Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

 © Jörg Buttgereit 2017
© Jörg Buttgereit 2017

Panzer rollen, ein Plastikdummy brennt, die Kamera schwenkt über Supermarktregale: ein kurzer Super-8-Film von Yana Yo funktioniert wie der Videoclip zum Song "Apokalypse" von Fehlfarben. Sein ironischer Titel "Normalzustand" wurde für die Gruppenschau im Münchener Lenbachhaus mit Undergroundfilmen aus Deutschland und den USA übernommen. Vor allem zwischen Berlin und New York – Stichworte "Punk" und "Cinema of Transgression" – gab es einen regen Austausch. Und auf beiden Seiten bediente man sich bei Genres wie Amateurfilm, Home-Movie sowie Horror- und Experimentalfilm.

Jörg Buttgereit "Mein Papi", 1981

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Bottrop, Bremen, Düsseldorf, Dresden, Duisburg, Frankfurt, Ingolstadt, Lausanne, München und Stuttgart

Mohammad Al Attar in Berlin
Kurz vor seinem Debut an der Volksbühne Berlin ist der syrische Dramatiker Mohammad Al Attar am Haus der Kulturen der Welt (HKW) zu Gast und zeigt sein neuestes Stück "Aleppo. A Portrait of Absence". In intimen Situationen hat Al Attar die Einwohner Aleppos nach Orten befragt, die ihnen am Herzen liegen. So ist ein Porträt der syrischen Stadt entstanden, was sich aus den Erzählungen und Zeugnissen ihrer Bewohner zusammensetzt. Al Attar wurde 1980 in Damaskus geboren und lebt heute in Berlin. Er hat Literatur in Damaskus studiert, im Anschluss machte er einen Master in Angewandte Theaterwissenschaft an der Londoner Goldsmiths University. Heute gilt er als wichtiger Chronist des vom Bürgerkrieg zerrissenen Syrien.
"Mohammad Al Attar: Aleppo. A portrait of Absence", Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Performances am 22. und 23. September, jeweils 18, 19, 20 und 21 Uhr

Fotoausstellung würdigt Claudia Schiffer in Berlin
Supermodel Claudia Schiffer (47) wird im dreißigsten Jahr ihrer Karriere in Berlin mit einer Fotoausstellung gewürdigt. Die CWC Galerie zeigt von Samstag an (23. September) über 100 Fotografien von der Mode-Ikone. "Die Ausstellung ist eine Hommage an Claudia Schiffer und ihre Zusammenarbeit mit den berühmtesten Fotokünstlern der Welt", teilte die Galerie vor der Eröffnung am Freitagabend mit. Die Fotos stammen aus der Zeit von den späten 1980er Jahren bis 2011, zu sehen sind berühmte Fashion-Serien, Akte und Porträts. Zu den mehr als 15 vertretenen Künstlern gehören Ellen von Unwerth, Miles Aldridge, Herb Ritts und Camilla Akrans. Zu der Ausstellung erscheint im Prestel Verlag der Fotoband "Claudia Schiffer". Das Supermodel wird voraussichtlich im Oktober auch selbst in Berlin erwartet. Schiffer wurde mit 17 von einer Modelagentur entdeckt und machte schnell international Karriere. Sie stammt vom Niederrhein, ist verheiratet und hat drei Kinder. (dpa)
"Claudie Schiffer", CWC Galerie, Berlin, 23. September bis 11. November

Bremer Schau rückt Schlaf als Kunstmotiv in den Mittelpunkt
Schlafen muss jeder. Doch wie man schläft, ist ganz individuell. Mit den verschiedenen Facetten von Schlaf beschäftigt sich ab Sonntag eine Ausstellung im Bremer Paula Modersohn-Becker Museum. Dabei treten 70 Gemälde, Fotografien, Installationen und Skulpturen von Künstlern wie Edvard Munch, Andy Warhol, Gustave Courbet und Sophie Calle in den Dialog. Die Ausstellung "Schlaf. Eine produktive Zeitverschwendung" sei die erste in Deutschland, die sich diesem Thema aus künstlerischer Sicht umfassend widme, sagte Museumsdirektor Frank Schmidt am Donnerstag. Der Franzose Virgile Novarina hat für die Schau extra eine Performance geschaffen. Zur Eröffnung schläft er im Museum und zeichnet dabei seine Hirnströme auf. (dpa)
"Schlaf. Eine produktive Zeitverschwendung", Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen, 24. September bis 4. Feburar 2018

