Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Bonn, Duisburg, Essen, Florenz, Hamburg, London, Los Angeles, Maastricht und Tübingen

Friedrich Kiesler in Berlin
Er galt als Visionär der Moderne: Der österreichisch-amerikanische Universalkünstler Friedrich Kiesler (1890-1965) wird erstmals umfassend in Deutschland vorgestellt. Der Berliner Martin-Gropius-Bau zeigt von Samstag an eine Retrospektive des Architekten, Bühnenbildners und Designers, der ganze Generationen von Künstlern beeinflusst hat. Zu sehen sind rund 400 Fotos, Zeichnungen, Pläne und Modelle - von Kieslers legendärem "Raumtheater" bis zu seinem "Shrine of the Book" für die Qumran-Rollen in Jerusalem. "Es ist faszinierend zu sehen, dass jemand in dieser Zeit schon Dinge vorausgedacht hat, die heute als neu diskutiert werden", sagte Museumsdirektor Gereon Sievernich vor der Eröffnung am Freitag. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Kiesler-Privatstiftung in Wien.
Martin-Gropius-Bau, bis 11. Juni

Katharina Sieverding in Bonn
Immer wieder Sieverding: Ihr Gesicht, tausendfach variiert, steht im Zentrum ihrer Kunst. Die Fotoarbeiten der 1944 in Prag geborenen Katharina Sieverding haben die Betrachter immer wieder durch ihre Sphinxhaftigkeit abgeschreckt. Es gehe ihr um ein "anti-expressionistisches Vorgehen", hat die Beuys-Schülerin erklärt, "ein Untersuchen, mit wie wenig Ausdruck etwas möglich wird". Berühmt wurde Sieverding mit dem im Jahr 1969 aus ihren Passbildern gefügten "Stauffenberg-Block". Nur der Titel verwies auf den Widerstandskämpfer des 20. Juli, der im Geburtsjahr der Künstlerin hingerichtet wurde. Die historisch-politische Dimension gehört bei ihr ebenso dazu wie eine kritische Haltung zu Geschlechterstereotypen. Das Changieren ihrer Selbstporträts zwischen "männlich" und "weiblich" hat vielfach für Irritationen gesorgt. Sieverding demonstriert die Wandlungsfähigkeit des menschlichen Gesichtes im Netz von Normen, Klischees und Wunschvorstellungen. Die Bundeskunsthalle in Bonn würdigt die deutsche Künstlerin mit einer Retrospektive serieller Fotoarbeiten seit dem Jahr 1967 bis heute. Außerdem sind raumhohe Projektionen von Material aus Sieverdings umfangreichem Bildarchiv zu sehen.
"Katharina Sieverding: Kunst und Kapital", Bundeskunsthalle, Bonn, 11. März bis 16. Juli

David Schnell in Duisburg
Die berühmte "Neue Leipziger Schule" hat weit mehr zu bieten als Neo Rauch: In seiner bisher größten Museumsausstellung zeigt der Maler David Schnell in Duisburg leuchtende wandfüllende "Landschaften" und Städtebilder zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Von Freitag an sind im Duisburger Museum Küppersmühle rund 60 Gemälde und Radierungen des 45-jährigen Künstlers zu sehen, der aus Bergisch-Gladbach stammt und Ende der 90er-Jahre in Leipzig studierte. Auch heute lebt und arbeitet Schnell wie sein Malerkollege Neo Rauch in Leipzig. Bekannt wurde Schnell auch durch das leuchtende "Friedensfenster", das er 2009 für die Leipziger Thomaskirche entwarf. Als Gruppe würden die Künstler der "Neuen Leipziger Schule" längst nicht mehr gesehen, sagte Schnell am Mittwoch in Duisburg. "Jeder ist seinen eigenen Weg gegangen."
Museum Küppersmühle, bis zum 18. Juni

