ARoS Kunstmuseum

In Århus führt Jeppe Hein Froh- und Tiefsinn zusammen

Narzisse, aufgepasst: Wer sich auf Jeppe Heins „Smoking Bench“ setzt, um sich auf dem großen Wandspiegel gegenüber anzusehen, den hüllt dichter Nebel ein! Der Betrachter wird zum Performer, die Umstehenden werden zu seinem Publikum.


Heins bisher größte internationale Einzelausstellung im Kunstmuseum ARoS versammelt 22 Installationen aus den vergangenen neun Jahren. Wände, die sich fast unmerklich bewegen, ein rotierendes Labyrinth, skulpturale Neonlampen, die an- oder ausgehen, wenn man sich ihnen nähert, eine schwere Stahlkugel, die sich unablässig durch einen White Cube wälzt und dabei ihre Spur in die Mauern fräst.


„Sense City“ lautet der Titel der Schau, die den in Berlin arbeitenden dänischen Künstler, 35, jetzt erstmals auch in seiner Heimat umfangreich würdigt. Heins „Stadt der Sinne“ im Untergeschoss des Hauses ist ein Parcours voller Überraschungsmomente, verblüffender Effekte und unverhoffter Pointen. Manche Arbeiten mögen zunächst an Jahrmarktsattraktionen erinnern. Doch Entertainment und Tiefsinn sind bei Hein fein austariert. Es geht ihm nicht um simple Gags und billige Tricks. Er benutzt die strenge Formensprache der Minimal Art, erweitert sie aber um soziale und spielerische Komponenten.


Bekannt wurde Hein mit interaktiven Brunnenanlagen, die bereits in Venedig, Basel und Berlin zu erleben waren. Auch in Århus bezieht er den öffentlichen Raum mit ein, schon im Juli stellte man zehn seiner „Modified Social Benches“ in der Stadt auf. Das Grundmodul einer weiß lackierten Parkbank führt Hein ad absurdum, indem er etwa Krümmungen in die Sitzfläche einbaut oder schlicht die Beine wegfallen lässt.


Den Höhepunkt der Ausstellung bildet jedoch die 400 Meter lange Bahn „Distance“. Weiße Kugeln rollen über ein raffiniertes Schienensystem aus Loops, Kurven und Spiralen. Per Bewegungsmelder löst der Besucher den Start aus und kann den Lauf „seiner“ Kugel kreuz und quer durch das Museum verfolgen – unerwartete Begegnungen nicht ausgeschlossen.

 

ARoS Århus Kunstmuseum, Dänemark, bis 21. Februar 2010. Mehr unter www.aros.dk