Großausstellung in Zürich

7 Dinge, die Sie auf der Manifesta nicht verpassen sollten

Während der Manifesta-Biennale wird Zürich über 100 Tage lang bis in die letzten Winkel von Gegenwartskunst durchzogen. Sieben Höhepunkte der Monopol-Redaktion für die Schnitzeljagd durch die Stadt

Für die nächsten rund 100 Tage wird Zürich zu einem Zentrum der zeitgenössischen Kunst. Dort startet am Samstag die Manifesta 11. Bis zum 18. September präsentieren 130 Künstler etwa 250 Werke, darunter sind 30 Neuproduktionen unter dem Titel "What People Do For Money". Neben der Biennale in Venedig und der documenta in Kassel gehört die Manifesta inzwischen zu den besonders bedeutenden Kunst-Veranstaltungen.

Die neuen Werke kreisen thematisch um den Sinn und Stellenwert der Arbeit für unser Leben. Dazu arbeiten Kunstschaffende mit Berufstätigen aus Zürich wie Ärzten und Polizisten zusammen. Unter dem Titel "The Historical Exhibition: Sites Under Construction" präsentiert die Hauptausstellung rund 250 Kunstwerke von Künstlern wie Andreas Gursky und Thomas Ruff.

Die Manifesta wurde 1993 von der Niederländerin Hedwig Fijen gegründet. Die zehn bisherigen Ausstellungen in verschiedenen europäischen Ländern hatten 2,5 Millionen Besucher.

Hier sieben Kunstwerke und Orte, die besonders gelungen sind:

 

Michel Houellebecq, Klinik Hirslanden und Helmhaus

Der französische Schriftsteller, der in seinen Romanen immer wieder den körperlichen mit dem gesellschaftlichen Verfall in Beziehung setzt, hat sich von einem Chefarzt des renommierten Krankenhaus durchchecken lassen. Die Befunde können nun abgeholt werden: Neben der Anmeldung des Spitals liegen Stapel von Ausdrucken zum Mitnehmen bereit. Die Ergebnisse des Ruhe-EKGs, Ultraschalls und der Blutabnahme verweisen einerseits auf den Topos des leidenden Künstlerkörpers, wie auch auf die Spannung zwischen Schrift und Bild als Mittel der Welterfassung. Mehr zum Auftritt Houellebecqs als bildender Künstler finden Sie in der Titelgeschichte der aktuellen Monopol.

 

Pavilion of Reflections, Zürichsee

Die neugebaute Holzstruktur, die auf dem Zürichsee schwimmt, wird als Bar, Badeanstalt (von den Schweizern liebevoll Badi genannt) und als Kino genutzt. Hier kann man unter anderem Making-of-Dokus zu den Neuproduktionen der Manifesta sehen, gedreht von Schülern. Sehr charmant.

 

Franz Erhard Walther, Park Hyatt Hotel und Löwenbräukunst

Der deutsche Künstler hat mit einem Stoffentwickler eine Weste entworfen, die Angestellte des Hotels während der Laufzeit der Manifesta tragen. Sieht aus, als hätte sich ein Kostümbildner für einen Science-Fiction-Film, der in der nahen Zukunft spielt, den heißen Scheiß von Übermorgen ausgedacht.

 

Torbjørn Rødland, Zahnarztpraxis Heller Kübler Truninger und Löwenbräukunst

Als Fotokünstler hat es der Norweger etwas schwerer, eine wirkungsvolle Intervention in einer Betriebsstätte zu schaffen. Aber Rødlands Bilder von gelben und faulen Zähnen und Zahnprotheseteilen, die in ekligen Süßigkeiten stecken, entfalten in der Zahnarztpraxis eine ungeheuere Kraft, weil solche Praxisräume normalerweise als ein steriles und schmerzfreies Nirvana inszeniert werden. Rødlands Stilleben kontrastieren wunderbar die ausgelegten Flyer mit der Aufforderung: "Bringen Sie Ihr Lächeln zum Strahlen!"

 

Zunfthaus der Künstler, Cabaret Voltaire

Im historischen Zürich hatten die Zünfte sich in eigenen Häusern versammelt, gefeiert und geklüngelt. Das Cabaret Voltaire, in dem vor 100 Jahren die Dada-Bewegung entstand, ist während der Manifesta ein solches Zunfthaus für Künstler. An den Abenden finden Performances statt. Wer sie sehen will, muss selbst einen Entwurf für eine Performance einreichen und damit zeigen, dass er oder sie künstlerisch tätig ist. Dazu sollte der Bewerber getreu dem Manifesta-Konzept mit einem Berufstätigen aus einer anderen Branche zusammenarbeiten. Während der Eröffnungstage erwies sich dieser Bewerbungsprozess als nicht ganz einfach durchführbar, aber die Idee ist gut!

 

Andrea Eva Györi, Risqué und Löwenbräukunst

Die junge ungarische Künstlerin hat bei einer Sexualtherapeutin Kurse besucht und weiß jetzt alles über den weiblichen Orgasmus. Feldforschung hat sie in privaten Treffen mit Geschlechtsgenossen betrieben, die sie bei der Selbstbefriedigung porträtiert hat. Die entstandenen Zeichnungen zeigen Sex als etwas ungerheuer Ephemeres, Komplexes und deshalb Schönes. 

 

Francis Picabia, Kunsthaus Zürich

Offizielles Parallel-Event der Manifesta. Wie bei jeder Ausgabe der Wanderbiennale präsentieren Einrichtungen der Stadt ihren besten Veranstaltungen und Ausstellungen des Jahres. Ein Höhepunkt ist sicher die Picabia-Retrospektive mit tollen und auch teilweise weniger bekannten Leihgaben, an denen der Besucher die künstlerische Entwicklung dieses Ausnahmemalers nachvollziehen kann. 

Eine ausführliche Review der Manifesta lesen Sie in der kommenden Ausgabe von Monopol