Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Aarau, Berlin, Bingen, Bonn, Hamburg, München, New York, Rostock, Recklinghausen und Wien

"Swiss Pop Art" in Aarau
Touri-Kitsch trifft Erotik und elegante Abstraktion: In der Schweiz hat sich zwischen 1968 und 1972 eine besondere Form der Pop Art entwickelt. Dieser Variante des Stils widmet das Aargauer Kunsthaus eine umfangreiche Schau, die Schnittstellen zur Kunst im öffentlichen Raum, zu Fotografie, Musik und Design berücksichtigt. Die etwa 270 Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen, Filme und Objekte stammen von 51 Künstlern, darunter Dieter Roth, Niki de Saint-Phalle, Daniel Spoerri und Jean Tinguely.
"Swiss Pop Art", Aargauer Kunsthaus, bis 1. Oktober

Zwischen Kunst und Boulevard - Pressefotos in Berlin
Helmut Kohl im Rollstuhl allein vor dem Brandenburger Tor, Putin im Kreml, Angela Merkel bei Obama - von Freitag an zeigt der Berliner Martin-Gropius-Bau Pressefotos, die an der Schnittstelle zwischen Kunst und Boulevard stehen. Vertreten sind 26 Foto-Künstler, darunter Daniel Biskup, Andreas Mühe, Christoph Michaelis, Kiki Kausch, Andreas Thelen und Wolfgang Wilde. Die Arbeiten erschienen mehrheitlich in der "Bild"-Zeitung, wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten. Der frühere Chefredakteur und "Bild"-Herausgeber Kai Diekmann sagte, worauf kein Licht falle, das gebe es in einem gewissen Sinne auch nicht: "Wir dürfen in einer Zeit der immer schneller werdenden Bits und Bytes nicht die ursprüngliche Kraft des stillen Bildes vergessen, das die Zeit quasi einfriert und begreifbar macht." Kurator Walter Smerling, der Vorsitzende der Bonner Stiftung für Kunst und Kultur, unterstrich den künstlerischen Anspruch der bis 9. Juli laufenden Schau. "Die präsentierten Bilder, die in vielen Jahren als Auftragsarbeiten professioneller Fotografen entstanden sind, haben die Schallmauer zum autonomen Kunstwerk durchbrochen." Zur Eröffnung am Abend wurden Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erwartet. (dpa)
"Foto. Kunst. Boulevard", Martin-Gropius-Bau, Berlin, bis 9. Juli

"Bajazzo Road Opera" in Berlin
Am Freitag, den 5. Mai, startet um 20 Uhr im Berliner Ku'damm Karree ein neues Performance-Projekt von dem Solistenensemble Kaleidoskop, Regisseur Ludger Engels, dem Performer und Musiker Thomas Mahmoud sowie der britischen Modedesignerin Pam Hogg. Die zwölfstündige Aufführung geht aus von Ruggero Leoncavallos "Pagliacci" ("Der Bajazzo"), einer seit der Uraufführung gegen Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder gespielten italienischen Oper in zwei Akten. Text, Musik, Performance, Video- und Audio-Livestreams werden die ganze Nacht durch zu einem Gesamtkunstwerk verbunden. Aus dem daraus gewonnenen Klang- und Bildmaterial entsteht eine Installation, die tagsüber (bei freiem Eintritt) besucht werden kann.
"Bajazzo Road Opera", Emmaline, Kudamm Karree (Kurfürstendamm 206 – 209, 10719 Berlin), Performance: 5. und 6. Mai, jeweils 20 bis 8 Uhr, Installation: 6. und 7. Mai, jeweils 8 bis 20 Uhr

