Ausstellung in Köln

Künstlerin Fiona Tan schafft aus Werbefotos der Wirtschaftswunderzeit einen Bildessay

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Foto: Archiv Museum Ludwig

Fiona Tan hat einen Bildessay geschaffen, der sich mit Fragen rund um Spontanität und Künstlichkeit beschäftigt

Die Künstlerin Fiona Tan hat aus einer Kölner Sammlung von Agfacolor-Abzüge der 50er- und 60-er Jahre einen Bildessay geschaffen, in dem sie Fragen von Spontaneität und Authentizität aufwirft

Das niederländische Wort "gaaf" bedeutet "makellos". Zugleich ist der Ausstellungstitel einer Soloschau von Fiona Tan im Museum Ludwig ein Anagramm des Markennamens Agfa. "Agfacolor" galt bis zur Jahrtausendwende als Synonym der Farbfotografie Made in Germany.

Auf Agfa-Material wurden Ufa-Kinofilme wie "Münchhausen" (1943) gedreht, aber auch Hollywoodschinken wie "Out of Africa" (1985). In der Werbebranche wurden Agfa-Emulsionen besonders wegen der natürlichen Farbwiedergabe geschätzt.

Im Gegensatz zu den leicht übersättigten Kodak-Farben war Agfacolor-Negativfilm von Pastelltönen dominiert. Heute, in Zeiten der Digitalfotografie, ist das Material vom Markt verschwunden. Aber es existieren noch Agfa-Abzüge und -Negative, zum Beispiel im Depot des Kölner Museums Ludwig. Das dort aufbewahrte Agfacolor-Werbearchiv, bestehend aus mehreren tausend zwischen 1952 und 1968 aufgenommenen Motiven, wurde nun von der 1966 in Indonesien geborenen Künstlerin Fiona Tan ausgewertet.

Auf der Basis der inszenierten historischen Bilder, die damals spontan und authentisch – wie von Amateuren fotografiert – wirken sollten, hat Tan einen Bildessay geschaffen, in dem Fragen von Künstlichkeit, Fake, Spontaneität und Authentizität behandelt werden. Nicht zum ersten Mal arbeitet Fiona Tan, die heute in Amsterdam lebt, mit Archivmaterial. Ebenfalls in Köln zu sehen ist Tans Serie "Vox Populi" (begonnen 2004), deren Fotos aus privaten Fotoarchiven und Familienalben stammen.