Alexandra Bircken kombiniert in Köln das Beste aus zwei Welten

Eine prekäre modische Entscheidung: auf der einen Seite platinblond, auf der anderen brünett. Wer so färbt, wohnt entweder in Berlin-Marzahn oder ist eine internationale Stilikone, die sich ohnehin alles erlauben kann. Bei Alexandra Bircken zeigt überraschenderweise ein Ski stolz die hellen und braunen Fransen, sauber in der Mitte gescheitelt.
Die 1967 geborene Kölnerin, die erst vor sechs Jahren vom Modedesign in die Kunst wechselte, nutzt gern glatte Echthaarsträhnen für ihre Skulpturen, außerdem Textilien und alle möglichen Fundstücke. Ihre Objekte sind denkbar originell hergestellt: Sie strickt mit viel zu dicken Schnüren und produziert dabei Makramee-Persiflagen, knotet Nylonstrümpfe und dünne Schals um Metallgestelle im Vogelscheuchenformat und fixiert Stoff mit Wachs zu eigenartigen Hybriden aus Hart und Weich. „Blondie“ heißt ihre Einzelausstellung im Kölnischen Kunstverein, also nicht nach Hitlers Schäferhund benannt (der schrieb sich ohne e), sondern eher nach Debbie Harry und allen Blondinen dieser Welt – das Thema Weiblichkeit ist also gesetzt, allerdings von einer Künstlerin, die weder selbst Blond trägt noch sonst irgendeinem Klischee dümmlicher Zurückhaltung entspricht. Bircken setzt sich selbstbewusst als Erbin von Meret Oppenheims Pelztasse in Szene und vergisst auch Louise Bourgeois nicht, wenn sie beispielsweise Frauenfiguren mit einem Haus als Körper baut. Die surrealistische Tradition der absurden Begegnung höchst disparater Gegenstände und Materialien kombiniert sie mit einem guten Gespür für die grundsätzlichen Fragen der Skulptur: Form, Proportion, Balance. Nicht zuletzt gelingt die Eroberung des Raums, wenn ihre Geschöpfe das komplett ohne Trennwände belassene Erdgeschoss der Institution bevölkern wie Gestalten auf einer seltsamen Cocktailparty.
Nicht immer ist die Kombination von Modedesign und Kunst ein Erfolg versprechendes Gespann. Bei Alexandra Bircken aber führt die intime Kenntnis textiler Materialien und der selbstverständliche Umgang mit Accessoires und Alltagsobjekten zu einer Explosion skurriler Kreativität – Stylisten überflüssig.