Dpa-Foto des Jahres

Putzkräfte, die natürlichen Feinde der Kunst?

Foto: dpa
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Reinigungskräfte wischen am 9.6. 2016 im NRW-Forum in Düsseldorf vor dem Werk "Text Butt" (2015) des in New York lebenden Schweizer Künstlers Olaf Breuning

Eine unabhängige Jury hat die besten DPA-Bilder des Jahres 2016 ausgewählt. Das Siegerbild in der Kategorie "Kultur & Entertainment" lässt an die nicht immer störungsfreie Beziehung zwischen Reinigungskräften und Kunst denken

Die DPA-Bilder des Jahres wurden am Mittwochabend in Berlin in sechs Kategorien vergeben. In der Kategorie "Kultur & Entertainment" gewann Rolf Vennenbernd mit einem Bild von einer Ausstellung im NRW-Forum in Düsseldorf , auf dem das Kunstwerk "Text Butt" (2015) des in New York lebenden Schweizer Künstlers Olaf Breuning sehen ist, um das herum Reinigungskräfte bei der Arbeit sind.

Das Foto bezieht seinen Reiz nicht nur durch die Doppeldeutigkeit, die der Begriff der "körperlichen Arbeit" hier bekommt, oder durch den Kontrast zwischen der vermeintlichen Abgehobenheit der Gegenwartskunst und der Bodenständigkeit eines Berufs wie der Reinigungskraft, sondern lässt auch an die vielen Pannen denken, in den Kunstwerke unfreiwillig von Putzarbeitern zerstört worden sind. Die Ursünde: 1986 hatte übereifriges Reinigungspersonal in der Düsseldorfer Kunstakademie die berühmte Fettecke von Joseph Beuys (1921-1986) weggekratzt. Dafür zahlte das Land Nordrhein-Westfalen später 40.000 Mark Schadensersatz.

Ähnliche Fälle kamen in der jüngeren Kunstgeschichte immer wieder vor – so dass es fast scheint, Reinigungskräfte wären der natürliche Feind der Kunst. 2011 hatte eine Reinigungskraft in einem Dortmunder Museum Teile eines Kunstwerks von Martin Kippenberger weggeputzt. Im vergangenen Jahr hat eine Putzfrau hat in der Mannheimer Philippuskirche ein Kunstwerk für Müll gehalten und schwer beschädigt. In der Londoner Eyestorm Gallery räumte eine Reinigungskraft im Jahr 2001 versehentlich die Installation "Untitled" – Spuren einer Party – von Damien Hirst auf. Der amüsierte sich über den Vorfall. 2004 entfernte ein Mitarbeiter des Tate Britain eine Plastiktüte, die zu der Installation "Recreation of First Public Demonstration of Auto-Destructive Art" von Gustav Metzger gehörte. 

2007 entfernte die Stadtreinigung in Kassel Striche vom Asphalt, die einen Tag zuvor von der chilenischen Künstlerin Lotty Rosenfeld im Rahmen der Documenta 12 auf die Strasse vor dem Fridericianum angebracht wurden. Ihre Installation "Eine Meile aus Kreuzen auf dem Asphalt" sollte an ihre eigene Protest-Aktion gegen den Diktator Pinochet erinnern, bei der sie bereits 1979 weiße Streifen auf die Straßen Chiles klebte.

Da sieht das DPA-Bild von den fröhlich vor sich hinarbeitenden Reinigungskräften doch sehr harmonisch aus. Denn letztens Endes treffen diese Raumpfleger doch das vielgepriesene Kuratorische im wörtlichen Sinne, leitet sich der Begriff doch vom lateinischen Verb "curare" ab – was "kümmern" und "pflegen" bedeutet.