Alexander Hahn über die Schließung seiner Galerie

"Die ersten fünf Jahre funktioniert es super"

Nach zehn Jahren muss Alexander Hahn seine Berliner Galerie Aanant & Zoo schließen. Im Monopol-Interview erklärt er die Gründe – und was er jüngeren Kollegen raten würde

Alexander Hahn, es fällt auf, dass Galerien immer wieder nach acht bis zehn Jahren schließen. Woran liegt das?
Wenn man eine Galerie eröffnet, spannende Positionen präsentiert und auf den richtigen Messen mitmacht, schwimmt man auf eine Welle und steht im Fokus. Aber irgendwann flacht diese Welle ab und man muss sehen, woher der nächste Schwung kommt: Wie kann man die Galerie neu justieren, wie vorankommen? Wie kann man dem Spirit treu bleiben. Ich bin dann zu der Antwort gekommen, dass ich mein Programm schwer weiterführen kann, ohne mir untreu zu werden. Natürlich könnte man zum Beispiel irgendwo in Charlottenburg eine funktionierende Galerie mit Berliner Publikum machen, aber dann ist man aus dem internationalen Diskurs raus. Man hätte Künstler austauschen und mehr am Markt funktionieren müssen.

Gibt es keinen Mittelweg: gutes Programm und trotzdem erfolgreich am Markt?
Doch bestimmt. Aber mit der Ausrichtung meiner Galerie hätte ich diese Kurve nicht so ohne weiteres nehmen können.

Sie haben im letzten Jahr versucht, ob es auch ohne Messen geht. Offenbar geht es nicht.
Wir haben einen guten Sammlerstamm in den Jahren aufgebaut, der uns treu war und den wir auch ohne Messen bedienen konnten. Aber man kann sich nicht darauf ausruhen, eine Galerie ist auch an Wachstum interessiert. Und Sammler trifft man eben auf den internationalen Messen.

Auf Ausstellungseröffnungen kaufen die Sammler also tatsächlich nicht?
Die Fälle, in denen es über die Jahre passiert ist, kann ich an einer Hand abzählen. In Berlin weiß man das aber und macht sich auch nichts vor.

Haben die Künstler, die mit der Galerie gewachsen sind, nach zehn Jahren Ansprüche, die schwierig zu bedienen sind?
Für meine Galerie galt das nicht. Niemand, der Produktionskosten von 30.000 Euro für eine Skulptur vorgeschossen haben wollte. Ich hatte ja auch teilweise schon ältere Generationen im Programm, etwa die inzwischen verstorbene Channa Horwitz oder Gerhard Rühm.

Was würden Sie Leuten empfehlen, die überlegen, eine Galerie zu eröffnen?
Auf jeden Fall machen. Die ersten fünf Jahre funktioniert es super, und dann muss man schauen. Die Entwicklung des Kunstmarkts ist schwer vorhersehbar. Vielleicht findet man dann auch Partner, die einem erlauben, weiter zu wachsen.

Unterstützt die Politik die Galerien ausreichend?
Nein, das Gefühl habe ich nicht. Dass die Mehrwertsteuer bislang nicht gesenkt wurde, macht es den Galerien schwer. Vielleicht wäre es möglich gewesen, Künstler die noch nicht am Markt positioniert sind und somit ein bestimmten Jahresumsatz nicht überschreiten, mit einem minimalen Mehrwertsteuersatz zu belegen. Damit könnten Galerien solche Positionen leichter aufbauen. Auch eine staatliche Förderung finde ich eine interessante Grundidee. Die Aufbauarbeit von Künstlern übernimmt doch niemand sonst.

Was haben Sie erreicht in den zehn Jahren?
Dass wir Channa Horwitz wieder in den Fokus geholt haben, macht mich stolz, auch wenn ihr Nachlass jetzt von einer anderen Galerie vertreten wird und nun wohl auch ins Programm der Lisson Gallery kommt. Nachdem Channa gestorben war, kamen wir mit den Erben nicht auf einen Nenner. Für uns als junge Galerie war das schon ein harter Einschlag. Aus der Distanz freue ich mich darüber, dass wir sie aufgebaut haben. Und überhaupt, jede einzelne Ausstellung unserer Galerie hat wohl dazu beigetragen, dass die Künstler sich jeweils weiterentwickeln konnten. Auch unsere großen Themenausstellungen wie "The Age of the Poets" oder "Material Conceptualism" waren eine tolle Herausforderung und fanden enormen Zuspruch.

Wie geht es weiter mit Ihnen?
Der Name Aanant & Zoo verschwindet nicht einfach von der Bildfläche. Es wird uns weiterhin geben, wenn auch ohne Ausstellungen. Aber ich bin weiterhin mit den Künstlern im Austausch. Wir werden in den Räumen Veranstaltungen organisieren, und ich kann mir auch vorstellen, dass ich hier wieder eine Ausstellung machen werde. Im Moment nutzt ein Künstler die Räume als erweiterte Atelierfläche, zum Gallery Weekend wird darin eine Ausstellung der Kunstsaele gezeigt, mit denen wir das Foyer geteilt haben. Es bleibt also sehr lebendig. Zudem betreue ich auch noch die Kunstsaele mit. Man schließt ja nicht die Tür und ist aus der Welt.