„Bisher ist die Krise bei uns nicht angekommen“

 

Die Villa Grisebach ist eigentlich für ihren Fokus auf die deutsche Moderne bekannt. Macht Sie die neue Auffächerung Ihres Programms krisenfester?
Daniel von Schacky: Seit drei Jahren gibt es bei uns eine organische Entwicklung, dass wir uns mehr und mehr der zeitgenössischen Kunst zuwenden. Das ist keine aktuelle Veränderung, sondern ein mehrjähriger Trend. Bei den Zeitgenossen schlagen wir den Bogen von Knoebel und Baselitz zu Thomas Scheibitz, Anselm Reyle und Eberhard Havekost. Aber natürlich haben wir besonders im jüngeren Bereich versucht, sehr moderate Schätzungen mit den Einlieferern zu vereinbaren.

 

Über moderate Schätzungen hinaus – denken Sie auch über neue Marketingstrategien nach?
Woran wir natürlich immer weiterarbeiten, ist unsere Webpräsenz, weil das ein immer wichtigerer Werbefaktor ist. Bei der jetzigen Auktion haben wir zum Beispiel zum ersten Mal die Möglichkeit eingerichtet, dass man sich die Infotexte zu den Arbeiten im Netz anhören kann.


Sotheby’s druckt inzwischen dünnere Kataloge. Denken auch Sie an Einsparungen?
Nein, nein. Wir haben das Gefühl, dass wir nie so viel Fett hatten, das wir jetzt wegschneiden müssten. Wir sind glücklich mit der Form, in der wir die Arbeiten in den Katalogen repräsentieren, und darüber, wie die Kataloge unser Haus repräsentieren.

 

Geht es den deutschen Auktionshäusern also vergleichsweise gut?
Viele Leute waren angespannt und haben gedacht, die Krise kommt jetzt auch zeitversetzt zu uns. Bisher ist sie aber nicht angekommen. Ob das vorbei ist, weiß ich auch nicht. Darüber kann man nur spekulieren. Die deutschen Sammler waren in den letzten Jahren generell konservativer als anderswo. Die Lage für Auktionshäuser, die viele Geschäfte mit deutschen und Schweizer Kunden machen, ist daher weniger dramatisch als für die mit amerikanischen oder englischen Sammlern.

 

Das Angebot der Frühjahrsauktionen am 4. und
6. Juni reicht von der klassischen Moderne bis in

die Gegenwart. Villa Grisebach Auktionen Berlin

ist seit 1986 einer der Marktführer für die deut-

sche Kunst des 20. Jahrhunderts