Maria Lassnig in Essen
Ist sie eingeschlafen auf ihrem Bild? Will sie in ihm verschwinden? Die 2014 im Alter von 94 Jahren verstorbene Maria Lassnig, oben in einer Fotografie von 1983, hat immer eine enge Verbindung vom Körper zum Abbild auf der Leinwand gesehen – sie hat die Körper so gemalt, wie sie sie spürte, nicht wie die Welt sie sah. Schon 1948 schuf die Österreicherin erste "Body-Awareness-Zeichnungen" und nahm damit die Selbsterforschungen der Wiener Aktionisten um zwei Jahrzehnte voraus. Und der Körper blieb Thema ihrer Kunst, mit der sie zeit ihres Lebens schwungvoll durch die Schubladen fiel. 1968 entwischte Lassnig nach New York, die animierten Filme, die dort entstanden, gehören zu den herausragendsten Beispielen von Humor und Selbstironie in der Kunst. Es tut immer gut, diesen Witz im Hinterkopf zu behalten, wenn man sich ihrem malerischen Werk aussetzt. Esoterisch war sie nie, aber immer intensiv, ihre Selbstporträts und Körperbilder gehen ans Eingemachte. Auch die späten Bilder ließen in ihrer Originalität nicht nach, mal tropft ein Stück Hirn aus dem Schädel, mal sitzt ein Kochtopf auf dem Kopf und versperrt die Sicht auf die Gegenwart, und dann zieht die Heldin des Bildes auch noch eine Pistole. Lassnig malte wie ein österreichischer Francis Bacon als alte, grantelnde Frau verkleidet. Wie großartig dieses Werk war, war lange Zeit nur Eingeweihten bekannt – eine typische weibliche Karriere, die Fahrt aufnahm, als sie Anfang der 80er-Jahre nach Wien zurückkehrte und eine Professur an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien übernahm. Es folgten Documenta- und Biennale-Teilnahmen, 2013 dann endlich der Goldene Löwe für das Lebenswerk auf der Biennale von Venedig. Das Museum Folkwang zeigt nun in einer großen, in Kooperation mit der Tate Liverpool organisierten Retrospektive die Auseinandersetzung Lassnigs mit dem Körper von den abstrakteren, dem Informel verhafteten Anfängen bis zum Spätwerk. Die Selbstporträts in der Ausstellung umspannen den beachtlichen Zeitraum von 70 Jahren, dazu ist eine Auswahl ihrer Filme zu sehen. Nach der Station in Essen reist die Ausstellung nach Warschau und Prag weiter.
"Maria Lassnig", Museum Folkwang, Essen, 10. März bis 21. Mai

Bill Viola in Florenz
Für den weltbekannten Video-Künstler Bill Viola ist seine neueste Ausstellung in Florenz ein Weg, der Stadt etwas zurückzugeben. "Ich bin so glücklich, zu meinen italienischen Wurzeln zurückzukehren", sagte Viola über die Retrospektive. Der 1951 in New York geborene Künstler hatte in den 1970ern in Florenz gearbeitet, seine Großeltern kamen ebenfalls aus Italien. Er freue sich über die Möglichkeit, seine Schuld gegenüber der Stadt mit einer Auswahl an seinen Arbeiten zu begleichen, fügte er hinzu. Die Retrospektive von Violas Werken öffnet am Freitag im Palazzo Strozzi. Die Schau "Rinascimento Elettronico" (dt. "Elektronische Renaissance") spannt einen Bogen von Violas ersten Video-Experimenten in den 1970er Jahren bis zu seinen jüngsten Installationen. Sie ist in dem prunkvollen Renaissancepalast bis zum 23. Juli zu sehen. "Als ich in den 70ern in Florenz gelebt und gearbeitet habe, hätte ich niemals gedacht, die Ehre zu haben, in so einer ehrwürdigen Institution wie dem Palazzo Strozzi auszustellen", sagte Viola. (dpa)
"Bill Viola: Rinascimento Elettronico", Palazzo Strozzi, Florenz, bis 23. Juli

Junge Fotografie in Hamburg
Es geht um die Auseinandersetzung mit dem Eigenen und dem Fremden: In der Ausstellung "Gute Aussichten" sind im Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen bis zum 1. Mai die besten Arbeiten junger Fotografen aus Deutschland zu sehen. "In diesem Jahr hat uns vor allem die Reflexion der jungen Künstler und ihrer Arbeiten begeistert", sagte Josefine Raab, die den Wettbewerb ins Leben gerufen hat, am Donnerstag. Aus 77 Einsendungen wählte die Jury die sieben besten Werke aus. Unter den Preisträgern sind auch die beiden Hamburger Fotografen Julia Steinigeweg und Andreas Hopfgarten. (dpa)
"Gute Aussichten", Haus der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg, bis 1. Mai

Amerikanische Pop Art in London
Amerikanische Pop Art an einem ungewöhnlichen Ort: Das British Museum in London widmet der Bedeutung des Drucks in der amerikanischen Kunst der letzten 60 Jahre eine neue Ausstellung. "The American Dream: pop to the present" zeigt rund 200 Werke von etwa 70 Künstlern. Darunter sind so berühmte Namen wie Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Andy Warhol -  aber auch viele andere. Das British Museum, eigentlich ein Ort für Antike und Geschichte, will mit der neuen Schau auf seinen reichen Hausschatz an Drucken hinweisen. Rund 70 Prozent der Exponate stammen aus seinem Besitz. Die Ausstellung wird an diesem Donnerstag (9. März) eröffnet und läuft bis zum 18. Juni. Museumsdirektor Hartwig Fischer bezeichnete das Projekt als "extrem aufregend", weil das Museum so seinen außergewöhnlich umfangreichen Bestand an amerikanischen Drucken und Zeichnungen einer breiten Öffentlichkeit vorstellen könne. Auch der Zeitpunkt der Ausstellung sei günstig. "Es scheint der richtige Moment zu sein, darüber nachzudenken, wie Künstler Amerika als Nation über die letzten turbulenten 60 Jahre reflektiert haben." Der Druck als kreatives und innovatives Medium habe sich wie kein anderes geeignet, amerikanische Macht und Einfluss zu beschreiben und zu hinterfragen, heißt es in der Ausstellung. Mit revolutionärem Eifer hätten die jungen Künstler ihrer Zeit den Druck auf eine Stufe mit Gemälde und Bildhauerei gehoben. Heute, so wird erklärt, sei der von Wohlstand abhängige amerikanische Traum mit Nostalgie behaftet und von den Unsicherheiten einer sich verändernden globalen Welt überschattet. (dpa)
"The American Dream: pop to the present", British Museum, London, bis 18. Juni

