Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Baden-Baden, Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover und München

US-amerikanische Gegenwartskunst in Baden-Baden
In seiner neuen Ausstellung "America! America! How real is real?" wirft das Museum Frieder Burda in Baden-Baden einen aktuellen Blick auf die US-amerikanische Gegenwartskunst seit den 60er Jahren. Präsentiert werden von diesem Samstag an rund 70 Werke, die zum großen Teil aus der eigenen Sammlung des Hauses kommen, aber auch mithilfe internationaler Leihgeber in die Kurstadt geholt wurden. Im Zentrum der von Helmut Friedel kuratierten Schau steht die Frage nach der Wahrnehmung von Wirklichkeit und dem Umgang damit durch die Augen berühmter Künstler wie Andy Warhol, Jeff Koons, Roy Lichtenstein, Cindy Sherman oder William N. Copley. Die Ausstellung bezieht Aktualität dabei auch aus Schlagworten wie "fake news" (falsche Nachrichten) und "alternative facts" (alternative Fakten), wie sie seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump im medialen Dauereinsatz sind. "Das ambivalente Verhältnis von Real und Fake, die Strategien von Traum und Täuschung haben sich über Jahrzehnte hinweg immer wieder in der Bildkultur Amerikas niedergeschlagen", so Friedel. Die Ausstellung läuft bis 21. Mai 2018.
"America! America! How real is real?", Museum Frieder Burda, Baden-Baden, 9. Dezember bis 21. Mai 2018

Willi Baumeister in Berlin
Willi Baumeister (1889-1955) gilt weltweit als einer der wegweisenden Künstler der Moderne. Das Berliner Kupferstichkabinett gibt von Samstag an einen Einblick in das zeichnerische Werk des Malers, Grafikers, Bühnenbildners und Hochschullehrers. Bis zum 8. April sind rund hundert wichtige Arbeiten auf Papier zu sehen, wie die Staatlichen Museen am Donnerstag mitteilten. Es seien "bildhaft verdichtete Kompositionen", die immer wieder um das Thema der abstrahierten menschlichen Figur und ihrer Verortung im Raum kreisten, hieß es. Baumeister, gebürtiger Stuttgarter und vom Impressionismus und Kubismus geprägt, hatte sich schon früh mit der Abstraktion auseinandergesetzt. Die NS-Zeit verbrachte er in innerer Emigration auf der Schwäbischen Alb. Vor allem in dieser Zeit war das Zeichnen sein bevorzugtes Medium. In der Ausstellung am Kulturforum sind auch zahlreiche Leihgaben aus seinem Archiv und aus einer Privatsammlung zu sehen. Sie werden mit Vergleichswerken von Zeitgenossen und Freunden wie Oskar Schlemmer, Fernand Léger, Pablo Picasso und Joan Miró in Beziehung gesetzt.
Kupferstichkabinett, Berlin, bis 8. April

Zeitgenössische Kunst aus Katar in Berlin
Als Abschluss einer "Deutschen Saison" in Katar stellt das arabische Emirat seine Kunst- und Kulturszene umfassend in Berlin vor. In einer Ausstellung im Veranstaltungszentrum Kraftwerk sind von Samstag an auf mehr als 7500 Quadratmetern Bilder, Installationen, Fotografien und Filme zeitgenössischer Künstler zu sehen. Veranstalter ist Qatar Museums (QM), eine übergreifende Behörde, die seit 2005 wichtige Museen, Kulturinstitutionen und Kulturdenkmäler des Landes verbindet. Behördenchefin Scheicha Al-Majassa nannte die Ausstellungseröffnung am Freitag einen "wundervollen Moment", um die Freundschaft zwischen Katar und Deutschland zu feiern. "Die Förderung von Künstlern und die Erschließung neuer Netzwerke sind für uns ein wichtiges Element in unserem Bemühen, die künftige Entwicklung unseres Landes zu unterstützen", sagte sie laut Mitteilung. Ihre Behörde hat schon mehrfach Kulturjahre mit anderen Ländern organisiert. In diesem Jahr stand Deutschland im Mittelpunkt. Katar, eines der reichsten Länder der Welt, ist in der Golfregion weitgehend isoliert. Dem Land wird von Nachbarn vorgeworfen, Extremisten zu unterstützen.
Kraftwerk Berlin, 9. Dezember bis 3. Januar

