Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Dortmund, Düsseldorf, Essen, London, Marburg, Paris, Venedig, Völklingen und Wolfsburg. Außerdem: Die Documenta startet in Athen

Documenta 14 in Athen
Mit einer gemeinsamen Performance aller Künstler und Mitwirkenden hat am Donnerstag die Documenta 14 in Athen für Fachbesucher geöffnet. Es ist das erste Mal, dass die Documenta gleichberechtigt in zwei Städten stattfindet. In Athen geht es am Samstag (8. April) los - in Kassel öffnet sie in gut zwei Monaten am 10. Juni. "Die Ausstellung in beiden Städten zu organisieren, war sowohl qualvoll als auch wunderschön", sagte der Künstlerische Leiter, Adam Szymczyk, über die drei vergangenen Jahre der Vorbereitung. Die mehr als tausend Besucher im Athener Konzerthaus Megaro Mousikis lud Szymczyk dazu ein, sich nicht nur an die zentralen, großen Ausstellungsorte zu halten, sondern die Documenta 14 vielmehr wie eine Landkarte zu erkunden. Es gebe neben großen Museen auch unzählige kleine, bisweilen versteckte Locations zu entdecken. Über das Motto "Von Athen lernen" sagte er, es gehe nun vielmehr darum, zu "verlernen, was wir zu wissen glauben" - in die Dunkelheit des Nichtwissens einzutauchen und dann von vorne zu beginnen. Dazu bieten in Athen bis zum 16. Juli die Werke und Performances von mehr als 150 Künstlern an fast 50 Orten in der ganzen Stadt ausreichend Gelegenheit. (dpa)
www.documenta14.de

Brutalismus-Schau in Dortmund
Beton-Klotzbauten aus den Sechzigern sind nur hässlich und gehören abgerissen? Nein, sagen immer mehr Fans, die solche - nach dem französischen Wort für Sichtbeton ("béton brut") "brutalistisch" genannten - Gebäude interessant und schützenswert finden. Dies hat der Hartware-Medienkunst-Verein (HMKV) beobachtet und widmet diesem Baustil im Dortmunder U jetzt eine eigene Ausstellung. Freitagabend wird sie eröffnet. Ingesamt 21 künstlerische Positionen können Besucher sehen: Etwa Videoaufnahmen von Sprengungen zweier Häuser. Andere Arbeiten erforschen die Grundstoffe brutalistischer Bauten wie Stahl und Beton als Materialien. Oder sie rekonstruieren, welche Zukunftshoffnungen und Lebensentwürfe sich einst mit Bauten wie dem Bonn-Center verbanden, das im Februar gesprengt wurde. Die Ausstellung geht bis 24. September. (dpa)
"Gesellschaft zur Wertschätzung des Brutalismus / The Brutalism Appreciation Society", Hartware-Medienkunst-Verein, Dortmund, 8. April bis 24. September, Eröffnung am Freitag, den 7. April um 19 Uhr

50 Jahre Kunsthalle Düsseldorf
Die Düsseldorfer Kunsthalle feiert ihr 50-jähriges Jubiläum mit großen Namen der Kunst. Werke etwa von Joseph Beuys, Gerhard Richter, Lucio Fontana, Yves Klein, Jannis Kounellis und Andy Warhol aus den 60er bis 80er Jahren sind von Samstag an bis zum 18. Juni in der Ausstellung "Wirtschaftswerte - Museumswerte" zu sehen. Titelgebend für die hochkarätige Schau ist die 1980 von Beuys gebaute Installation "Wirtschaftswerte" - ein Regal voller brauner Mehl-, Malz-, Reis- und Zwiebacktüten aus DDR-Zeiten. Die Kunsthalle hat nur eine sehr kleine eigene Sammlung. Ihr Ruf begründe sich aus "vielen Ausstellungen, Ideen und Konzepten», die zeitweise dort Station machten und "sich wieder verflüchtigten", sagte Direktor Gregor Jansen am Freitag. Die aktuelle Ausstellung hinterfrage kritisch den Stellenwert und Wertewandel von Museen und Kunstsystem seit den 60er Jahren. Die Kunsthalle, ein prägnanter brutalistischer Betonkubus, wurde 1967 errichtet. Seitdem zeigte das Haus mehr als 500 teilweise wegweisende und oft eigenwillige Ausstellungen. Die Namen von Malewitsch und Munch über Rothko bis hin zu Polke und Gursky lesen sich wie das "Who's who" der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Kunsthalle spürt auch aktuellen zeitgenössischen Positionen aus anderen Ländern nach. Die derzeitige Schau ist die erste von vier programmatischen Ausstellungen im Jubiläumsjahr. (dpa)
"Wirtschaftswerte - Museumswerte", Kunsthalle Düsseldorf, 8. April bis 18. Juni

