournalisten aus aller Welt präsentiert, insgesamt sind über 1400 Bilder zu sehen. Wie die Hochschule Hannover mitteilte, stehen außerdem 20 Multimedia-Stories, Vorträge von bekannten Fotografen sowie eine Fototechnikschau auf dem Programm. Das Festival wurde von Fotografie-Professor Rolf Nobel gegründet und wird von der Fotografenvereinigung Freelens unterstützt. 2014 kamen mehr als 35.000 Besucher. Das Festival wird alle zwei Jahre veranstaltet. (dpa)
Lumix Festival No.5, Hannover, 15. bis 19. Juni

Mikka Wellner und Philip Gaißer in Leipzig
Die Künstler Mikka Wellner und Philip Gaißer luden am Donnerstag im Rahmen des "f/stop - Festival für Fotografie" Leipzig" eine Brassband aus Leipzig ein, die im Kunstraum Ortloff den Neil-Young-Hit "Ordinary People" neu interpretierte. Sie spielten den Soundtrack zur Straßenszene vor dem Kunstraum, der Platz wurde so zur Bühne. Jetzt sind das Video der Performance und die Noten des Arrangements des Songs in der Ausstellung zu sehen. Auf den Fotos: inszenierte Szenen des "Lebens" vor dem Ausstellungsraum.
Kunstraum Ortloff, bis 3. Juli

Bauhaus-Künstler Schawinsky in Magdeburg
Entwürfe für die Bühne, Fotografie, Grafik und Malerei: Das Magdeburger Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen zeigt das Lebenswerk des Bauhaus-Künstlers Xanti Schawinsky (1904-1979). "Xanti Schawinsky -  Vom Bauhaus in die Welt" vereine Arbeiten aus allen Schaffensperioden des Künstlers, teilte das Kunstmuseum am Freitag mit. Im Magdeburger Stadtarchiv seien zudem neue Fotografien Schawinskys entdeckt worden. Schawinsky leitete zwischen 1929 und 1931 die Grafikabteilung des Hochbauamts Magdeburg. Zuvor war er am Bauhaus in Weimar und Dessau tätig. Schawinsky hatte sich am Bauhaus eine Bühnenwerkstatt eingerichtet, in der Ausstellung werden zahlreiche Entwürfe für Bühnenbilder und Figuren gezeigt, die teils aber nie verwirklicht wurden. Schawinsky entwarf und baute unter anderem eine Steppmaschine für ein Bühnenstück. Die Maschine trat gegen steppende Menschen an. Der Künstler experimentierte zudem viel mit Fotocollagen, Mehrfachbelichtungen und auch Airbrush-Techniken. Ende der 1940er Jahre wandte sich Schawinsky zunehmend der Malerei zu. Auch dabei blieb er experimentell: Er fuhr etwa mit Autos durch Ölfarbe und dann über Leinwände. Sie ist Teil des Bauhaus-Projektes "Große Pläne!", in dem verschiedene Ausstellungen zur Moderne in Sachsen-Anhalt zusammengefasst sind. (dpa)
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, 21. Juni bis  25. September. Eröffnung: 19. Juni, 15 Uhr

Christos "Floating Piers" auf dem Iseo-See
"The Floating Piers" hat der Verhüllungskünstler Christo sein neuestes Großprojekt in Italien genannt. Ab Samstag können Besucher gut zwei Wochen lang auf schwimmenden, gelbglänzenden Stegen über das Wasser des Iseo-Sees in der Lombardei wandeln. Damit kehrt der 81-Jährige erstmals seit 40 Jahren mit einem spektakulären Kunstprojekt nach Italien zurück. 1974 hatten Christo und seine 2009 gestorbene Ehefrau Jeanne-Claude einen Teil der Aurelianischen Mauer in Rom in Stoff verpackt ("Wrapped Roman Wall"). Die stimmungsvollen Stege im See sind drei Kilometer lang und 16 Meter breit und verbinden den Ort Sulzano auf dem Festland mit der Insel Monte Isola und von dort mit dem kleineren Eiland San Paolo. Sie wurden aus 200 000 Schwimmwürfeln aus Kunststoff gebaut und anschließend mit dahliengelb-schimmerndem Polyamidgewebe überzogen. Die 70 000 Quadratmeter Stoff wurden in der Nähe von Münster von derselben Firma hergestellt wie das Gewebe, mit dem Christo und Jeanne-Claude 1995 den Berliner Reichstag verhüllt hatten. Das Besondere an dem Projekt ist, dass die Stege nicht schaukeln wie ein Boot, sondern die Bewegung der Wellen nachahmen, sie in sich aufnehmen. Kulturminister Dario Franceschini, der die Floating Piers bereits vor wenigen Tagen besuchen durfte, schwärmte: "Man hat wirklich das Gefühl, über Wasser zu gehen, so flexibel ist die Struktur." Christo hatte die Besucher im Vorfeld aufgerufen, sich die Schuhe auszuziehen und möglichst barfuß über den Stoff zu spazieren, um die Wasserbewegungen bestmöglich zu spüren. Stöckelschuhe sind ebenso verboten wie Fahrräder und Skateboards. "Die Stege sollten nicht auf Fotos angeschaut werden, sondern man muss über sie laufen", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa am Donnerstag Christo, der sein Projekt der internationalen Presse vorstellte. "Der Stoff ist nicht das Kunstwerk, sondern er ist das Material, aus dem das Kunstwerk gefertigt ist", sagte er weiter. Der Stoff ändere je nach Lichteinfall die Farbe: "Er ist wie ein abstraktes Gemälde", so Christo. Aber auch das Wasser sei Teil des Kunstwerks. Die meisten Hotels in der Region sind bereits seit Wochen ausgebucht. Allerdings machten sich die Organisatoren noch Sorgen um das Wetter, denn für den Iseo-See wurden für das Wochenende mögliche Gewitter vorhergesagt. Insgesamt würden bis zum 3. Juli eine halbe Million Besucher erwartet, darunter besonders viele Deutsche, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Die Vorarbeiten für das 15-Millionen-Euro teure Projekt liefen bereits seit Monaten. Finanziert werden die kurzlebigen Originalwerke Christos durch den Verkauf von Skizzen, Collagen, Filmen und Fotos. Anschließend soll ein Großteil der Materialien recycelt werden. (dpa)
"The Floating Piers", ab 18. Juni. In der aktuellen Monopol finden Sie ein Interview mit dem Künstler zu diesem Projekt