4. Skulpturen-Triennale in Bingen
Bevor im Juni die Skulptur Projekte in Münster eröffnet werden, macht sich auch das rheinland-pfälzische Bingen für die Kunst im öffentlichen Raum stark. Künstler wie Christian Achenbach, Gregor Hildebrandt, Olaf Metzel, Katinka Pilscheur oder Timm Ulrichs haben für die 4. Skulpturen-Triennale Werke für den Parcours entlang dem Rheinufer konzipiert und erstmals auch für einige Orte in der Bingener Innenstadt. Neue Namen auf der Teilnehmerliste machen neugierig: Bikje van Soest, Jay Gard oder die Paris geborene Nadira Husain, deren Installationen von indischen Miniaturen und vom feministischen Diskurs beeinflusst sind.
4. Skulpturen-Triennale, Rheinufer und Innenstadt Bingen, 6. Mai bis 8. Oktober

Comic-Ausstellung in Bonn
Eine große Ausstellung zur Comic-Geschichte ist ab Sonntag (7. Mai) in Bonn zu sehen. Unter dem Titel "Comics! Mangas! Graphic Novels!" zeigt die Bundeskunsthalle rund 300 Exponate von 270 Künstlern aus Europa, den USA und Japan. Der Comic sei das erste Bild-Massenmedium der Geschichte gewesen, sagte Kurator Alexander Braun am Donnerstag. Ende des 19. Jahrhunderts erreichten die amerikanischen Tageszeitungen damit Millionen Leser. Die europäische Comic-Tradition setzte um 1930 in Belgien ein. Deutschland hinkte bei der Entwicklung immer hinterher, dort wurden Comics lange als "Schund" geschmäht, vor dem man die Jugend schützen müsse. Die Besucher der Ausstellung können an verschiedenen Stationen Virtual-Reality-Brillen aufsetzen und ganz in eine bestimmte Comic-Welt abtauchen. Sie fahren zum Beispiel auf einem Schiff an Manhattan vorbei, fliegen in einem Ballon über eine Palastanlage oder schweben durch eine Gasse voller bizarrer Gestalten. (dpa)
"Comics! Mangas! Graphic Novels!", Bundeskunsthalle, Bonn, 7. Mai bis 10. September

Gewinnerfotos des "World Press Photo Award" in Hamburg
Die bedeutendste Auszeichnung für Pressefotografen ist der World Press Photo Award. Die besten Bilder des vergangenen Jahres sind vom 5. Mai an in Hamburg zu sehen. Gruner + Jahr stellt die Bilder bis zum 28. Mai in seinem Pressehaus am Baumwall aus, wie der Verlag am Donnerstag mitteilte. In der Ausstellung ist auch das Siegerfoto des türkischen Fotografen Burhan Ozbilici zu sehen. Es zeigt das Attentat auf den russischen Botschafter in Ankara am 19. Dezember 2016 während einer Ausstellungseröffnung. Auf der kontrovers diskutierten Aufnahme ist der Attentäter mit erhobenem Zeigefinger, einer Geste des IS, zu sehen, als er vor dem leblosen Körper seines Opfers steht. Der Attentäter wurde von Sicherheitsbeamten getötet. Die Ausstellung umfasst prämierte Arbeiten von 45 Fotografen aus 25 Ländern. Insgesamt nahmen mehr als 5000 Fotografen mit mehr als 80 400 Bildern an dem internationalen Wettbewerb teil. Das G+J-Magazin "Stern" fördert Nachwuchsfotografen mit zwei Programmen. Den mit 10 000 Euro dotierten "Stern Grant" erhielt in diesem Jahr die Fotografin Tasneem Alsultan, die sich mit ihren Fotos vor allem den Kulturen der Golfstaaten widmet. Ein einjähriges Stipendium beim "Stern" ging an die Porträt- und Reportagefotografin Tamina-Florentine Zuch. (dpa)
Gruner + Jahr, Pressehaus am Baumwall 11, Hamburg,  5. bis 28. Mai, Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 20 Uhr, Eintritt frei

