TV-Tipp: "Durch die Nacht mit ... Francesco Vezzoli & Rufus Wainwright"

Romantiker auf der Suche nach Schönheit

Die gelungensten Ausgaben der Arte-Serie „Durch die Nacht mit …“, in der zwei Prominente aufeinander treffen, vermitteln vielleicht nicht unbedingt das Gefühl, dass man wirklich eine Nacht mit ihnen verbracht hätte, aber dass man es sehr gerne täte. Das Aufeinandertreffen von Francesco Vezzoli und Rufus Wainwright ist eine solche Ausgabe.

Der Künstler hat den Musiker nach Rom geladen, wo die beiden zunächst die Vezzoli-Retrospektive im Museum MAXXI besuchen, weiterziehen zur Galleria Borghèse und dann von der Aussichtsplattform des Engelsturms den Sonnenuntergang über der ewigen Stadt verfolgen. Vezzoli ist, anders als sein Werk es vielleicht vermuten lässt, überhaupt nicht zynisch; Wainwright gibt am Anfang den gejetlagten Star, kommt dann aber immer mehr in Fahrt. Die Gesprächsthemen: Kunst und Musik, Liebe und Sex, im Internet und in Parks. „I miss cruising“. „Oh yes, cruising was great. A lesson in power.“ „And lighting!“

Ein Treffen von zwei Männern, die Plattitüden austauschen und Substanzielles, die oh so froh sind, die Fehler der Jugend hinter sich zu haben – bis dann eben ein schöner junger Mann am Nachbartisch auftaucht; zwei Romantiker auf der Suche nach Schönheit – bis es zu kitschig wird und einer (meist Wainwright) einen liebevoll-bösen Kommentar auf Lager hat. Je später der Abend, desto besser diese Sendung. Für einen Absacker fahren sie ins Hilton-Hotel, Wainwright setzt sich ans Piano und spielt Vezzoli ein Ständchen. Dann steigt Vezzoli in den Fahrstuhl und fährt auf sein Zimmer. Und Rufus Wainwright, einen Drink in der Hand, seufzt: „So here I am again, a lonely man in a bar.” Who but you, Rufus!

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