Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Courtesy: der Künstler und Galerie Peter Kilchmann, Zürich
Courtesy: der Künstler und Galerie Peter Kilchmann, Zürich

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln und Wien

Bhupen Khakhar in Berlin
"You Can't Please All" lautet der Titel der ersten posthumen Soloschau des indischen figurativen Malers Bhupen Khakhar (1934–2003). Dass man es nicht allen recht machen kann, diese Lehre aus einer Äsop-Fabel, die Khakhar 1981 malte, zog der Künstler damals auch für sich selbst. Er bekannte sich offen zu seiner Homosexualität und thematisierte sie auch in seinen Bildern. Khakhar verstand sich als Maler des modernen Indiens und der kleinen Leute. Die westliche Abstraktion, die ab den 60ern in Bombay oder Delhi Einzug hielt, war nicht sein Ding: Khakhar entwickelte einen sehr persönlichen Stil, beeinflusst durch indische Miniaturen, Henri Rousseau und Pieter Bruegel den Älteren. Wie zuvor in der Londoner Tate Modern sind in der Deutschen Bank Kunsthalle Werke aus fünf Jahrzehnten zu sehen. Bilder zwischen Alltagskomik und Zärtlichkeit, aber auch düstere und expressive Darstellungen aus Khakhars letzten Lebens-jahren, in denen er mit dem Krebs kämpfte.
"Bhupen Khakhar: You Can't Please All", Deutsche Bank Kunsthalle, Berlin, bis 5. März 2017

Omer Fast in Berlin
In den Videoarbeiten von Omer Fast verfließen die Grenzen – zwischen eigener und medialer Erzählung, zwischen aktuellen und historischen Ereignissen, zwischen Erinnerung und Fiktion. In der ersten großen Berliner Soloschau des 1972 in Jerusalem geborenen Künstlers ist unter anderem das Einkanalvideo "Continuity" (2014) zu sehen, in dem ein Ehepaar ihren in Afghanistan gefallenen Sohn durch Callboys zu ersetzen sucht. Neben weiteren Filmprojektionen und von Fast als "Wartebereiche für erschöpfte Ausstellungsbesucher" sowie als Performance-Bühne konzipierte Räume feiert das neue Video "August" Premiere: surreale Sequenzen um August Sander, der am Lebensende von seinen fotografierten Figuren heimgesucht wird.
"Omer Fast: Reden ist nicht immer die Lösung", Martin-Gropius-Bau, Berlin, bis 12. März 2017

George Condo in Berlin
Picasso, Klee und Matisse waren die Lieblingskünstler des Sammlers Heinz Berggruen. Nun werden im Berliner Museum Berggruen erstmals Bilder eines zeitgenössischen Künstlers ausgestellt und mit Werken aus der Sammlung konfrontiert. George Condo, dieser Name steht für wilde und oft groteske Bildfindungen und für das Spiel mit kunsthistorischen Bezügen. "Es geht nicht einfach nur um eine Konfrontation mit anderen Künstlern", erklärt Condo den Ausstellungstitel, "es geht um die Idee, dass ich meine Arbeiten in Konfrontation mit mir selbst mache, und ich konfrontiere meine Dämonen, meine Depressionen, mein Glück, meine Existenz".
"George Condo: Confrontation", Museum Berggruen, Berlin, 19. November bis 12. März 2017, Eröffnung am Freitag, den 18. November um 19 Uhr

"Bling Bling Baby!" in Düsseldorf
Kitschig geht es in einer neuen Ausstellung im NRW-Forum in Düsseldorf zu: Von Samstag bis 15. Januar präsentiert die Schau "Bling Bling Baby!" Fotokunst (hier in unserer Bildstrecke), die sich dem Opulenten und Künstlichen widmet. Mehr als 100 Fotografien von 33 Künstlern, unter ihnen Rankin, David LaChapelle oder Pierre et Gilles, zeigen prunkvoll geschmückte Star-Models, üppige Blumenarrangements und kitschig-bunte Berglandschaften. Die Exponate stünden in einer Tradition der Kunstgeschichte, sagte Kuratorin Nadine Barth. Viele Leute täten sich aber schwer, Kitsch als Kunst zu akzeptieren. "Dabei gibt es schon im Barock und der Romantik Bilder, die wir heute als Kitsch bezeichnen würden", sagte Barth der Deutschen Presse-Agentur. Glitzer und grelle Spektakel sind vor allem in der Welt der Popstars beheimatet. Fotografen wie Martin Schöller und David LaChapelle zeigen Jeff Koons, Naomi Campbell, Elton John oder Michael Douglas in Glitzermänteln und mit dickem Make-Up. Das wirkt skurril, übertrieben - und zeigt, auf welche Weisen sich der Glamour ins Absurde wenden kann. (dpa)
"Bling Bling Baby!", NRW-Forum, Düsseldorf, 19. November bis 15. Januar 2017