Kerry James Marshall in Los Angeles
Vielleicht ist in den USA im Augenblick jede Ausstellung politisch. Die große Retrospektive von Kerry James Marshall, die jetzt in Los Angeles gezeigt wird, ist es immer. Seit den 80er-Jahren malt der heute in Chicago lebende Künstler afroamerikanisches Leben in den USA mit einer unverwechselbaren figurativen Bildsprache. In Alltagsszenen, Familienmotiven, Landschaftsmalerei, Historiengemälden und Porträts arbeitet er sich durch die Genres der westlichen Bildgeschichte, mit ausschließlich afroamerikanischen Figuren. Wie er den Kanon neu erzählt, ist einfach und umwerfend: Marshall zeigt eine andere Normalität in der Kunst, und diese Kunst zeigt eine andere Normalität in der Welt. Das Gemälde "School of Beauty, School of Culture" von 2012 zeigt eine Gruppe fantastisch angezogener Erwachsener und Kinder in einem Frisiersalon. An der Wand hängt ein Plakat der Tate für eine Chris-Ofili-Ausstellung, nur die Kinder sehen eine Projektion einer blonden Disneyfigur durch den Raum schwirren, doch die verströmt im Vergleich zu den Frauen im Bild überhaupt keinen Glamour. Wenn die Ausstellung vom Met Breuer in New York jetzt nach Los Angeles zieht, bekommt sie einen anderen Kontext, denn Kerry James Marshall wuchs in South Central Los Angeles auf, Erlebnisse von Gewalt und Tod waren alltäglich. "Man kann nicht 1955 in Birmingham, Alabama, geboren sein und nahe der Zentrale der Black Panthers in South Central aufwachsen, ohne eine gewisse soziale Verantwortung zu verspüren", sagt der Künstler. Dabei predigen seine Bilder nichts, sondern zeigen einfach. Mit den Mitteln der Malerei, die schon immer das Medium der Repräsentation war. "Es gibt", sagt er lakonisch, "da ein gewisses Vakuum in der Bilddatenbank zu füllen."
"Kerry James Marshall: Mastry", MOCA Los Angeles, 12. März bis 3. Juli

Kunstmesse Tefaf in Maastricht
Nahezu 300 Aussteller aus 20 Ländern bieten von diesem Freitag an in Maastricht wieder Schätze aus 7000 Jahren Kunstgeschichte an. Die Tefaf gilt als weltweit wichtigste Messe für alte Kunst. Zu den teuersten Werken gehören in diesem Jahr zwei großformatige Bildnisse eines holländischen Ehepaars von Frans Hals aus dem 17. Jahrhundert: Die Eheleute sind für 14 Millionen Euro zu haben. Auch ein Frühwerk von Vincent van Gogh, "Die Neue Kirche und alte Häuser in Den Haag", steht zu einem Millionenpreis zum Verkauf. (dpa)
Tefaf, bis 19. März

Gruppenausstellung "Kapitalströmung" in Tübingen
Nach einer umfassenden Renovierung und Erweiterung hat die Kunsthalle Tübingen ab Samstag wieder geöffnet. Die erste Ausstellung unter dem neuen künstlerischen Leiter Holger Kube Ventura trägt den Titel "Kapitalströmung". "Die Ausstellung bietet was für Leute, die gewohnt sind, dass Kunst an den Wänden hängt, und für solche, die gerne um die Ecke denken", sagte Kube Ventura am Donnerstag bei einer Vorbesichtigung. 13 Künstler zeigen Malerei, Zeichnungen, Videoinstallationen, Skulpturen und Fotografien. Die Ausstellung sei programmatisch zu verstehen, weil er gerne gesellschaftlich relevante Themen aufgreife, sagte Kube Ventura. Die Kunsthalle ist in zwei Schritten für rund 3,5 Millionen Euro saniert und erweitert worden. 2013 fand nach Kube Venturas Angaben die letzte kuratierte Kunstausstellung statt. In den 1990er-Jahren hat das Haus unter künstlerischer Leitung von Götz Adriani Besucherrekorde verzeichnet - Hunderttausende kamen zu Ausstellungen von Malern der klassischen Moderne.
Kunsthalle Tübingen, bis 11. Juni