Thomas Struth in München
Das Haus der Kunst in München zeigt eine umfassende Ausstellung des Fotografen Thomas Struth. Die Schau "Figure Ground" sei die bislang umfangreichste Präsentation seines Werkes, teilte das Museum am Donnerstag mit. Sie umfasst vier Jahrzehnte und jede Phase seiner künstlerischen Karriere - von der ersten Serie "Unbewusste Orte" aus dem Jahr 1987 bis zu seinen jüngsten Arbeiten, die sich mit Wissenschaft und Technologie in einer globalisierten Welt befassen. Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal frühe Arbeiten, gibt außerdem einen Einblick in Struths Arbeitsweise und zeigt, wie seine Bilder entstehen. Zu sehen sind rund 130 Werke, zwei Videoinstallationen und eine Auswahl von Archivmaterial. Struth gehört zu den wichtigsten Fotografen Deutschlands. Er wird als Schüler von Bernd und Hilla Becher der sogenannten Düsseldorfer Photoschule zugeordnet. In den 1970er Jahren fotografierte er wie seine Lehrer zunächst Stadtansichten in Schwarzweiß. Später erweiterte er sein Repertoire um die Farbfotografie und um Sujets wie Familienporträts oder Menschen in Museen. (dpa)
"Thomas Struth: Figure Ground", Haus der Kunst, München, bis 17. September

70 Jahre nach dem "Jungen Westen" in Recklinghausen
Die Kunsthalle Recklinghausen erinnert an eine der ersten Nachkriegs-Künstlergruppen: den "Jungen Westen". 1947 wurde dort in der fast leeren Lebensmittel-Etage eines Kaufhauses eine gleichnamige Ausstellung der Ruhrpott-Avantgarde gezeigt. 70 Jahre später blickt die Kunsthalle in einer Gruppen-Ausstellung auf diese Protagonisten des künstlerischen Aufbruchs zurück. "Junger Westen. Auf dem Weg zur Avantgarde" zeigt knapp 100 Gemälde und Skulpturen der Künstler, die sich nach zwölf Jahren Nazizeit von "Ruinenschönheit" und vom NS-Diktat der Gegenständlichkeit lösten und eine abstrakte, dem Nachkrieg angemessenere Formsprache erprobten. Vertreten sind sechs Protagonisten der ersten Stunde, Thomas Grochowiak, Gustav Deppe, Emil Schumacher, Heinrich Siepmann, Hans Werdehausen und Ernst Hermanns, aber auch spätere Mitglieder wie Karl Otto Götz. Die Gruppe war laut den Ausstellungsmachern einflussreich für die Stilfindung der Kunst im Nachkriegsdeutschland. Bis heute vergibt die Stadt Recklinghausen an junge Künstler den mit 10 000 Euro dotierten Förderpreis "junger westen". (dpa)
Kunsthalle Recklinghausen, 7. Mai bis 13. August,  Eröffnung: 7. Mai um 11 Uhr

Chiharu Shiota in Rostock
Chiharu Shiota spinnt – mit Wollfäden, in die sie Objekte verstrickt. Ein Konzertflügel, Betten, Schuhe, Scheren, allerhand Fundstücke lässt die japanische Künstlerin im Geflecht auftauchen. In der roten, über Ruderbooten hängenden Wollwolke im japanischen Pavillon der Venedig-Biennale von 2015 hingen Schlüssel. Heimat und Erinnerung sind ihre zentralen Themen. In Shiotas großer Ausstellung in der Kunsthalle Rostock werden – wie schon in ähnlichen Installationen in Japan, Dänemark und Brasilien – Dankesbriefe in der raumgreifenden schwarzen Wollfadenstruktur stecken.
"Chiharu Shiota: Under the Skin", Kunsthalle Rostock, 5. Mai bis 18. Juni