Ikonen der Fotografie in Hamburg
Zum 90. Geburtstag von Gründungsdirektor F.C. Gundlach zeigt das Haus der Photographie der Hamburger Deichtorhallen Ikonen der Fotografie aus seiner Sammlung. Unter dem Titel "The Concept of Lines" sind von Donnerstag an bis zum 12. Februar rund 70 Werke der Fotolegenden Richard Avedon, George Hoyningen-Huene und Irving Penn zu sehen. "Alle drei sind Fotografen, die F.C. Gundlach besonders am Herzen liegen", sagte Sammlungskuratorin Sabine Schnakenberg am Mittwoch in Hamburg. Außerdem wird das fotografische Lebenswerk des deutschen Fotografen Peter Keetman (1916–2005) mit einer Retrospektive erstmals in seiner ganzen Vielfalt. (dpa)
"The Concept of Lines", Deichtorhallen, Hamburg, bis 12. Februar

"add art" in Hamburg
An diesem Wochenende öffnen zum vierten Mal Unternehmen und Institutionen in Hamburg ihre Räume für die Öffentlichkeit und zeigen Kunst. Unter den 18 Teilnehmern sind Unternehmen, die bereits Kunst in ihren Räumen haben sowie Firmen, die speziell zu diesem Anlass Werke von Nachwuchskünstlern der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg präsentieren. Neben täglichen Führungen durch die Unternehmen gibt es am Samstag auch eine Podiumsdiskussion zum Thema "Künstler ins Management? Künstlerische Strategien als Beitrag zum Unternehmenserfolg".
"add art" – Hamburgs Wirtschaft öffnet Türen für Kunst", verschiedene Orte, Hamburg, bis 20. November

Cologne Fine Art
Antike trifft Moderne: Rund 150 Galerien und Kunsthändler zeigen von Donnerstag an bei der Cologne Fine Art in Köln Kunstwerke aus aller Welt. Man lege Wert auf eine Gegenüberstellung unterschiedlicher Stile und Epochen, teilten die Veranstalter am Mittwoch mit. Auch die COFA Contemporary als eigener Bereich für zeitgenössische Kunst geht nach der Premiere im vergangenen Jahr in eine neue Runde. Zu den Highlights der bis zum Sonntag dauernden Cologne Fine Art zählen unter anderem ein Beethoven-Porträt von Andy Warhol sowie ein Portfolio von Schallplattencovern, die der Künstler gestaltet hat. Auf der anderen Seite gibt es Kuriositäten wie mit Schaffell bezogene Art-Deco-Sessel aus Dänemark oder Spazierstöcke vom 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts mit ungewöhnlichen Schnitzereien. Im vergangenen Jahr kamen rund 15 500 Besucher zu der Kunstmesse. Der mit 10.000 Euro dotierte Cologne-Fine-Art-Preis geht in diesem Jahr an die Düsseldorfer Malerin Karin Kneffel. (dpa)
Cologne Fine Art, Koelnmesse, bis 20. November

Francis Alÿs in Wien
Er reiste Hunderte von Kilometern mit einem alten Lada durch Osteuropa, um das Auto dann im Hof der Eremitage in Sankt Petersburg mit einem kräftigen Rumms vor einen Baum zu setzen. Er verbrachte Jahre damit, auf einer Hochebene in Mexiko Tornados zu jagen, hineinzuspringen und sich von ihnen zu Boden werfen zu lassen. Er spazierte mit einer Pistole durch Mexiko-Stadt, bis die Polizei ihn festnahm. Er durchquerte Jerusalem entlang der Grenzen von 1948, an zahlreichen bewaffneten Grenzposten vorbei, einen tropfenden Farbeimer in der Hand. Angesichts dieser spektakulären Aktionen könnte man glauben, der 1959 in Belgien geborene Francis Alÿs wäre eine Art Stuntman der Kunst. Dabei ist der gelernte Architekt, der seine neue Heimat in Mexiko gefunden hat, so ziemlich das Gegenteil davon. "Poetisch" nennen viele seine Kunst, vielleicht ein Versuch, den Minimalismus zu beschreiben, mit dem Alÿs seine ästhetischen Aussagen verknappt und konzentriert. Je einfacher ein Projekt ist, desto besser, findet er. So wie bei seiner Aktion "Paradox of Praxis" von 1997, als er einen Eisblock durch die Straßen von Mexiko-Stadt schob, bis er geschmolzen war: "Man kann die Narration davon sofort erfassen. Vielleicht war mein Ziel immer, meine Szenarios so zu gestalten, dass sie mit ein paar Worten beschrieben werden können, um sie so von der Last der Dokumentation zu befreien, von dem physischen Gewicht", erklärte Alÿs in einem Interview mit dem Künstlermagazin "Bomb". Die Feinsinnigkeit, die in den Aktionen und Filmen des hochgewachsenen, mageren Belgiers steckt, tritt in seiner kleinformatigen Malerei noch offensichtlicher zutage. Seine Einzelausstellung in der Secession in Wien widmet sich nun einer selten gezeigten Serie. Seit 1995 begleitet Alÿs seine Projekte mit mittlerweile 111 kleinformatigen Gemälden, die er immer wieder überarbeitet und mit Textfragmenten versieht. Außer diesem malerischen Archiv seiner Arbeit, "Le Temps du Sommeil" (Die Zeit des Schlafes) betitelt, sind Videoarbeiten zu sehen.
"Francis Alÿs: Le temps du sommeil", Secession, Wien, bis 22. Januar 2017