Le Corbusier in Stockholm

Kringel gegen Kante

Rationale Bauten hier, schnörkelige Formen da: Über die Widersprüchlichkeiten Le Corbusiers hat bislang keiner schöner erzählt als der Autor und Kritiker Niklas Maak in seinem Buch „Der Architekt am Strand“. Er begründet, warum der berühmteste Architekt der Moderne viele seiner puristischen, reduzierten Bauten aus Erkenntnissen entwickelte, die er durch wellenverspielten, Muscheln suchenden, scheinbaren Müßiggang erlangte.

In seinen Malereien und Skulpturen gibt es dafür deutliche Spuren. In Stockholm widmet sich jetzt diesem aus vermeintlich unvereinbaren Teilen bestehenden Repertoire eine Ausstellung mit dem Untertitel „Le Corbusiers geheimes Labor“.

So geheim war seine Leidenschaft für die verschiedenen Künste nicht. „Ich male jeden Morgen zu Hause, arbeite am Nachmittag und verbringe den Abend mit Schreiben“, erklärte er seine Arbeitsabläufe in einem Interview. Malen war permanenter Bestandteil seines Schaffens, der ernst genommen werden wollte. Zusammen mit Amédée Ozenfant, einem französischen Maler, präsentierte er zu ihrer gemeinsamen Ausstellung im Jahr 1918 in dem Manifest „Après le Cubisme“ eine neue Kunstform: den Purismus, der mit dem Kubismus aufräumen sollte.

Trotzdem stand der Maler und Bildhauer Le Corbusier stets im Schatten des Architekten. Denn der Erbauer der Wohnmaschine will in der öffentlichen Wahrnehmung einfach nicht recht zu seinen teilweise verspielten Bildern und Skulpturen passen.

Jetzt wird in Stockholm, für das Le Corbusier 1933 stadtplanerisch tätig war, eine 200 Gemälde, Landschaftszeichnungen, Stillleben, Por­­­­­­­­träts, Skulpturen und Architekturzeichnungen umfassende Ausstellung gezeigt. Sie gibt Gelegenheit dazu, selbst so offen und undogmatisch zu sein wie der Meister.

„Moment – Le Corbusier’s Secret Laboratory“, Moderna Museet, Stockholm, 19. Januar bis 18. April