Vorschau: Performer Ragnar Kjartansson in Frankfurt

Mit Bart, Haartolle und Gitarre

Seine Performance auf der Venedig-Biennale 2009 ist unvergessen: Während der gesamten Dauer der Ausstellung hauste Ragnar Kjartansson damals in einem Palazzo am Canal Grande, produzierte unter den Augen der staunenden Öffentlichkeit Gemälde, leere Bierflaschen und Rockmusik am Fließband und inszenierte sich selbst als Klischee des Künstlergenies mit Bart und Dandy-Tolle.
 
Auch in anderen Installationen und Performances hat der 1976 geborene Isländer Sinn fürs Absurde gezeigt. Er filmte Klavierkonzerte im ewigen Eis, verkleidete sich als Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts und erstellte pseudoimpressionistische Gemälde oder trat als Robert Schumann, Schlagersänger, Ritter oder auch der Tod höchstselbst auf. Ragnar Kjartanssons Kunst ist interdisziplinär im umfassenden Sinne, er arbeitet mit Fotografie, Video und allen Mitteln des Theatralischen. Der Loop, die endlose Wiederholung, ist bei seinen Dauerperformances nicht nur eine Frage der sportlichen Ausdauer, sondern auch eine der Philosophie: Die meditative Zeiterfahrung befördert die tragikomische Wirkung.

Eine besondere Qualität des Isländers ist die Affinität zur Musik, die nichts von der etwas traurigen Amateurhaftigkeit vieler anderer Künstlerkollegen hat, die sich gern ein bisschen Coolness vom Pop leihen wollen. Seine kreative Karriere begann er als Teenie in seiner ersten Band, und heute arbeitet er unter anderem regelmäßig mit Musikern der isländischen Avantgardeband Sigur Rós zusammen.

Passend zum Thema der Frankfurter Buchmesse 2011, die Island als Gastland eingeladen hat, wird der Frankfurter Kunstverein Ragnar Kjartansson jetzt unter dem Titel „Endlose Sehnsucht, ewige Wiederkehr“ seine erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland ausrichten, mit über 15 Arbeiten des Künstlers, darunter Bilderserien, Installationen und Filme. Dazu wird es auch eine größere Neuproduktion geben.

Frankfurter Kunstverein, 19. August bis 16. Oktober, Eröffnung: Donnerstag, 18. August 2011, 19 Uhr