Große Cranach-Ausstellung in Düsseldorf
Er war ein Freund von Martin Luther, beförderte die Reformation, war Massenproduzent, Hofkünstler und mutiger Aktmaler: Zum 500. Jubiläum der Reformation ist in Düsseldorf eine große Ausstellung über den Renaissance-Maler Lucas Cranach den Älteren (1472-1553) zu sehen. Rund 200 teilweise noch nie öffentlich gezeigte Werke trug das Museum Kunstpalast für die Werkschau "Cranach. Meister - Marke - Moderne" im In- und Ausland zusammen. Mit seiner Serienproduktion von Luther-Porträts prägte Cranach maßgeblich das Bild des Reformators. Die Ausstellung untersucht auch die Produktions- und Marketingstrategien des geschäftstüchtigen Malers und seiner Werkstatt. Die Kuratoren gehen zudem dem Einfluss Cranachs bis in die Moderne auf die Kunst von Picasso bis Andy Warhol nach. Die Schau entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt "Cranach Digital Archive", das sich seit 2009 der Erforschung des weltweit verstreuten Cranach-Werks widmet. (dpa)
"Cranach. Meister - Marke - Moderne", Museum Kunstpalast, Düsseldorf, 8. April bis 30. Juli

Gerhard Richter in Essen
Das Essener Museum Folkwang zeigt von Freitag an sämtliche Editionen Gerhard Richters. Der im Februar 85 Jahre alt gewordene Künstler hat seit 1957 bislang 173 Serien-Kunstwerke geschaffen, darunter Gemälde nach Fotografien, Fotos von Gemälden, abstrakte Farb-Tableaus und eine Teppichserie. Es ist die zweite Editionen-Ausstellung im Essener Folkwang. Schon 1970 gab es eine, die erste Richter-Schau in einem Museum überhaupt, wie das Museum erklärt. Eine der Editionen hat Richter extra für die Essener Ausstellung gefertigt: die Fotografie eines alten Schädelgemäldes aus dem Jahr 1983, montiert auf Glas, in dem der Betrachter sich spiegelt. "Die Ausstellung ist auch eine Art Retrospektive", sagt Kurator Hans-Jürgen Lechtreck vom Museum Folkwang. In Richters Editionen fänden sich alle wichtigen Stationen der Entwicklung des Künstlers. Lechtreck hat die Ausstellung unter anderem zusammen mit dem Essener Kunstsammler Thomas Olbricht zusammengestellt. Nach Angaben des Museum ist Olbricht weltweit der Einzige, der eine vollständige Sammlung aller Richter-Editionen hat. Die Ausstellung sei "mein absolutes sammlerisches Lebens-Highlight", sagte Olbricht am Mittwoch in Essen. (dpa)
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Gerhard Richter: Die Editionen", Museum Folkwang, Essen, bis 30. Juli

"Queer British Art" in London
Die Galerie Tate Britain ist Schauplatz der ersten großen öffentlichen Ausstellung über homosexuelle Kunst in Großbritannien. Anlass ist der 50. Jahrestag der Legalisierung von Sex zwischen homosexuellen Männern in England und Wales im Jahr 1967. Die Schau "Queer British Art 1861-1967" steht im Mittelpunkt einer ganzen Reihe von Veranstaltungen zu dem Jubiläum. Ausgangspunkt ist das Jahr 1861, als die Todesstrafe für homosexuelle Handlungen abgeschafft wurde. Die Vielfalt und gesellschaftliche Rolle schwuler Kunst und ihre Bedeutung für die heutige Zeit wird an Hand von Gemälden, Fotografien, Korrespondenzen und Exponaten untersucht. Das reicht von den allegorisch-romantischen Andeutungen "gleichgeschlechtlicher Gelüste" durch Maler der viktorianischen Zeit über den gelebten unkonventionellen Aktivismus der Bloomsbury-Gruppe bis hin zum offenen Plädoyer für eine "homosexuelle Kultur" durch so bedeutende Künstler wie Francis Bacon und David Hockney. (dpa)
"Queer British Art 1861-1967", Tate Britain, London, bis 1. Oktober

