Architekt Brandlhuber protestiert

Einheitsfarbe gegen Einheitspolitik

RGB 165/96/36 – was klingt wie ein Paragraf in einem noch ungeschriebenen Gesetzbuch, bezeichnet auf der digitalen Farbskala einen Ton irgendwo zwischen Ocker und Rotbraun. Auf ihn aufmerksam gemacht hat der Architekt und Stadtplaner Arno Brandlhuber: RGB 165/96/36 ist die Note, die sich aus dem Mischen der Parteifarben von CDU, FDP, SPD, Grünen und Linken ergibt.

Auf die Idee zu dieser eigenartigen Melange kam Brandlhuber, als er sich über den Berliner Wahlkampf zur Abgeordnetenwahl am 18. September ärgerte: „Die Wahlaussagen zeigen bei zahlreichen Themen und insbesondere zur Stadtentwicklung kaum mehr programmatische Unterschiede und blenden relevante Inhalte aus“, sagte der Architekt der „taz“.

Vor allem mit der Liegenschaftspolitik ist Brandlhuber nicht einverstanden. In einem öffentlichen Brief vom 20. Juli forderte er im Rahmen der Konferenz „KUNST STADT BERLIN 2020“, die Privatisierung von städtischem Grundeigentum müsse ein Ende haben, sonst könne sich Berlin als Kunststandort auf lange Sicht nicht halten. Vor allem fehlen dem Stadtplaner konkrete Aussagen der Parteien zum Thema Stadtentwicklung: „Keiner will die Privatisierung stoppen. SPD und Linke hatten auch schon im letzten Wahlkampf einen anderen Umgang mit dem städtischen Grundbesitz versprochen. De facto ist das Gegenteil passiert: Berlin hat in zentralen Bereichen fast alles an öffentlichen Liegenschaften aufgegeben, was vermarktbar war.“

Im öffentlichen Raum soll RGB 165/96/36 nun auf Plakaten, Websites und in Zeitschriften auftauchen – überall da, wo klare politische Aussagen fehlen. Auf einer eigenen Website kann der Braunton auch als Desktophintergrund oder Screensaver für Computer und iPhone heruntergeladen werden. Wenn der Einheitsbrei in Ocker sich weiter ausbreitet, regt er die Politik hoffentlich dazu an, endlich Farbe zu bekennen.