Während der Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Krise haben viele das Puzzlen als neues Hobby entdeckt. Einerseits ist das meditative Zusammensetzen von Pappstückchen ein effektiver Zeitvertreib, wenn man vom Streamen schon viereckige Augen hat und Lesen wie eine unbewältigbare geistige Anstrengung erscheint. Ein Sprecher des Spiele-Herstellers Ravensburger bezeichnete die Nachfrage als "heftigst", viele Motive seien ausverkauft. Puzzlen entspannt und schult die Geduld, die während der Kontaktbeschränkungen zweifellos gefragt ist. Man könnte das neue Lieblingshobby aber durchaus auch als Sehnsucht nach Odnung interpretieren. Aus einem Chaos aus Formen und Farben wird nach und nach ein vollständiges Bild - ein Prozess, den sich viele sicher auch in Bezug auf die Corona-Pandemie und ihre Folgen wünschen würden, wo vieles unübersichtlich und unsicher ist.
Während Alte-Meister-Gemälde immer wieder als Puzzle-Motive benutzt werden (Leonardo da Vincis "Mona-Lisa" gibt es mit herausfordernden 1000 Teilen), ist die zeitgenössische Kunst in der Spiele-Branche eher selten vertreten. Unter anderem will das nun die US-amerikanische Fotografin Alex Prager aus Los Angeles ändern, die einige ihrer Werke für 75 US-Dollar als Puzzles mit 500 Teilen anbietet.
Zusammensetzen kann man beispielsweise ihr Werk "The Extras" von 2019, das glamourös-bunte Statisten an einem Hollywood-Set zeigt. Pragers Fotografie ist von einem vergangenen Glanz des "American Dream" und Elementen von Werbe- und Kinoästhetik geprägt. Doch unter den polierten Oberflächen brodelt es. Die Figuren wirken erstarrt und puppenhaft, unter der Nostalgie blitzt Melancholie. Im Wimmelbild "The Extras" sehen die Figuren seltsam vereinzelt und beziehungslos aus. Zwischen den meisten bleibt ein Sicherheitsabstand. Unabsichtlich hat Alex Prager 2019 also ein Bild inszeniert, das in der Corona-Zeit eine neue Bedeutungsebene bekommen..