Kaari Upson in New York
Die 1972 geborene Kaari Upson präsentiert in vielen ihrer Werke ihre Version des amerikanischen Alptraums. In den Zeichnungen, Gemälden, Skulpturen und Videos der Kalifornierin verbinden sich fantastische Elemente mit physischen und psychischen Traumata. Bekannt wurde die Künstlerin mit dem noch nicht abgeschlossenen "Larry Project", in dem sie Fundstücke aus der Ruine eines abgebrannten Hauses auswertet. Aus den Überresten anonymer Existenzen schafft Upson neue Erzählungen. In ihrer Ausstellung im New Yorker New Museum entwirft die Künstlerin Geschichten um eine dysfunktionale Familie aus Las Vegas.
"Kaari Upson: Good thing you are not alone", New Museum, New York, bis 10. September

"Feministische Avantgarde" in Wien
Die österreichische Sammlung Verbund holt in den letzten Jahren nach, was in den Museen jahrhundertelang versäumt wurde: Die Kunst von Frauen zu entdecken, historisch einzuordnen, zu sammeln und auszustellen. Seit der letzten großen Präsentation zur "Feministischen Avantgarde" im Jahr 2010 hat sich der Umfang der Sammlung verdreifacht. So gibt es in einer neuen Präsentation im Wiener Mumok rund 300 Kunstwerke seit den 70er-Jahren zu sehen. Da die Künstlerinnen untereinander wenig vernetzt waren, entstanden keine sichtbaren Strömungen, sondern eher Einzelpositionen, die jetzt erst im Rückblick zu einem Gesamtbild zusammengesetzt werden können. Das Mumok als Spielort mit seiner eigenen Sammlung und dem Schwerpunkt Wiener Aktionismus ist da ein kongenialer Sparringspartner: Waren die Aktionisten doch ausschließlich Männer. Dabei waren zur selben Zeit die Künstlerinnen ebenfalls damit beschäftigt, gesellschaftsbezogene Aktion und Selbstbilder zu entwerfen, die das Bestehende nicht nur infrage stellen, sondern entschlossen angreifen sollten. Entscheidend ist die Pionierleistung dieser Künstlerinnen, die in den 70er-Jahren wohl die ersten überhaupt waren, die ein eigenes Bild der Frau kreierten und nicht nur darauf reagierten, welche Rollen man ihnen zuschrieb. "Es ist spannend, zu beobachten, dass die Künstlerinnen, ohne sich alle untereinander zu kennen, doch ähnliche Bildstrategien wählten", sagt Sammlungsleiterin Gabriele Schor. So machte die ungarische Künstlerin Katalin Ladik, die auf der aktuellen Documenta vertreten ist, ganz ähnliche Selbstporträts wie Ana Mendieta, ohne von ihr zu wissen. Kostüm und Maskerade wie bei Birgit Jürgenssen spielen eine Rolle, aber auch Nacktheit, Körper und Sexualität. Viele der Arbeiten blieben nahezu 50 Jahre unentdeckt. Mit acht Österreicherinnen hat die Schau einen gewissen lokalen Schwerpunkt, doch gleichzeitig macht sie als Themenausstellung auch den internationalen Rahmen auf und zeigt Cindy Sherman neben Valie Export.
"Woman – Feministische Avantgarde der 70er-Jahre", Mumok, Wien, 6. Mai bis 3. September, Eröffnung: Freitag, 5. Mai. 19 Uhr

Maria Lassnig in Wien
Gnadenlos, aber auch mit viel Humor hat die Künstlerin Maria Lassnig (1919-2014) auf sich selbst geblickt. Schon früh stellte sie ihren Körper in den Mittelpunkt ihrer Bilder. Drei Jahre nach ihrem Tod führt die Wiener Albertina etwa 100 Handzeichnungen und Aquarelle der Künstlerin zusammen. Bislang völlig unbekannte Blätter erweisen sich als Schlüsselwerke, gemeinsam mit Vertrautem werfen sie neues Licht auf Lassnigs Konzept des Körpergefühls.
"Maria Lassnig: Zwiegespräche", Albertina, Wien, bis 27. August