Ausstellung zu New Yorker Malerei in Bonn

Aufgenäht und zugesprayt

Das Kunstmuseum Bonn zeigt "New York Painting" als Stilmischung ohne Dogma

Die Malerei muss raus aus dem Rahmen, heißt es immer noch. Aber sollte sie gleich alle Türen hinter sich zuknallen? Im Studio von Ned Vena tut sie es. Der Reiz ist groß, seine mit Vinylfolien bespannten Brandschutzvorrichtungen zu öffnen. Sie sind mit den Angeln an der Wand eingehängt – Fertigbauteile, die ganz ohne Ölfarbe auskommen. Dunkle Moiré-Effekte zeichnen sich auf der Unterlage ab. Vena gehört zu den Entdeckungen, die Kurator Christoph Schreier in New Yorker Ateliers gemacht hat, vor allem in Brooklyn. Eine neue Richtung konnte er bei seinem ausgedehnten Rundgang nicht erkennen, eher ein unideologisches Nebeneinander von Gespraytem, Genähtem und Wiedergekautem.

Elf Beispiele gibt es derzeit im Kunstmuseum Bonn zu besichtigen. Joe Bradley etwa beharrt nicht nur stur auf der Pose des virilen Großleinwandbezwingers, er zitiert auch routiniert Basquiat, Baselitz oder Schnabel. Sein Motto: "the ghosts are welcome". Und zumindest der nach Helden hungernde Kunstmarkt gibt ihm recht. Vergangenen Herbst erzielte eine von Bradleys "Geisterbeschwörungen" bei Christie’s 1,5 Millionen Dollar. Auch Ruth Root begnügt sich damit, alte Gedanken wie eine Billardkugel in eine andere Richtung zu stoßen. Sie stellt in ihrer Küche riesige Farbfelder aus Aluminium und angenähten Stoffen her. Der 1988 geborene Ross Iannatti hat es als jüngster Teilnehmer dagegen auf Airbags vom Schrottplatz abgesehen. Die daraus geflickten Leinwände schmücken Schuhabdrücke und Flecken aller Art. Combine-Painting trifft hier schmerzfrei auf Minimal Art.

Handgemachte Durchlauferhitzer in den Kosmos bietet Ryan Sullivan. Latex, Kunststoff und Öl vermischt er zu strudelnden Oberflächen. Stets aus dem Blickwinkel eines Astronauten, der über Gebirge oder Flussirrgärten gleitet. Assoziationen zu Gurskys manipulierten Ozeanluftaufnahmen drängen sich auf. Da hat Antek Walczak einen Aktualitätssvorteil. Auf Kreidetafeln, die aus dem Physikunterricht stammen könnten, arbeitet er sich an indiskreten Botschaften aus dem Spamordner ab, an Zahlenkolonnen von Computerprogrammen oder Zeitungsartikeln über Drogen als neue Währung. Ein Datensammelsurium, das die Netzökonomie in zirkulare Sackgassen schickt. Das zumindest ist eine Zukunftsperspektive.