Deutsche Gegenwartskunst in Riga
Alles könnte so einfach sein, das Leben, die Kunst. Jedoch verkomplizieren sich die Dinge, zum Beispiel im deutschen Kunstgeschehen der vergangenen 50 Jahre. Zeitweilig existierten zwei Deutschlands und die unterschiedlichsten Auffassungen auf beiden Seiten. Diverse Künstler-Egos brachten sich in Stellung, beeinflussten sich, grenzten sich voneinander ab. Die Kunst lässt sich nicht steuern, das Zusammenleben und Lieben übrigens auch nicht – davon erzählt Goethe in seinem Roman "Die Wahlverwandtschaften". Mark Gisbourne, Kurator einer Themenschau zur deutschen Kunst seit den späten 60ern, zitiert den Titel des Dichterfürsten; die Überschrift der bisher größten Schau ihrer Art in der Hansestadt Riga ergibt auch deshalb Sinn, weil der Begriff "Wahlverwandtschaften" auf die Chemie und die Alchemie der Goethezeit verweist. Das Gespür für Materialität, so eine Prämisse der Ausstellung mit 74 Werken von 53 Künstlern, verbindet viele Positionen der deutschen Kunst bis heute. Joseph Beuys und sein Beziehungszauber zwischen Filz, Fett, Kupfer und anderen Stoffen bilden den passenden Anfang. Weitere Namen auf der imponierenden Liste sind Norbert Bisky, Georg Jiří Dokoupil, Rainer Fetting, Katharina Fritsch, Katharina Grosse, Candida Höfer, Marcel Odenbach, Albert Oehlen, Thomas Schütte oder Willi Sitte. Im größten Ausstellungssaal der lettischen Hauptstadt, dem spätklassizistischen Arsenals, wird das zunächst unübersichtlich scheinende Thema in vier Sektionen gegliedert: "Expression, Imagination und Subjektivität", "Geschichte und Geschichten", "Abstraktion und Konzeption", "Präsentation und Kritik". In der letztgenannten Kategorie sind Künstler versammelt, die das Kunstsystem und ihre eigene Stellung explizit reflektieren: von Martin Kippenberger bis zu Julian Rosefeldt. Statt einer chronologischen Folge will die Schau den künstlerischen Dialog über Generationen hinweg nachzeichnen – und das lettische Publikum selbstredend für die Kunst eines europäischen Nachbarn erwärmen.
"Wahlverwandtschaften. Deutsche Kunst seit den späten 1960er Jahren", Kunsthalle Arsenals, Riga, 17. Juni bis 21. August

Günther Uecker in Wolfenbüttel
Auch mit 86 Jahren reist Günther Uecker um die Welt und wirbt für den Austausch zwischen den Kulturen. Seine Ausstellung "Huldigung an Hafez" ist nach zwei Stationen im Iran von diesem Freitag an erstmals in Deutschland zu sehen. Das Schloss Museum Wolfenbüttel präsentiert den 42-teiligen Werkzyklus bis zum 14. August in Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Galerie Breckner. Inspiriert von den fast 700 Jahre alten Versen des persischen Dichters Hafez, der schon Goethe faszinierte, lässt Uecker aus Worten Bilder werden. Gerade in einer Zeit, in der der Orient durch die Attentate islamistischer Fanatiker in Misskredit geraten sei, feiere Uecker die hohe Kunst der morgenländischen Literatur, betonen die Ausstellungsmacher. Der Maler übertrage Hafez' poetische Sprache in von Farbe und Rhythmus geprägte Bildwelten. Bekannt wurde der gebürtige Mecklenburger, der in Düsseldorf lebt, vor allem mit seinen Nagelwerken. Ob China, Russland, Kuba oder zuletzt der Iran: Seit Jahrzehnten präsentiert er seine Arbeiten regelmäßig auch im Ausland. (dpa)
Schloss Museum Wolfenbüttel, 17. Juni bis 14. August