Tate Modern, London

Wer Sonnenblumen sät ...

Die Aktion war minutiös geplant. Am Morgen des 29. Januar betraten vier junge Männer ein Geschäft im Londoner Bankside District und kauften einen Beutel Sonnenblumenkerne. Anschließend zogen sie weiter zur benachbarten Tate Gallery, wo zurzeit die Ausstellung „Sunflower Seeds“ des chinesischen Künstlers Ai Weiwei gezeigt wird, eine Installation aus 100 Millionen handbemalten Sonnenblumenkernen aus Porzellan. Die vier Männer, Mitglieder der Künstlergruppe IOCOSE, zückten Katapulte und begannen damit, ihre echten Kerne auf die Installation zu schießen. Anschließend änderten sie die Beschriftung des Werks in „Sunflower Seeds on Sunflowers Seeds“ und gingen.

Ob IOCOSE mit ihrer Guerilla-Aktion zu Gedanken über Masse, Ornament und Individualität anregen, ein neues Kapitel in der Geschichte des Readymade aufschlagen oder nur ein bisschen Aufmerksamkeit ernten wollen, sei dahingestellt. Unter Beschuss geraten die „Sunflower Seeds“ aber auch von seriöser Seite. Nach einer von der BBC in Auftrag gegeben Untersuchung gibt das Werk Anlass zu gesundheitlichen Bedenken. Laut der am Montag veröffentlichten Studie liegt der Bleianteil der Farbe, mit denen die Kerne bemalt wurden, bei 35 Prozent. Der Anteil im aufsteigenden Staub, so die Tate, bleibe jedoch weiter unter den zulässigen Grenzwerten.

Der Künstler selbst hat sich bisher weder zu der Spaß-Aktion noch zur Studie geäußert.

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