Axel Hütte in Bottrop und Düsseldorf
Axel Hütte wird oft erst im zweiten Atemzug genannt, wenn von den Fotokünstlern der berühmten Becher-Schule in Düsseldorf die Rede ist. Kollegen wie Andreas Gursky, Thomas Struth oder Thomas Ruff stehen meist stärker im Rampenlicht. Nun widmen gleich zwei Museen in Nordrhein-Westfalen dem 1951 geborenen Hütte lange fällige Einzelausstellungen. Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf zeigt von Samstag bis zum 14. Januar unter dem Titel "Axel Hütte. Night and Day" die bisher umfassendste Ausstellung des Meisters der rätselhaft-atmosphärischen Landschaftsfotografie. Die Schau umfasst etwa 70 großformatige Nacht- und Tagbilder aus mehr als 20 Jahren, darunter auch neue Werke. Gleichzeitig präsentiert das Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop von Sonntag bis zum 7. Januar Hüttes Frühwerk aus den Jahren 1978 bis 1995. Diese frühe Schaffensphase ist noch geprägt von Hüttes Lehrer Bernd Becher, der mit seiner Frau Hilla die sachlich-kühle Industriefotografie der Düsseldorfer Fotoschule begründete. Hütte interessierte sich in seinen Anfangsjahren für architektonische Formationen wie Treppenhäuser, Flure, U-Bahnhöfe, Gebäude und Plätze. (dpa)

"Suffragette City"-Performance in Dresden
Von Trump zu Pegida: Mit einer Straßenperfomance will Objekt- und Installationskünstlerin Lara Schnitger in Dresden einen Dialog über Kunst und Gemeinschaft anregen. Mehr als 30 Bürger tragen von ihr kreierte textile Skulpturen und Quilts mit Slogans, die den Zustand der Gesellschaft kommentieren. "Es geht um gesellschaftliche Vielfalt und friedliches Miteinander, unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht und Lebensweise", sagte die 1969 geborene und in den USA lebende niederländische Künstlerin wenige Stunden vor dem Marsch. Zwei Tage vor der Bundestagswahl, in dem von Pegida-Bewegung und AfD gestörten Klima, macht sie Dresden zur "Suffragette City" - wie Washington nach der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump. Die nach einem Song-Titel von David Bowie benannte Performance in der Tradition religiöser Prozession und politischer Demonstration ist ein Statement für Gleichberechtigung und gegen populistische Bewegungen. Das Kunsthaus Dresden hat das Projekt in Kooperation mit dem Berliner Maxim-Gorki-Theater eingeladen. Der Marsch führt durch die Altstadt, über den Neumarkt und um die Frauenkirche. "Das fördert den Dialog, das muss Kunst auch leisten", sagte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke). Am 11. November soll die Performance dann am Brandenburger Tor für Diskussion sorgen. (dpa)
Marsch "Suffragette City", 22. September, 17.30 Uhr, Rathaus Goldene Pforte, Dresden

Karl Fred Dahmen in Duisburg
Mit einer Retrospektive ehrt das MKM Museum Küppersmühle in Duisburg den Künstler Karl Fred Dahmen. Rund 110 Gemälde, Collagen und Objekte aus drei Jahrzehnten werden zu sehen sein. Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Leopold-Hoesch-Museum in Düren statt. Dort werden weitere 75 grafische Werke präsentiert. Der 1981 verstorbene Karl Fred Dahmen war Mitbegründer der Düsseldorfer Künstlergruppe Gruppe 53 und nahm 1959 an der zweiten Documenta teil. "Wir möchten ihn als einen der Väter der deutschen Nachkriegsmoderne würdigen", sagte MKM-Direktor Walter Smerling. In diesem Jahr wäre Dahmen 100 Jahre alt geworden. Die Retrospektive in Duisburg trägt den Titel "Das Prinzip Landschaft". Die Kuratoren beschreiben Dahmens Stil als Farblandschaften aus dicken, krustigen Lagen erdiger Farbe: "Wie ein Landschaftsgestalter trägt Dahmen Schicht über Schicht auf, um die Strukturen wie ein Archäologe unmittelbar wieder freizulegen." (dpa)
Karl Fred Dahmen, MKM Museum Küppersmühle, Duisburg, bis 5. November