Maria Hassabi in Düsseldorf
Erstmals öffnet sich die Kunstsammlung NRW für die Kunstgattung der Performance. Sechs Wochen lang ist in der 600 Quadratmeter großen Grabbe Halle eine choreografische Installation der Künstlerin Maria Hassabi zu erleben. Die zypriotische Choreografin und ihre professionellen Tänzer hatten mit ihren zeitlupenlangsamen Performances bereits auf der documenta in Kassel Aufsehen erregt. Für die nordrhein-westfälische Landesgalerie in Düsseldorf entwickelte Hassabi ihr Stück "Staging" weiter zu einer Solo-Installation. Ein Tänzer oder eine Tänzerin führt zwei Stunden lang in der mit einem pinkfarbenen Teppich ausgelegten Halle präzise bis auf die Sekunde durchkomponierte Bewegungsabläufe aus. "Es ist das erste Mal, dass in der Kunstsammlung NRW mit einer performativen Installation gearbeitet wird", sagte Direktorin Susanne Gaensheimer am Donnerstag. Hassabis Performance sei eine "Einladung zu einer anderen Wahrnehmung eines Ausstellungsbesuche". Mit der Performance, die bei freiem Eintritt zu sehen ist, wolle sie auch eine jüngere Generation einladen sowie Leute, die sich nicht unbedingt nur mit bildender Kunst beschäftigten. Für die Tänzer in Kostümen mit geometrischen Mustern bedeutet die Choreografie einen riesigen Kraftakt. In fast bis zur Reglosigkeit verlangsamten Bewegungen bilden sie lebende Skulpturen. "Das hat nichts mit einer zufällig hingeworfenen Figur zu tun", sagte Kuratorin Isabelle Malz. Vor Anstrengung flössen manchmal auch Tränen.
"Maria Hassabi: Staging: Solo #2", Kunstsammlung NRW, 9. Dezember bis 21. Januar 2018

Umstrittenes Märtyrermuseum in Hamburg
Im Rahmen des Festivals Nordwind (8. bis 16. Dezember) zeigt die Kulturfabrik Kampnagel das umstrittene "Märtyrermuseum" der dänischen Künstlergruppe The Other Eye of The Tiger. Die Ausstellung setzt sich mit Menschen auseinander, die aus unterschiedlichen Perspektiven als Märtyrer gesehen werden - vom griechischen Philosophen Sokrates bis zum amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King. In der Schau wird auch ein Foto von Ismaël Omar Mostefaï gezeigt, einem der "Bataclan"-Attentäter. Bei dem Anschlag am 13. Dezember 2015 in Paris hatten islamistische Terroristen 90 Menschen ermordet. In Kopenhagen hatte die Ausstellung im Mai 2016 für einen Skandal gesorgt. Auch in Berlin, wo die Ausstellung bereits gezeigt wurde, gab es Proteste von der französischen Botschaft.
Nordwind-Festival, Kampnagel, Hamburg, bis 16. Dezember

German Pop in Hannover
Moderne Kunst aus dem Nachkriegsdeutschland präsentiert das Sprengel Museum in Hannover. "Hundert Hoffnungen. Protest und Vorstadtidyll" heißt die Schau mit Exponaten aus der eigenen Sammlung. Die Arbeiten aus den 60er-und 70er-Jahren thematisieren einerseits den Rückzug ins Eigenheim, den Babyboom und Konsum sowie andererseits die Protestbewegung, die Abwendung von der Generation der Eltern und den Anti-Militarismus. Entlehnt ist der Titel "Hundert Hoffnungen" einem gleichnamigen Gemälde des Düsseldorfer Malers Konrad Klapheck (82), der als Vorläufer der Ästhetik des kapitalistischen Realismus gilt – auch bekannt als German Pop. Zu sehen sind außerdem Werke unter anderem von Joseph Beuys, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Timm Ulrichs sowie der beiden mit Hannover verbundenen Künstler Siegfried Neuenhausen und Heinrich Riebesehl.
"Hundert Hoffnungen. Protest und Vorstadtidyll", Sprengel Museum, Hannover, bis 25. Februar 2018

Kinderstühle-Design in München
Heutzutage gibt es Kinderstühle für wenige Euro im Möbelmarkt zu kaufen. Doch vor gut 150 Jahren konnten sich nur die Wohlhabenden so ein Möbelstück leisten. Rund 60 Exemplare von der Biedermeierzeit bis heute sind nun in einer kleinen Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen. Die Münchnerin Gisela Neuwald zeigt eine Auswahl ihrer Sammlung, die sie in den 1970er Jahren begonnen hat und die mittlerweile mehr als 300 Kinderstühle umfasst. Klassiker des modernen Designs würden ebenso präsentiert wie Volkskunst und kuriose Stücke, teilte das Museum am Mittwoch mit.
"... nur Stühle? Kinderstühle der Sammlung Neuwald", Pinakothek der Moderne, München, bis 4. Februar 2018