Schau thematisiert Pariser Terroranschlag in Marburg
Mit Kunst soll in Marburg ein Zeichen gegen den Terror gesetzt werden. In der Ausstellung "Ba-Ta-Clan" thematisieren französische Künstler den islamistischen Anschlag auf die Pariser Konzerthalle Bataclan im November 2015. Gezeigt werde eine Auswahl von rund 60 Bildern und Plakaten, mit denen die Künstler die Ereignisse verarbeiten, wie eine Sprecherin sagte. Einige von ihnen seien auch Zeugen des Anschlags gewesen. In der Konzerthalle Bataclan und an anderen Orten in Paris hatten am 13. November 2015 IS-Extremisten 130 Menschen getötet. Die Kunstausstellung wird nach Angaben der Stadt Marburg erstmals außerhalb von Paris zu sehen sein. Eröffnet wird sie am kommenden Sonntag (9. April). Die Schau läuft bis zum 26. April im Rathaus der mittelhessischen Stadt und kann kostenfrei besichtigt werden. Es ist auch ein Rahmenprogramm geplant. (dpa)
"Ba-Ta-Clan", Rathaus Marburg, 9. bis 26. April

Meisterwerke des Bridgestone-Museums in Paris
Von Claude Monet, Pablo Picasso bis Jackson Pollock und Kazuo Shiraga: Unter dem Titel "Tokio – Paris. Meisterwerke des Bridgestone Kunstmuseums in Tokio, Sammlung Ishibashi Foundation" zeigt die Orangerie in Paris mehr als 80 Hauptwerke des Impressionismus und der Abstraktion nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie stammen aus dem Bridgestone Museum in Tokio, das derzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Das Museum beherbergt die Sammlung von Ishibashi Shojiro (1889-1976), der 1931 Bridgestone gründete, heute weltweit der größte Reifenhersteller. Die Sammlung, die mehr als 2600 Werke umfasst, zählt neben Gemälden von Manet, Degas zahlreiche Arbeiten von Cézanne. (dpa)
"Tokio – Paris. Meisterwerke des Bridgestone Kunstmuseums in Tokio, Sammlung Ishibashi Foundation", Musée de l'Orangiere, Paris, bis 21. August

Hans Op de Beeck in Wolfsburg
Multimediakünstler, Dramatiker, Komponist, Theater- und Opernregisseur – Hans Op de Beeck ist ein Mann mit vielen Eigenschaften.  Im Kern seiner großen Retrospektive im Kunstmuseum Wolfsburg stehen die magischen Orte, die der Belgier seit Ende der 90er entworfen hat. Op de Beeck schafft immersive Rauminstallationen mit atmosphärischer Lichtregie und täuschend echt wirkende Modelle wie die im Wasser stehende Pfahlsiedlung "The Settlement" im Maßstab 1:10. Extra für das Kunstmuseum hat Op de Beeck eine "Wolfsburger Industrievorstadt" gebaut, einen nächtlichen, seltsam stillen Ort.
"Hans Op de Beeck: Out of the Ordinary", Kunstmuseum Wolfsburg, 9.April bis 3. September

Young British Artists in Venedig
Am 9. April eröffnet im venezianischen Palazzo Grassi und in der Punta della Dogana eine Ausstellung, die nicht weniger als die triumphale Rückkehr der Young British Artists (YBA) einläuten will. Ganze zehn Jahre soll Damien Hirst am Konzept für die Schau "Treasures from the Wreck of the Unbelievable" gesessen haben – Hirst war es auch, der 1988 zusammen mit anderen Studenten des Goldsmiths College die Gruppenausstellung "Freeze" organisierte, die als Geburtsstunde der YBA gilt. Die italienische Tierrechtsgruppe 100% Animalisti sieht in Hirst aber vor allem einen Scharlatan, der "seinen vergänglichen Ruhm so wie Hermann Nitsch und Maurizio Cattelan auf dem Gebrauch von Tieren aufgebaut hat, die präpariert, zerlegt und oft nur für die Gelegenheit getötet werden". Aus Empörung über die Hirst-Schau luden die Aktivisten Anfang März 40 Kilo Tierkot vor dem Palazzo Grassi ab – versehen mit einem Protestbanner.
"Treasures from the Wreck of the Unbelievable", Palazzo Grassi und Punta della Dogana, Venedig, 9. April bis 3. Dezember

UrbanArt Biennale in Völklingen
Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte präsentiert von diesem Wochenende an das größte UrbanArt-Projekt der Welt. Am Sonntag (9. April/16.00 Uhr) eröffnet die "4. UrbanArt Biennale 2017" auf einem Parcours von 100.000 Quadratmetern. "UrbanArt" hat ihre Wurzeln im Graffiti und gilt als die neue Kunst des 21. Jahrhunderts. Bis zum 5. November sind in Völklingen 150 Werke von 100 Künstlern aus 17 Ländern auf vier Kontinenten zu sehen. Neben dem Überblick über die aktuelle UrbanArt-Szene steht die UrbanArt Südamerikas im Fokus. Zentrum der "4. UrbanArt Biennale 2017" ist die 10.000 Quadratmeter große Möllerhalle, eine Erz-Siloanlage vom Anfang des 20. Jahrhunderts. (dpa)
"4. UrbanArt Biennale 2017", 9. April bis 5. November