Theaterregisseur Ersan Mondtag inszeniert Kunst in Frankfurt
Auf dunklen Pfaden und begleitet von dramatischen Sound-Collagen wird der Besucher durch die Räume gelotst: Der junge Regisseur Ersan Mondtag (hier im Monopol-Interview), Shootingstar der deutschen Theaterszene, hat in Frankfurt im Museum für Moderne Kunst (MMK) seine erste Ausstellung "inszeniert". In Zeiten von Selbstoptimierung und ständigem Leistungsdruck fragt er nach den Identitätsentwürfen in der heutigen Gesellschaft. In einen szenischen Parcours hat er zusammen mit Kurator Peter Gorschlüter Werke bekannter Künstler aus der MMK-Sammlung eingebaut. Sie kreisen meist um das Thema Körper und Körperlichkeit. Vertreten sind unter anderem John de Andrea, Teresa Margolles, Arnulf Rainer, Bettina Rheims, Thomas Ruff, Elaine Sturtevant, Rosemarie Trockel und Andy Warhol. Benannt ist die Ausstellung nach einer Videoarbeit von Will Benedict. Der 1987 in Berlin geborene Mondtag arbeitet im Schnittfeld von Theater, Musik, Performance und Installation. Die Ausstellung versteht er als "begehbares Theaterstück". Die Kunstwerke sollen dank einer neuen Perspektive miteinander in Dialog treten. (dpa)
"I am a problem", inszeniert von Ersan Mondtag, MMK2, 23. September bis 18. Februar 2018

Martin Fengel in Ingolstadt
Vasen stehen in Vitrinen herum und stauben langsam, aber sicher ein: Das kann doch noch keine gute Designausstellung sein, dachte man im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt. Und fragte den Münchner Fotografen und Künstler Martin Fengel, ob er sich der frisch dem Museum geschenkten Designsammlung Funke annehmen könne. Fengel schnappte sich die ­60er-Jahre-Stücke und pustete ihnen Leben ein: Er filmte, wie sie gestreichelt und benutzt werden, stapelte sie zu Türmen auf, fotografierte sie und verpasste ihnen Auge, Nase, Mund. Ab diesem Wochenende kann man in der Ausstellung "Funke Fengel" den Vasen ins Gesicht schauen.
"Funke Fengel", Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt, 24. September bis 25. Februar, Eröffnung: Samstag, 23. September, 19 Uhr

Ai Weiwei in Lausanne
Der chinesische Künstler Ai Weiwei präsentiert sich in der Schweiz mit einer Werkschau aus 22 Schaffensjahren. Die Stadt Lausanne am Genfer See gibt ihm dafür einen Rahmen der Superlative: In gleich mehreren Museen und zwei Bibliotheken zeigt Ai Weiwei rund 40 Werke, darunter neue Arbeiten und monumentale Installationen. Er setzt sich nach Angaben des Kunstmuseums (MCB-A) mit Themen wie wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Flüchtlingsströmen auseinander. Zu sehen ist ab 22. September, wie Ai Weiwei traditionelle Materialien und Fabrikationsmethoden verfremdet, in neue Zusammenhänge bringt und damit Kritik am politischen System Chinas formuliert, so das Museum. Ai Weiwei präsentiert Arbeiten mit Porzellan, Holz, Aluminium, Marmor, Jade, Kristall, Bambus und Seide sowie Fotos und Videos. Die Schau heißt "D'ailleurs c'est toujours les autres" (Im übrigen sind es immer die anderen) - angelehnt an die Grabinschrift des französisch-amerikanischen Avantgardekünstlers Marcel Duchamp (1887-1968), den Ai Weiwei sehr schätzt. Auf dessen Grabstein steht: "D'ailleurs c'est toujours les autres qui meurent" (Im übrigen sind es immer die anderen, die sterben). (dpa)
"Ai Weiwei. D'ailleurs c'est toujours les autres", Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne, bis 28. Januar 2018

Undergroundfilme aus Deutschland und den USA in München
Panzer rollen, ein Plastikdummy brennt, die Kamera schwenkt über Supermarktregale: ein kurzer Super-8-Film von Yana Yo funktioniert wie der Videoclip zum Song "Apokalypse" von Fehlfarben. Sein ironischer Titel "Normalzustand" wurde für die Gruppenschau im Münchener Lenbachhaus mit Undergroundfilmen aus Deutschland und den USA übernommen. Vor allem zwischen Berlin und New York – Stichworte "Punk" und "Cinema of Transgression" – gab es einen regen Austausch. Und auf beiden Seiten bediente man sich bei Genres wie Amateurfilm, Home-Movie sowie Horror- und Experimentalfilm.
"Normalzustand", Lenbachhaus, München, bis 22. Oktober

Art Alarm in Stuttgart
Gibt es Schöneres als ein Wochenende voller Vernissagen, wenn die Sommerpause vorbei ist? Am 23. und 24. September findet der Art Alarm in Stuttgart statt, wo man beim Streifzug durch 17 Galerien viele originelle Künstler entdecken kann. Zum Beispiel Nikola Lutz bei Andreas Henn Kunsthandel Galerie, die nicht nur als experimentelle Musikerin bekannt ist, sondern auch Zeichnungen und Objekte herstellt.
Art Alarm, Stuttgart, 23. und 24. September